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Mathias Döpfner: Journalistische Unabhängigkeit bewahren

„Wenn Zeitungen einmal öffentliche Subventionen bezogen haben, werden sie auch künftig kaum mehr darauf verzichten wollen. Damit aber würden sie ihre Freiheit riskieren“, schreibt der BDZV-Präsident.

Berlin (dpa) - Der Präsident des Zeitungsverlegerverbands BDZV, Mathias Döpfner, appelliert in Coronavirus-Zeiten an Verlage, sich mit Blick auf staatliche Hilfen die journalistische Unabhängigkeit zu bewahren. In einem Schreiben an die Mitgliedsverlage des Verbands, das der Deutschen Presse-Agentur vorlag, betonte er am Mittwoch: „Wenn es wirtschaftlich schwieriger wird, können öffentliche Gelder und staatliche Zuschüsse wie ein rettender Strohhalm erscheinen. Doch bei allem Verständnis: Wir müssen unsere journalistische Unabhängigkeit bewahren. Wenn Zeitungen einmal öffentliche Subventionen bezogen haben, werden sie auch künftig kaum mehr darauf verzichten wollen. Damit aber würden sie ihre Freiheit riskieren.“

 

Döpfner ergänzte, die Frage, welche Gelder man vom Staat annehme, sollte immer unter dem Gesichtspunkt bewertet werden, ob die journalistische Unabhängigkeit uneingeschränkt gewahrt bleibe. Der BDZV-Präsident, der auch Vorstandsvorsitzender des Medienkonzerns Axel Springer („Bild“, „Welt») ist, sieht diese Unabhängigkeit bei der vom Staat schon länger geplanten Förderung speziell für die Zeitungszustellung gegeben, sie sei mehr denn je notwendig. „Sie soll dafür sorgen, dass alle Zeitungen weiterhin auch in denjenigen Regionen des Landes erhältlich sind, in denen der Vertrieb unserer journalistischen Inhalte uns vor große wirtschaftliche Herausforderungen stellt.“ Von den redaktionellen Strukturen der Verlage sei diese Förderung komplett getrennt.

 

Die Rufe nach den staatlichen Hilfen für die Zeitungszustellung wurden zuletzt lauter. Ein genaues Konzept des Bundes für die Förderung ist noch nicht bekannt. Für 2020 sind 40 Millionen Euro für die Zustellung von Tageszeitungen und Anzeigenblättern vorgesehen.

 

In der Coronavirus-Krise gibt es derzeit zwei deutliche Effekte für Zeitungs- und Zeitschriftenverlage: Die Nachfrage nach journalistischen Inhalten steigt stark, und es werden vielerorts mehr Digital-Abos abgeschlossen als sonst. Zugleich verzeichnen die Medienhäuser aber starke Rückgänge im Anzeigenmarkt.

 

Döpfner ging in dem Schreiben auch auf Digital-Abos und Bezahlschranken im Internet ein. Er werde „in diesen Tagen immer wieder darauf angesprochen, warum wir unsere digitalen Inhalte in dieser Krisenzeit nicht kostenfrei anbieten. Meine Antwort darauf ist einfach: Unabhängiger Journalismus mit verantwortlicher Absenderschaft ist wie ein Grundnahrungsmittel, wie Butter und Brot. Niemand würde auf die Idee kommen, diese Waren des täglichen Bedarfs gratis abzugeben.“ Wer digitale Geschäftsmodelle in der Krise stärke, erschließe der Branche eine Zukunft.