Vermischtes
dpa

BR-Intendant: Rückenwind für Qualitätsmedien nur bei Wandel dauerhaft

„Wenn wir im Digitalen noch flexibler werden, wenn wir auf den unterschiedlichen Ausspielwegen im Alltag der Menschen präsent und relevant bleiben, dann werden unsere Angebote auch dauerhaft genutzt“, sagte Ulrich Wilhelm.

München (dpa) − Angesichts der Corona-Krise erleben zahlreiche klassische Medien ein deutlich steigendes Interesse an ihrem Angebot. Für den Intendanten des Bayerischen Rundfunks (BR), Ulrich Wilhelm, ist aber noch nicht ausgemacht, dass dies eine nachhaltige Renaissance ist. „Beides ist möglich: Dass es eine Zäsur gibt − aber auch, dass man schnell wieder zu den Gewohnheiten zurückkehrt“, sagte Wilhelm dem „Münchner Merkur“ (Donnerstag).

 

Entscheidend für einen längerfristigen Effekt sei, wie der digitale Wandel weiter vorangetrieben werde: „Wenn wir im Digitalen noch flexibler werden, wenn wir auf den unterschiedlichen Ausspielwegen im Alltag der Menschen präsent und relevant bleiben, dann werden sie unsere Angebote auch dauerhaft nutzen“, sagte der Intendant.

 

Wie bei anderen Medien auch seien die Nutzungszahlen des öffentlich-rechtlichen BR sprunghaft gestiegen. „Das zeigt, dass − in einer Situation, in der gerade Qualitätsmedien mehr und mehr die verlässliche Verbindung zur Welt sind − die Verantwortung, die uns hier zukommt, von einer großen Mehrheit anerkannt wird.»

 

Seine Sorge gelte den sozialen Netzwerken. Über Facebook und Youtube etwa seien neben bestätigten Informationen viele Gerüchte, Fake News oder hasserfüllte Posts unterwegs. „Wenn die Gesellschaft nur auf diese Inhalte zurückgreifen könnte, gäbe es bei uns ein massives Defizit an verlässlichen Fakten und womöglich eine gewaltige Unruhe“, betonte Wilhelm. „In Krisenzeiten wie diesen zeigt sich ganz besonders, wie wichtig fundierter, einordnender Journalismus ist.»

 

Beim BR arbeiteten aktuell rund 2000 Beschäftigte statt im Sender von zu Hause aus. Er selbst gehe jeden Tag in sein Büro im Funkhaus mitten in München nahe dem Hauptbahnhof. Dort müssten Mitarbeiter präsent sein, um zum Beispiel den Sendebetrieb aufrechtzuerhalten.