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Jobaussichten im Journalismus: So wird 2021 kein verlorenes Jahr

Jobaussichten im Journalismus: So wird 2021 kein verlorenes Jahr Mediencoach Attila Albert.

Nach der kurzen Hoffnung, die Impfung würde alles schnell lösen, sieht 2021 für viele Medienprofis wie der nächste Totalausfall aus. Doch es muss kein verlorenes Jahr sein, sagt Mediencoach Attila Albert. Vier Strategien können dabei helfen, es trotz aller Einschränkungen sinnvoll zu nutzen.

Berlin – Vor einigen Wochen waren wohl auch die meisten Medienprofis noch davon überzeugt, bald ihr gewohntes Leben wieder aufnehmen zu können. Mit dem Impfstoff sollte doch endlich, so das Versprechen, alles wieder normal werden. Diskutiert wurden schon Befürchtungen wie: „Was, wenn man uns das Homeoffice wieder wegnimmt?“ Aber nun ist der Impfstoff da, die Normalität aber fast weiter entfernt als zuvor. Mancher hat bereits seinen Sommerurlaub abgeschrieben, andere gleich das gesamte Jahr: 2021 wird der nächste Totalausfall.

 

„Nur noch dreimal Lockdown, und dann ist schon wieder Weihnachten“, kommentierte eine Journalistin mit resigniertem Humor. Sicher ist es eine Option, angesichts der Umstände seine beruflichen und privaten Pläne weitgehend aufzuschieben. Abzuwarten, wie sich alles entwickeln wird. Doch schon für die psychische Gesundheit ist es sinnvoll, sich trotz all der Beschränkungen ein gewisses Maß an Selbstbestimmung zu erhalten. Zwölf verlorene Monate müssen nicht sein. Hier vier Strategien, die Ihnen dabei helfen können.

 

Jobwechsel bei kalkuliertem Risiko

Nur die wenigsten werden inmitten all der Unsicherheiten und wirtschaftlichen Einbrüche riskieren wollen, eine Festanstellung freiwillig aufzugeben. Das ist nachvollziehbar und insbesondere sinnvoll, wenn Sie derzeit nur wenige Risiken tragen können, etwa eine längere Arbeitslosigkeit nach einer nicht bestandenen Probezeit oder wegen der Insolvenz des neuen Arbeitgebers. Keine Gewissensbisse also, wenn Sie 2021 aussitzen wollen!

 

Anders sieht es aus, wenn Sie Risiken eingehen können, weil Sie kein Alleinverdiener sind oder Rücklagen haben. Dann bieten sich gerade jetzt, wenn viele andere weniger wagen können, besondere Chancen. Denn selbstverständlich bewegt sich die Branche auch in einer Krise, müssen viele Medienhäuser gerade jetzt neu planen, anpassen und besetzen, schaffen auch neue Stellen. 

 

Selbstständigkeit in Ruhe vorbereiten

Wer gerade arbeitslos ist, erwägt wegen der Dauerkrise möglicherweise, eine immer wieder überlegte Selbstständigkeit nun endlich auszuprobieren, weil sich einfach keine passenden Job-Angebote einstellen. Auf den ersten Blick scheint das widersinnig: Ausgerechnet jetzt, wo selbst etablierte Freiberufler und Unternehmen zu kämpfen haben? Doch gerade der antizyklische Ansatz kann sinnvoll sein, weil er den Realitäten einer Gründung entspricht.

 

Eine Selbstständigkeit braucht eine mehrmonatige Vorbereitung: Konzept und Planung im Detail, praktische Umsetzung (z. B. Webseite, Social-Media-Auftritte) und eine gewisse Zeit, um potenzielle Kunden anzusprechen, erste Meinungen zu Ihrem Angebot einzuholen und es eventuell anzupassen. Hier kann Ihnen die"„tote Zeit“ die Gelegenheit geben, sich so vorzubereiten, dass Sie bereit sind, wenn sich die Umstände wieder normalisieren.

