Ausbildung
Newsroom

Richtig schreiben für Journalisten: Geschleift oder geschliffen?

Richtig schreiben für Journalisten: Geschleift oder geschliffen? Stephan Töngi gibt Sprachtipps für Journalisten.

„Vorsicht, Sprachfalle!“ Teil 39: Stephan Töngi gibt Tipps für den richtigen Gebrauch der deutschen Sprache. Dieses Mal beantwortet er die oben gestellte Frage.

Mannheim – Nicht alles, was ein Politiker von sich gibt, ist korrekt – ohne jedoch gleich Fake-News zu sein. 

 

Nehmen wir den bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden Markus Söder. Beim Thema Zentralabitur warnte er von baden-württembergischem Boden aus, man müsse aufpassen, dass das Niveau des Abiturs „in unseren beiden Ländern nicht geschliffen wird". Damit passte er sich dem alten baden-württembergischen Slogan an: „Wir können alles außer Hochdeutsch." 


Somit befinden wir uns schon mitten in der Problemzone des Verbs „schleifen". 


Was kann man nicht alles schleifen! Messer, Parkett, Diamanten, Reden, Rekruten. Oder Fußballer (man denke an den früheren deutschen Trainer Felix Magath, der nicht umsonst „Quälix“ genannt wurde). Es geht also darum, etwas zu schärfen, glätten, rhetorisch fein auszuarbeiten oder jemanden zu drillen. 


All das hat Söder jedoch nicht gemeint. Vielmehr hatte er im Sinn, vor allem das Süd-Abitur könnte seine starke Grundlage verlieren. Etwa so, wie siegreiche Heere früher nichts mehr von Festungen stehen ließen, sie also schleiften (und nicht schliffen!). 


Richtigerweise hätte Söder mahnen müssen, dass das Niveau des Abiturs „in unseren beiden Ländern nicht geschleift wird". Dann wäre ihm vielleicht eine geschliffene Rede gelungen.

 

Der nächste Freitag dreht sich um die reformierte Schreibweise von „verschrien“. 
Am vergangenen Freitag habe ich die Sonne scheinen lassen.


Stephan Töngi ist beim „Mannheimer Morgen“ für die Qualitätssicherung zuständig. Zuvor arbeitete er in der Politikredaktion als Redakteur sowie stellvertretender Ressortleiter. Bei seiner Tätigkeit begegnen ihm typische Schreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler. Mit seiner wöchentlichen Kolumne möchte er Kolleginnen und Kollegen davor bewahren, in die Fallen der deutschen Sprache zu tappen.

 

 

Top Meldungen aus Ausbildung