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Besser schreiben über Ostern

Besser schreiben über Ostern In fünf Schritten zum perfekten Text.

Sex und Crime ziehen Leser an. Gute Sprache kann sie im Text halten. Doch die Wirkung von Texten hängt von weitaus mehr Faktoren ab. Die fünf Säulen eines Texts.

Frankfurt – Seit die Leserforschung den Redaktionen beinahe wöchentlich vorrechnet, wie sehr die tägliche Lesezeit und die Verweildauer in einzelnen Texten schwinden, wächst die Bereitschaft, sich Gedanken über die Wirkung von Texten zu machen. Nur noch etwa 25 Minuten pro Tag widmen sich Deutsche, Schweizer und Österreicher dem gedruckten Wort in der Tageszeitung. Journalisten-Trainer 

Peter Linden zählt fünf Säulen eines Textes auf, wie Leser länger gehalten werden können: 

 

1. Thema, Bild und Titel 

Soll der gedruckte Text maximale Wirkung erzeugen, kommt es in erster Linie auf das Zusammenspiel zwischen Bildgestaltung und Titel an. Aussagekräftige, nicht mit Information überfrachtete Fotos und ein Titel, der einen direkten Bezug zu Bild und Thema herstellt, sind die Schlüssel zum Erfolg. Kardinalfehler sind Aufmacher-Fotos, die nichts mit dem Aufmacher-Text zu tun haben. Und Überschriften, deren Sinn sich erst nach der Lektüre eines Texts erschließt. Es überrascht, in welchem Missverhältnis die Mühe, einen Text zu schreiben, mit der Mühe steht, diesen zu betiteln. Und wie viele Leser deshalb gar nicht ahnen, welch interessante Texte ihnen beim Durchblättern der Zeitung entgehen. 

 

2. Fakten, Cast und Perspektive 

Hat der Leser die Hürde Bild und Titel genommen, beginnt für Autor und Leser der Kampf gegen die Langeweile. Ein Kampf, den die Leser in der Regel sofort aufgeben. Langeweile entsteht, wenn Dinge zu lange weilen. Das können einzelne Sätze oder Absätze sein, vor allem aber sind es inhaltliche Längen, erzeugt durch zu ausführliche Wiederholung dessen, was dem Leser ohnehin vertraut ist. In allen Recherchebereichen, bei der Suche nach den Fakten, den geeigneten Protagonisten und der geeigneten Perspektive, gilt deshalb: ein Text ist umso weniger langweilig, je mehr er überrascht. 

 

3. Darstellungsform 

Die Darstellungsform ist ein Schlüssel, die Aufmerksamkeit der Leser zu gewinnen und zu halten. Besonders problematisch wird es, wenn sich Autoren nicht festlegen. Wenn sie nachrichtlich einsteigen und plötzlich beginnen zu kommentieren. Wenn sie den Text als Reportage starten, um ihn dann als Wortlaut-Interview versanden zu lassen. In der Regel hilft es den Lesern, wenn sie aus einer klar definierten Perspektive durch ein Geschehen oder eine Aneinanderreihung von Fakten geführt werden. In der Regel ist die Trennung der Genres nützlich, um Leser nicht zu verwirren und sich ihre Komplizenschaft und Kooperation zu sichern. Da funktioniert eine Zeitung nicht anders als das Kino. 

 

4. Dramaturgie und Spannung 

Die meisten Menschen haben Angst vor Fehlern. Die Angst vor Fehlern blockiert den Autor vor allem dramaturgisch. Was weglassen, um sich keine Kritik einzuhandeln? Welche Zitate und Protagonisten unterschlagen, weil sie nichts Wesentliches zu Thema und Geschichte beitragen? Die Lösung vieler: nichts weglassen, alles und jeden zitieren. Die Folge sind Texte, die sich chronologisch durch ein Geschehen quälen, die zitieren, aber nicht erklären, die aufzählen, aber nicht erzählen. 

Vor allem die Chronologie gehört bekämpft.

 

5. Sprache 

Wer die ersten vier Punkte ignoriert, wird beim Schreiben vor allem kämpfen. Er wird um Formulierungen ringen, im vergeblichen Bemühen, inhaltliche und dramaturgische Fehler auszugleichen. Nur wer die Sprache nicht als Selbstzweck begreift, wer ihr nicht alles aufbürdet, wird feststellen, dass sich viele Texte wie von selbst schreiben.

 

Über die fünf Säulen eines Texts hinaus gibt die „Journalisten-Werkstatt“ „Wie Texte wirken“ unter anderem Tipps zu der geeigneten Darstellungsform, analysiert exemplarisch Texte und vielfach dekorierte Preisträger zeigen, wie sie aus gelungenen Recherchen gelungene Texte machen.

 

Nützliche Tipps, seinen Stil zu verbessern, geben diese „Journalisten-Werkstätten“.

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