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dpa - Deutsche Presseagentur GmbH

Türkischer Investigativjournalist Ahmet Sik wechselt in Politik

Sik war im April wegen Unterstützung von Terrororganisationen zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Im selben Verfahren erhielten auch der „Cumhuriyet“-Chefredakteur Murat Sabuncu und mehrere weitere Mitarbeiter der Zeitung mehrjährige Haftstrafen.

Istanbul (dpa) − Der bekannte türkische Investigativjournalist Ahmet Sik wechselt in die Politik. Er werde bei der Parlamentswahl im Juni als Abgeordneter für die pro-kurdische Oppositionspartei HDP in Istanbul kandidieren, teilte Sik am Donnerstag im Kurznachrichtendienst Twitter mit. Zugleich erklärte er, er habe bei seinem Arbeitgeber, der regierungskritischen Zeitung „Cumhuriyet“, gekündigt.

 

„Ich kandiere, um die Mauer des Schweigens einzureißen, und um unser schönes Land mit dem Licht der Wahrheit zu erleuchten“, teilte er mit. Die Türkei habe die „Dunkelheit der Lügen“ nicht verdient.

Sik war im April wegen Unterstützung von Terrororganisationen zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Im selben Verfahren erhielten auch der „Cumhuriyet“-Chefredakteur Murat Sabuncu und mehrere weitere Mitarbeiter der Zeitung mehrjährige Haftstrafen. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig. Sik saß 430 Tage in Untersuchungshaft und war im März entlassen worden.

Sik ist scharfer Kritiker von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und dessen islamisch-konservativer AKP-Regierung. Der ehemalige Journalist hatte zudem schon vor Jahren vor der Unterwanderung des türkischen Staates durch die Gülen-Bewegung gewarnt. Er kritisierte aber auch wiederholt die ehemals enge Verbindung von Gülen und Erdogan. Die türkische Führung macht die Gülen-Bewegung für den Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich.