Journalismus
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"Viele hochkarätige Bewerbungen" bei stern+

"Viele hochkarätige Bewerbungen" bei stern+ Stephan Schmitter: 30 Millionen für stern+ (Foto: RTL)

Wohin es nach dem G+J-Debakel geht, sagt RTL-Content-Chef Stephan Schmitter in einem Interview mit der FAZ. Ist das Tal der Tränen bereits durchschritten und war vieles nur ein Mißverständnis?

"Wir spüren, dass die Branche langsam ein Gefühl dafür entwickelt, welches Potential in stern+ steckt", sagt RTL-Contentchef Stephan Schmitter im FAZ-Interview. Er begründet das mit "vielen hochkarätigen Bewerbungen". Schmitter verrät auch, wie er die 30 Millionen Euro in das Digitalangebot investieren will und welche Inhalte es bei stern+ geben wird.

 

Michael Hanfeld spricht Stephan Schmitter, den Chief Content Officer von RTL Deutschland, im FAZ-Interview zunächst auf die Kürzungen und Magazineinstellungen bei Gruner + Jahr an. Diese sind laut Schmitter unausweichlich gewesen: "Wir konzentrieren uns auf die großen Gruner + Jahr-Kernmarken und behalten 70 Prozent der momentanen Auflage bei RTL Deutschland. 20 Prozent des Portfolios wollen wir verkaufen und bei der Auswahl der Käufer sicherstellen, dass die Titel und möglichst viele Arbeitsplätze erhalten bleiben. Lediglich 10 Prozent des momentanen Portfolios stellen wir ein. Das sind 23 Line Extensions und Spezialmagazine, die schon seit Längerem einen schweren wirtschaftlichen Stand im hart umkämpften Markt haben. In die Marken, die bei uns bleiben, werden wir bis 2025 massiv investieren. 30 Millionen in das Gruner + Jahr-Portfolio rund um Brigitte, Gala und Schöner Wohnen, 20 Millionen in neue Räumlichkeiten und hybride Arbeitswelten und noch mal 30 Millionen in stern+."


Schmitter widerspricht im FAZ-Gespräch zugleich der Darstellung, die Zeitschriften von Gruner + Jahr seien zu Verlustbringern heruntergerechnet worden: "Das stimmt nicht. Wir haben keinen einzigen Titel zum Verlustbringer heruntergerechnet. Es gibt auch keinen vernünftigen Grund, warum wir das tun sollten. Insgesamt versuchen wir, in intensiven und konstruktiven Gesprächen mit dem Betriebsrat gute Lösungen für rund 500 Vollzeitstellen zu finden. Davon entfällt ungefähr ein Fünftel auf die Redaktionen. Den Großteil müssen wir in den Verlags-, Support- und Technikbereichen abbauen, da die Größe dieser Abteilungen leider nicht mehr zur wirtschaftlichen Entwicklung unseres Printportfolios passt. Mit den vielen Mitarbeitenden, die bleiben, konzentrieren wir uns mit ganzer Kraft auf die starken Hauptmarken wie Stern, Geo, Capital, Gala, Brigitte, Schöner Wohnen, Chefkoch oder Eltern."

 

Vor allem am Beispiel Stern will Schmitter in der FAZ aufzeigen, dass bei RTL in Sachen Journalismus längst nicht nur gespart wird. Das Digitalangebot stern+, in das - wie bereits angekündigt - massiv investiert werden soll, bezeichnet der RTL-Inhaltechef als eines der ambitioniertesten journalistischen Projekte des Landes: "Wir spüren, dass die Branche langsam ein Gefühl dafür entwickelt, welches Potential in 'stern+' steckt. Wir bekommen viele hochkarätige Bewerbungen von anderen Qualitätsmedien, und die Mails haben häufig den Tenor, bei diesem besonderen Projekt unbedingt dabei sein zu wollen", sagt Schmitter. Wenn alles sortiert und neu aufgestellt sei, werde man bei RTL Deutschland mit über 1300 Journalistinnen und Journalisten eines der größten journalistischen Teams des Landes beschäftigen und mit zwei der renommiertesten Journalistenschulen in Deutschland für hervorragend ausgebildeten Nachwuchs sorgen. "Ich denke, all das unterstreicht, welch tragende Säule Journalismus für RTL Deutschland ist", betont Schmitter.

 

Auch auf das inhaltliche Angebot von stern+ geht Schmitter im Interview mit der FAZ ein. So werde dies "auch die Heimat der digitalen Inhalte von Capital und Geo inklusive ihrer reichhaltigen Archive" sein: "Damit wollen wir ein hochattraktives Angebot für eine breite Nutzerschaft gestalten, das eingebunden ist in die RTL News und somit täglich auf rund acht Stunden exklusiven Bewegtbild-Content zugreifen kann. Darüber hinaus planen wir auch ein großes, speziell auf die Nutzerinnen und Nutzer zugeschnittenes Audio-Angebot. In Kooperation mit n-tv  soll stern+ zudem eine ganz eigene Breaking-News-Komponente bekommen." Schmitter: Wir haben eine genaue Vorstellung, wie wir die 30 Millionen Euro bestmöglich investieren, um ein journalistisches Digitalangebot aufzusetzen, das es in dieser Form im Markt noch nicht gibt."

 

Derzeit ist der Stern digital abgehängt, hat rund 14.000 digitale Abonnenten. 

Stephan Schmitter kündigt in der FAZ an, dass es im zweiten Quartal eine große Geo-Quizshow bei RTL am Samstagabend geben solll. Darüber hinaus werde die ehemalige Gruner+Jahr-Marke Geo ab Spätsommer mit einer ganzen Reihe von hochwertigen Dokumentationen bei unseren Sendern und im Streaming vertreten sein.

 

Die große Multimedia-App, die RTL lange Zeit plante, die aber zu scheitern schien, kommt doch. Und zwar laut Schmitter im Laufe des Jahres: "In der App wird es einen RTL+-Read-Bereich geben, den wir eng mit stern+ verzahnen." Man wolle "die Idee umsetzen, verschiedene Gattungen auf einer App zusammenzubringen." RTL+ habe mehr als vier Millionen Abonnenten und sei im letzten Jahr um 48 Prozent gewachsen. Als Programmhighlights kündigte Schmitter an: eine Neuauflage des "Pumuckl" mit Florian Brückner als Meister Eder, das Comeback von Hape Kerkeling im "Club Las Piranjas", die zweite Staffel vom "König von Palma" und die dritte Staffel der Serie "Sisi".