Pressefreiheit
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BDZV-Präsident Mathias Döpfner: "Wir sind Deniz"

Nach der Anordnung von Untersuchungshaft gegen „Welt“-Korrespondent Deniz Yücel hat der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger, Mathias Döpfner, zum Kampf für die Freiheit von Kunst und Medien aufgerufen.

Berlin (dpa) − dpa dokumentiert den auf welt.de unter der Überschrift „Wir sind Deniz“ veröffentlichten Beitrag des Axel-Springer-Vorstandschefs in Wortlaut-Auszügen:

„Gedankenfreiheit, Kunstfreiheit und Pressefreiheit sind hoffentlich unbequem. Aber: Die Demokratien der Mitte, die den Schutz dieser Freiheiten als konstituierende und also unter allen Umständen schützenswerte Elemente ihres Systems begreifen, sind weltweit geschwächt, matt, zum Teil taumelnd. Sogenannte Populisten, Kaum-Demokraten und Diktatoren sind dagegen im globalen Angriffsmodus und stürmen von Erfolg zu Erfolg − die Verachtung und Einschränkung intellektueller Freiheiten ist dabei ein Muster. Vor allem als Mechanismus der Einschüchterung.

(...)

Da wundert es nicht, dass auch der Präsident der Türkei die Einschüchterung kritischer Journalisten zum systematischen Mittel seines Regierungsstils erhoben hat. Der jüngste Fall: „Welt“-Korrespondent Deniz Yücel wurde der „Propaganda für eine terroristische Vereinigung“ und der „Aufwiegelung der Bevölkerung“ beschuldigt und in Polizeigewahrsam genommen. Am Montag beantragte ein Staatsanwalt Untersuchungshaft für Yücel, am Abend entschied ein Haftrichter Yücel in Untersuchungshaft zu stecken.

Yücel ist ein brillanter Journalist, ein in jeder Hinsicht unabhängiger Kopf und freier Geist, und als solcher besorgt über viele Entwicklungen in der Türkei. Seine Behandlung als Verbrecher ist ein Signal: so kann es jedem gehen, der sich solche Freiheiten nimmt. Sein Fall ist kein Einzelfall, er ist Teil eines Systems, von neuer Qualität ist er nur deshalb, weil hier der Korrespondent einer nichttürkischen Zeitung betroffen ist.

Überwältigend groß war die Empörung und Solidarität in Deutschland und weit darüber hinaus. Und genau dafür möchte ich mich bedanken. Denn dieser Zusammenhalt weit über die Grenzen üblicher ideologisch-politischer Verortungen und Gegnerschaft hinweg ist nicht nur ein sehr schönes Signal von Menschlichkeit und Empathie, er ist vor allem richtig und klug. Weil er denen, die einschüchtern wollen, unschüchtern begegnet. Und damit die Waffen der Einschüchterer nicht nur stumpf werden lässt, sondern ihre Wirkung ins Gegenteil verkehrt.

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Wir Journalisten sind in diesen Tagen − in denen es nicht nur um unseren Deniz Yücel oder den Kommunikationsstil des amerikanischen Präsidenten geht − gut beraten, mit den Gegnern unserer freiheitlichen Werte besonders fair und genau umzugehen. Denn wir wollen es ihnen erstens nicht auch noch leicht machen, uns zu diskreditieren. Und wir wollen zweitens unter keinen Umständen mit den Mitteln unserer Gegner kämpfen.

Wir kämpfen mit unerschrockener Recherche, präzisen Fakten und klugen Gedanken. Unter anderem dafür, dass Kunst und Medien frei sind. Denn da wo man Gedanken nur deshalb die Freiheit nimmt, weil sie einem nicht gefallen, tut man das früher oder später auch mit den Menschen. Wie die Entscheidung des Haftrichters zeigt.“