Pressefreiheit
dpa

Reporter ohne Grenzen: „Der Journalismus in Afghanistan blutet aus“

Zahlreiche Medien hätten ihre Arbeit eingestellt, Hunderte Journalisten und Journalistinnen ihre Jobs verloren, teilte die Organisation mit.

Berlin (dpa) − Ein Jahr nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban beklagt die Organisation Reporter ohne Grenzen das Ende vieler Medien in Afghanistan. Zahlreiche Medien hätten ihre Arbeit eingestellt, Hunderte Journalisten und Journalistinnen ihre Jobs verloren, teilte die Organisation mit. „Der Journalismus in Afghanistan blutet aus“, sagte Geschäftsführer Christian Mihr laut Mitteilung vom Freitag. „Die Taliban haben zahlreiche Gesetze erlassen, die die Pressefreiheit einschränken und die Verfolgung und Einschüchterung von Medien sowie Journalistinnen und Journalisten begünstigen.“ 

 

Ein gutes Drittel der bis zum 15. August 2021 rund 550 aktiven Medien im Land sei eingestellt worden, teilte die Organisation mit. Die Zahl der Journalistinnen und Journalisten, die in den Medien arbeiteten, sei um mehr als die Hälfte auf rund 4750 gesunken. Frauen seien besonders betroffen: Drei Viertel der Journalistinnen hätten ihren Job verloren oder ihn aus Angst vor den Taliban aufgegeben; in elf von 34 afghanischen Provinzen arbeiten gar keine Journalistinnen mehr.

 

Die Taliban hätten die Arbeit erheblich erschwert, hieß es weiter. Es sei zu zunehmender Zensur und Selbstzensur sowie einer Welle von willkürlichen Festnahmen von Medienschaffenden gekommen. Seit der Machtübernahme seien mindestens 80 Medienschaffende für unterschiedlich lange Zeiträume und teils „auf sehr brutale Weise“ festgenommen worden. Auf einer „Rangliste der Pressefreiheit“ steht Afghanistan heute auf Platz 156 von 180 Staaten.

 

Auch vor Machtübernahme der Taliban am 15. August 2021 hatten viele Journalisten in Afghanistan unter Verfolgung und Bedrohung gelitten − trotzdem hatte sich in dem Land eine der vielfältigsten Medienlandschaften in der Region entwickelt.