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dpa

„Tagesschau“ mit Quatsch − Grimme-Institut nominiert Tiktok-Kanäle

Der Grimme Online Award gilt als Wegweiser, wenn man in der Fülle an Internet-Angeboten die richtig guten finden will. 2021 gehen Corona-Formate und Podcasts ins Rennen um die Auszeichnung − aber auch Kanäle auf einer Plattform, die viele noch nicht ernst nehmen.

Köln (dpa) − Unter den Nominierten für den renommierten Grimme Online Award sind erstmals auch Formate aus der Video-App Tiktok. Wie das Grimme-Institut am Donnerstag mitteilte, geht in diesem Jahr unter anderem der Tiktok-Kanal der „Tagesschau“ in das Rennen um die Auszeichnung. Ebenfalls nominiert wurde Moderator Niklas Kolorz, der auf seinem Kanal in dem Netzwerk sperrige Wissensthemen verständlich aufbereitet.

 

Tiktok gehört dem chinesischen Konzern Bytedance und hat in den vergangenen Jahren einen enormen Aufschwung erlebt − vor allem in jungen Zielgruppen. Den Auftritt der ehrwürdigen „Tagesschau“ auf der Plattform würdigte das Grimme-Institut mit den Worten: „Die „Tagesschau“ bietet auf ihrem Tiktok-Kanal Nachrichten in maximal einer Minute − und den plattformtypischen Quatsch.“ Damit werde ein Publikum erreicht, das kein lineares Fernsehen mehr verfolge. Seriöse Information und „junge“ Umsetzung passten zusammen.

 

Insgesamt wurden 28 Angebote für den undotierten Grimme Online Award nominiert, der als wichtigste Auszeichnung für herausragende Online-Publizistik in Deutschland gilt. Zugleich bildet er immer wieder die großen Themen und Internet-Trends der aktuellen Zeit ab. Im Pandemie-Jahr finden sich unter den Nominierten viele informative und mitunter auch schwere Themen. „Es ist wirklich ein sehr ernster Jahrgang“, befand Grimme-Direktorin Frauke Gerlach. Darin spiegele sich die gesellschaftliche Realität wider.

 

Unter den Nominierten mit Corona-Bezug befindet sich unter anderem das ehrenamtliche Projekt „Corona Leichte Sprache“, das aktuelle Nachrichten und Hintergrundwissen sehr verständlich formuliert. „Zeit Online“ geht mit „Das Coronavirus in Grafiken, Karten und Illustrationen“ ins Rennen um den Award.

 

Einen weiteren Schwerpunkt bilden Angebote, die sich mit rechter Gewalt beschäftigen − etwa der Podcast „Halle nach dem Anschlag“ oder „190220 − Ein Jahr nach Hanau“, ebenfalls ein Podcast. Generell ist die Zahl der Podcasts auf der Nominierten-Liste hoch − ein Zeichen, dass sie als Medium voll im Trend liegen. „Es zeigte sich, dass viele Angebote mittlerweile einen hohen Standard haben − inhaltlich und produktionstechnisch“, urteilte die Nominierungskommission, die sich durch viele Stunden Material hörte. Zu den nominierten Produktionen gehören etwa „Going to Ibiza“ von „Süddeutscher Zeitung“ und FYEO und „Pandemia − Die Welt. Die Viren. Und wir.“ von Viertausendhertz.

 

Eine besondere Nominierung ist in der Kategorie „Kultur und Unterhaltung“ zu finden, in der das Grimme-Institut dem Hamburger Schulleiter Björn Lengwenus Aussichten auf einen Award macht. Er wurde mit der Youtube-Show „Dulsberg Late Night“ nominiert, die er in der Corona-Pandemie als Begleitung zum Homeschooling erfand.

 

Eine Spezial-Nominierung erhielt die Komikerin Enissa Amani mit ihrem Format „Die beste Instanz“. Die Talkshow war eine Reaktion auf eine Ausgabe des WDR-Talks „Die letzte Instanz“, in der unter anderem die Frage „Das Ende der Zigeunersauce: Ist das ein notwendiger Schritt?“ diskutiert worden war und an der es viel Kritik gegeben hatte. Einer der Kritikpunkte war, dass die Diskussion ausschließlich von weißen Gästen geführt wurde. Amani initiierte daraufhin ein eigenes Talk-Panel auf ihrem YouTube-Kanal.

 

Am 17. Juni sollen die Gewinner des Grimme Online Award bekanntgegeben werden. Möglich sind bis zu neun Preisträger.

 

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