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dpa

„Stern“ und „Capital“ fusionieren Politik- und Wirtschaftsredaktionen

„Stern“ und „Capital“ fusionieren Politik- und Wirtschaftsredaktionen Horst von Buttlar übernimmt Leitung.

„Betriebsbedingte Kündigungen sollen weitestgehend vermieden werden“, hieß es. Wie viele Journalistinnen und Journalisten es trotzdem trifft.

Hamburg/Berlin (dpa) − Das Nachrichtenmagazin „Stern“ verlagert seine Hamburger Politik- und Wirtschaftsredaktion nach Berlin und bildet mit der Wirtschaftszeitschrift „Capital“ eine gemeinsame Redaktion für die Ressorts. Vom 1. März an werden rund 35 Journalistinnen und Journalisten in Print und Digital über das Geschehen in der deutschen Politik und in der Wirtschaft berichten, wie das Hamburger Verlagshaus Gruner + Jahr am Dienstag mitteilte.

 

„Betriebsbedingte Kündigungen sollen weitestgehend vermieden werden“, hieß es. Es werde keine Kündigungswelle geben. Zum Großteil sollen die Redakteure in Hamburg andere Aufgaben beim „Stern“ übernehmen.

 

Teil der neuen gemeinsamen Redaktion in Berlin ist auch die Zeitschrift „Business Punk“. „Capital“ und „Business Punk“ haben bislang schon einen gemeinsamen Sitz in der Hauptstadt mit rund 30 Mitarbeitenden. Die Politik- und Wirtschaftsberichterstattung beim „Stern“ in Hamburg sowie bei einem weiteren „Stern“-Büro in Berlin wird nach Verlagsangaben bislang von rund 20 Mitarbeitenden gestemmt. Die Bildung der gemeinsamen Redaktion geht damit mit einer Verkleinerung der Mitarbeiterzahl um insgesamt rund 15 einher.

 

Die Leitung des gemeinsamen Hauptstadtbüros übernimmt „Capital“-Chefredakteur Horst von Buttlar, der zudem auch Mitglied der „Stern“-Chefredaktion wird. Er bleibt zugleich Chefredakteur von „Capital“ und Geschäftsführer der G+J Wirtschaftsmedien.

 

Der Verlag Gruner + Jahr, der zum Bertelsmann-Konzern gehört, verfolgt mit der Fusion zwei Ziele, wie es weiter hieß: Die publizistische Stärke soll hervorgehoben werden mit gemeinsamen Recherchen und größeren Berichten. Zugleich soll es weiterhin Themen geben, die jeweils nur in einem der Magazine veröffentlicht werden. Das zweite Ziel ist, die Kosten effizienter im Blick zu behalten.

 

„Capital“ erscheint monatlich und erreichte nach Zahlen der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) im dritten Quartal 2020 eine verkaufte Auflage von gut 126 000. Der wöchentlich erscheinende „Stern“ lag bei etwa 390 000.

 

Schaden für Meinungsvielfalt

Der Deutsche Journalisten-Verband sieht die geplante Zusammenlegung kritisch. „Es schadet der Meinungsvielfalt, wenn die neue Hauptstadtredaktion die G+J-Zeitschriften mit Berichten, Artikeln und Kommentaren beliefert“, sagt DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall. „Keinesfalls darf es bei Gruner + Jahr betriebsbedingte Kündigungen geben“, fordert der DJV-Vorsitzende. „Niemand darf auf der Strecke bleiben.“

 

Der DJV-Vorsitzende sieht es gerade wegen des gestiegenen Medienkonsums in der Coronakrise als essentiell für die Zukunft der Qualitätsmedien an, dass sie bewährte journalistische Standards erhalten können: „Das messbar gestiegene Vertrauen der Menschen in die Medien und den Journalismus kann wieder verloren gehen, wenn die Qualität nachlässt.“ Diese Gefahr bestehe bei Redaktionsfusionen immer.