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Richtig schreiben für Journalisten: Sprachlichen Ballast über Bord werfen

„Vorsicht, Sprachfalle!“ Teil 47: Stephan Töngi gibt Tipps für den richtigen Gebrauch der deutschen Sprache.

Mannheim – Was wäre die Sprache ohne Füllwörter? Einen Tick weniger umständlich.  Daher plädiere ich dafür, bestimmte Wörter zu hinterfragen und auf unnütze Begriffe zu verzichten – Lese- und Schreibfluss werden es Ihnen danken. Hier und in den  nächsten beiden Newsletter führe ich unnötige Formulierungen auf, die mir bei meiner Arbeit immer wieder begegnen. 


Erst kommt gefettet das unnötige Wort, danach folgen in Normalschrift Beispiele und kursiv die Erläuterung.

Absenkung: 
„Aber auch die Absenkung der Zahl der Parteitagsdelegierten von 600 auf 450 scheiterte." 
Begründung: Eine Senkung bedeutet immer, dass es nach unten geht, also abwärts.
Besser: Senkung. 
Mancher Artikel:
Das Wetten, dass..?“-Urgestein Frank Elstner (77) wechselt den Kanal."
oder: 
„Nach langer Pause tritt der Sänger Wolfgang Petry („Wahnsinn“)  live vor TV-Kameras auf." 
oder:
Die Digitalexpertin Esken sitzt seit 2013 im Bundestag …"
Begründung: In solchen Sätzen kann jeweils der unterstrichene Artikel weggelassen werden, ohne dass etwas fehlt. In meinen Ohren klingt das dann sogar eleganter. 
Beide:  
„Meet a Rabbi“ heißt die Initiative, in deren Rahmen die beiden Rabbiner Avichai Apel und Julian-Chaim Soussan Schulen besuchen."
Begründung: Dem Leser darf man zutrauen, mühelos bis auf zwei zählen zu können. Daher ist das Zahlwort „beide“ hier verzichtbar. 
Bestehende Möglichkeiten: 
„Minister Beuth kündigte an, sein Ministerium werde alle Waffenbehörden in Hessen sensibilisieren, die bestehenden Möglichkeiten zum Waffenentzug voll auszuschöpfen.“ 
Begründung: Überflüssig, denn Möglichkeiten, die nicht bestehen, lassen sich nicht ausschöpfen. 
Derzeit: 
„Dabei soll der Exportanteil nach Angaben der Geschäftsführung von derzeit 25 Prozent auf 50 Prozent ausgebaut werden.“ 
Begründung: Dieser Satz ist ohne die Zeitangabe „derzeit“ genauso klar. 
Einige: 
„Der Sarg zeige einige Risse und andere Schäden, teilte das Antikenmuseum mit.“ 
Begründung: Der Satz würde nichts verlieren, wenn er ohne "einige" daherkäme, weil das Akkusativ-Objekt Risse ja schon den Plural ausdrückt.   
Entstandener Schaden: 
„Die Polizei schätzte den entstandenen Sachschaden auf mehrere Hunderttausend Euro.“
oder
„Das Unternehmen müsse alle entstandenen Schäden beheben, so ein Richter." 
Begründung: Wenn wir von Schaden reden oder schreiben, reden oder schreiben wir automatisch von etwas, das bereits entstanden ist. Andernfalls gäbe es nichts zu bereden. 

 

Am nächsten Freitag steht wieder Diät auf dem Speiseplan (Teil 2).

Der vergangene Freitag widmete sich dem Zuhause

 

Stephan Töngi ist beim „Mannheimer Morgen“ für die Qualitätssicherung zuständig. Zuvor arbeitete er in der Politikredaktion als Redakteur sowie stellvertretender Ressortleiter. Bei seiner Tätigkeit begegnen ihm typische Schreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler. Mit seiner wöchentlichen Kolumne möchte er Kolleginnen und Kollegen davor bewahren, in die Fallen der deutschen Sprache zu tappen.

 

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