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Floskeln vermeiden: Richtig schreiben für Journalisten

Floskeln vermeiden: Richtig schreiben für Journalisten Stephan Töngi gibt Sprachtipps für Journalisten.

Stephan Töngi gibt Tipps für den richtigen Gebrauch der deutschen Sprache. Heute empfiehlt er, sprachlich auszumisten. „Vorsicht, Sprachfalle!“, Teil 34.

Mannheim – Wenn es darum geht, Floskeln zu vermeiden, kann man sich bei der noch relativ jungen Konstruktion „von daher" das erste Wörtchen schenken. 

Etwa im Satz: „Von daher ist die Entscheidung nachvollziehbar." 
„Daher ..." hätte gereicht und besser geklungen. 

In diese Kategorie fällt auch die Formulierung „für gewöhnlich": 
Das Wörtchen „für" ist hier überflüssig. 

Was ich ebenfalls nervig finde und häufig für überflüssig halte, ist die Formulierung „... oder nicht". 
Zum Beispiel in  Sätzen wie diesen: 

  • Mehr als vier Fünftel sind dafür, den Zölibat abzuschaffen, so dass katholische Priester selbst entscheiden dürfen, ob sie heiraten oder nicht. 
  • Fällt Paypal unter das Gebührenverbot oder nicht?   
  • Nur Fachleute können bewerten, ob der Fund noch „scharf" sei oder nicht.  

In allen drei Fällen verliert der jeweilige Satz keinerlei Information, wenn man auf „oder nicht" verzichtet. Denn diese Alternative kann man sich denken und somit schenken. 

Anders ist es in einem Konstrukt wie diesem:   
Fällt Paypal unter das Gebührenverbot oder greift hier eine gesetzliche Befreiung? 
Hier ist es wichtig, die Alternative zu benennen, weil diese sich nicht einfach so erahnen lässt. 

Damit es noch ein bisschen lustig wird, zitiere ich die eine Stelle bei einer Nachrichtenagentur komplett: 
„Fällt Paypal unter das Gebührenverbot oder nicht? Das Landgericht hat diese Frage nun mit Ja beantwortet." 
Entscheidungsfragen mit „oder" lassen sich aber nicht mit ja oder nein beantworten. 

 

Der nächste Freitag dreht sich um das/den Virus. 
Am vergangenen Freitag ging es um den Adel.

 

Stephan Töngi ist beim „Mannheimer Morgen“ für die Qualitätssicherung zuständig. Zuvor arbeitete er in der Politikredaktion als Redakteur sowie stellvertretender Ressortleiter. Bei seiner Tätigkeit begegnen ihm typische Schreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler. Mit seiner wöchentlichen Kolumne möchte er Kolleginnen und Kollegen davor bewahren, in die Fallen der deutschen Sprache zu tappen. 

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