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dpa

Die „Freundin“ wird 70

Als die Frauenzeitschrift „Freundin“ zum ersten Mal erschien, ging es um die „schlanke Linie“, fremdflirtende Männer und folgendes Problem: „Der Chef ist eine Chefin.“ 70 Jahre später hat sich gar nicht so viel geändert.

München (dpa) − Als die Zeitschrift „Ihre Freundin“ vor 70 Jahren zum ersten Mal erschien, da ging es um „Hausarbeit für die schlanke Linie − Gymnastikübungen im Alltag“ und Probleme wie „Mein Mann dreht sich nach anderen Frauen um“ oder „Der Chef ist eine Chefin“. Sieben Jahrzehnte später hat die „Freundin“ das Possessivpronomen verloren und zeigt „die wichtigsten Modetrends für den Herbst“, „Rezepte zu den besten Geburtstagskuchen“ und „Liebeserklärungen an die beste Freundin“.

 

„Die Themenbereiche haben sich in den vergangenen sieben Jahrzehnten da nicht groß geändert: Partnerschaft, Psychologie, Mode, Schönheit, Gesundheit, Ernährung, ein gemütliches Zuhause“, sagte Nikolaus Albrecht, seit 2012 Chefredakteur der „Freundin“. Frauen interessierten sich zwar auch für viele andere Themen wie Politik, Wirtschaft − darüber informierten sie sich aber in anderen Medien.

Die „Freundin“ wird 70 Jahre alt, wie der Burda Verlag, in dem sie seit 1962 erscheint, mitteilte. Mit der am Mittwoch (19. September) erscheinenden Jubiläumsausgabe feiert die Frauenzeitschrift runden Geburtstag − obwohl der eigentlich schon etwas zurück liegt. „Ihre Freundin“ erschien am 5. Juni 1948 zum ersten Mal.

„Das älteste in ihrem Segment“, sagt Albrecht. „Keine Frauenzeitschrift weist von der ersten Ausgabe bis heute eine längere regelmäßige Erscheinungsweise auf − 70 Jahre ohne Unterbrechung.»

Aber auch an der „Freundin“ ist der Wandel in der Medienwelt nicht spurlos vorbei gegangen. Vor 20 Jahren lag die Druckausgabe noch bei knapp einer Million, in diesem Jahr bei nur noch knapp 360 000. Zum Vergleich: Nach Angaben der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) kommt die Konkurrenz „Brigitte“ auf eine Druckauflage von rund 530 000.

Verkauft werden noch deutlich weniger Zeitschriften. „Fast 250 000 Exemplare“ sind es nach Angaben Albrechts alle zwei Wochen. Dazu kommen 2,7 Millionen Nutzer des Online-Angebotes freundin.de.

Verglichen mit anderen Zeitschriften-Sparten sei das aber noch ganz gut, sagt Andreas Vogel, Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Institutes für Presseforschung und Publikumsanalysen in Köln. „Es ist interessant, dass diese klassischen Zeitschriften wie „Brigitte“ und „Freundin“ immer noch funktionieren. Sie haben immer noch treue Leserinnen.»

Dabei schaffen es die Zeitschriften seiner Ansicht nach, sich zumindest einigermaßen mit den Leserinnen zu verjüngen und an den Zeitgeist anzupassen. „Sie müssen sich treu bleiben, man muss aber auch immer wieder etwas Neues darin entdecken können. In einer „Freundin“ vor 40 Jahren stand beispielsweise noch nichts vom Thema Beruf drin.»

Allerdings seien weder die Marktführerin „Brigitte“ noch die „Freundin“ konzipiert für eine junge Single-Frau, die Karriere machen will. „Beide Titel sind eher für Frauen, die nach wie vor familienorientiert sind.»

Allgemein gebe es bei Frauen- und Männerzeitschriften eine größere Durchlässigkeit und auch größere Schnittmengen als früher. „Es war früher undenkbar, dass so etwas wie Gesundheit oder Ernährung in einer Männerzeitung vorkommen und Autos oder Tipps zur Geldanlage in einer Frauenzeitschrift.»

Dass es trotz gleicher werdender Lebenswelten beide Genres heute noch gibt, hält Vogel für durchaus gerechtfertigt, ein Sexismus-Problem sieht er nicht. „Wir sehen ja auch im Alltag, dass Frauen und Männer immer noch anders ticken. Und es hindert ja keiner die Frau daran, zu ganz anderen Zeitschriften zu greifen.»