Multimedia
dpa

ARD-Vorsitzende Karola Wille: Die Zukunft ist crossmedial

ARD-Vorsitzende Karola Wille ist sich sicher, dass Radio und Fernsehen Zukunft haben. Aber die öffentlich-rechtlichen Sender müssen sich nach ihrer Überzeugung deutlich verändern. Nur nicht beim Qualitätsanspruch.

Berlin (dpa) − Stillstand geht nicht, die Öffentlich-Rechtlichen müssen sich weiterentwickeln, die Zukunft ist crossmedial − die Kernthesen der ARD-Vorsitzenden Karola Wille passten zum Rahmen. Bei der Digitalkonferenz re:publica in Berlin stellte Wille dem netzaffinen Publikum ihre Vision der ARD vor. Radio und Fernsehen sollen trotz des voranschreitenden Transformationsprozesses auf absehbare Zeit unverzichtbarer Bestandteil des Angebots bleiben. Wichtig sei aber, das Produktportfolio weiterzuentwickeln, in dem zum Beispiel Apps und Mediatheken eine zunehmend wichtige Rolle spielen. 

 

Entscheidend sei, die alten publizistischen Stärken auf die neuen Medien zu übertragen, sagte Wille. Eine Herkulesaufgabe bleibe es, die Jüngeren anzusprechen, die aus dem Kika-Alter raus sind, also die Gruppe der 14- bis 29-Jährigen. Das im Oktober gestartete Jugend-Angebot Funk sei mit 150 Millionen Video-Abrufen bei Facebook und YouTube bis April bereits erfolgreich.

Zum Dauerbrenner Rundfunkbeitrag sagte Wille: „Wir sind gegenüber den Beitragszahlern zu größtmöglicher Wirtschaftlichkeit verpflichtet.“ Der Beitrag müsse auch künftig angemessen sein, was nicht heiße, dass er langfristig stabil bleibe, so die MDR-Intendantin und ARD-Vorsitzende. Bis 2020 ist er auf 17,50 Euro pro Monat festgelegt. Dafür schließt Wille Abstriche an anderer Stelle aus: „Wir müssen für Qualität stehen, für Inhalte-Exzellenz in allen Genres.»

Hans Demmel, Vorstandsvorsitzender beim Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT), widersprach beim letzten Punkt nicht, sieht aber vieles anders als die ARD-Vorsitzende: Von öffentlich-rechtlichen Inhalten auf werbefinanzierten Social-Media-Plattformen wie Facebook hält er wenig.

Denn Facebook ziehe mit Hilfe solcher journalistischen Inhalte Werbung ab − auf Kosten von Medienunternehmen, die dadurch massiv gefährdet würden. Ebenfalls kritisch sieht er Pläne, Sendungen in den öffentlich-rechtlichen Mediatheken deutlich länger als nur sieben Tage zur Verfügung zu stellen. „Jede Ausweitung dieser Angebote ist mit Kosten verbunden.“

Und noch skeptischer ist Demmel, gleichzeitig Geschäftsführer beim Nachrichtensender n-tv, bei den Apps der Öffentlich-Rechtlichen. Sie sind bei privaten Medienunternehmen auch aus der Printbranche seit Langem immer wieder Anlass zur Kritik, weil sie das eigene Geschäftsmodell torpedieren. Es sei n-tv unmöglich, auch nur darüber nachzudenken, die eigene App kostenpflichtig zu machen, sagte Demmel.