 

Eigene Leistung realistisch sehen

Vielen Menschen fällt es wegen der nervlichen und praktischen Belastungen enorm schwer, so effektiv wie zu normalen Zeiten zu sein. Alles scheint schwerer von der Hand zu gehen, länger zu dauern. Eine befreundete Journalismus, den ganzen Tag allein im Büro, gestand mir, dass sie dort kürzlich tagsüber zwei Stunden auf der Couch geschlafen hatte. Die Situation macht viele (nicht alle) müde, mehr als es die dunkle Jahreszeit sonst tut.

 

Erlauben Sie sich hier ein realistisches Maß: Sie werden 2021 wahrscheinlich weniger schaffen als sonst, aber das ist in Ordnung. Sie müssen keine neuen Kochrezepte oder Fremdsprachen lernen, auch nicht der ideale Partner oder Elternteil sein. Halbwegs geordnete Routine ist unter diesen Umständen schon ein Erfolg, auf den Sie stolz sein können. Seien Sie verständnisvoll mit sich selbst, teilen Sie Ihre Kräfte langfristig ein.

 

Persönliche Prioritäten überdenken

Die Corona-Krise hat schon eine Menge Fassaden bröckeln lassen, bei Menschen wie bei Organisationen. Das mag im Einzelfall enttäuschend sein, gibt Ihnen aber die Gelegenheit, Ihre Prioritäten zu überdenken. Wem und was wollen Sie 2021 so viel Aufmerksamkeit widmen wie im vergangen Jahr? Das mit Blick auf Ihre begrenzten Ressourcen, konkret Ihre Zeit und Kraft, und was Sie anderweitig verpassen, wenn Sie sich dem weiter widmen.

 

Bei vielen Medienprofis sehe ich eine enorme Ernüchterung, was den Sinn von Social Media und Chats für ihr eigenes Leben – vor allem ihre Lebensqualität – angeht. Private Accounts werden deaktiviert oder ganz gelöscht. Mancher stellt fest, dass er vielleicht weniger auf Twitter diskutieren sollte, dafür einmal die eigene Webseite aktualisieren oder sich generell sinnvolleren Dingen widmen. Weniger Zeit für Negativität ist ein Akt der Selbstfürsorge.

 

Persönlich würde ich empfehlen, in dieser Zeit ein bisschen Humor wiederzuentdecken. Wer in einer schwierigen Zeit gar nicht mehr lachen kann – über die Situation, über sich selbst –, löst Probleme nicht leichter oder besser. Im Gegenteil: Ein Lachen, auch wenn es anfangs eher ironisch, zynisch oder sarkastisch ist, schafft eine erste innere Distanz. Man lässt nicht mehr alles an sich heran, auch wenn es einen voll betrifft. Das erleichtert Entscheidungen, die weniger emotional getrieben sind, und gibt Ihnen neue Stärke und Zuversicht.

 

Wälzen Sie also nicht pausenlos nur Probleme – vom eigenen Haushalt bis zur Weltlage –, sondern erlauben Sie sich immer auch lustige, leichte Filme, Serien, Bücher und Gespräche. Manchmal geht im Leben – wie 2020/21 – so viel schief, dass man darüber nur noch lachen kann. Suchen Sie sich Menschen, die Sie amüsieren, ermutigen und innerlich stärken, nicht nur welche, die pausenlos „kritisch“ sind. Die gelegentliche Auseinandersetzung muss sein, innere Ruhepausen aber ebenso. Das Jahr wird noch lang werden, und Sie profitieren davon, wenn Sie gestärkt und geordnet sind, wenn das normale Leben wieder losgeht.

 

Zum Autor: Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis aus Journalismus, PR und Unternehmenskommunikation als Coach. Schwerpunkt: Berufliche und persönliche Neuorientierung. Im April 2020 erschien sein Buch: „Ich mach da nicht mehr mit“ (Gräfe und Unzer). Mehr als 20 Jahre hat er selbst als Journalist gearbeitet, u.a. bei der „Freien Presse“ in Chemnitz, „Bild“ und „Blick“. Für einen Schweizer Industriekonzern baute er die globale Marketingkommunikation mit auf. Er hat Betriebswirtschaft und Webentwicklung studiert.


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