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Die üppige Altersversorgung der Chefs von ARD und ZDF

Die üppige Altersversorgung der Chefs von ARD und ZDF ARD-Vorsitzender Tom Buhrow

Die Öffentlich-Rechtlichen haben bei vielen Finanzthemen weiter einen eklatanten Mangel an Transparenz. Beispiel Intendantenbezahlung: In der Regel fehlen die Angaben über die Altersversorgung. „kress pro“ nennt in seiner aktuellen Ausgabe Zahlen.

Berlin – Jedes Jahr wiederholt sich ein eingefahrenes Ritual. Die ARD veröffentlicht die Gehälter ihrer Intendanten und sofort setzt eine Diskussion über die Höhe ein. An der Spitze des Rankings für 2019 findet man Tom Buhrow (WDR) mit 395.000 Euro und Ulrich Wilhelm (BR) mit 388.000 Euro. Für das ZDF liegt Thomas Bellut mit 369.000 Euro Jahresgehalt ebenfalls in dieser Größenordnung (beim ZDF sind bisher nur die Zahlen für 2018 bekannt). Am unteren Ende der Skala rangiert Thomas Kleist (SR) mit 245.000 Euro.

 

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff hatte schon im Januar deutlich gemacht, dass er Tom Buhrow für überbezahlt hält, und empfahl eine Vergütung auf dem Niveau des Bundespräsidenten (214.000 Euro). Nimmt man allerdings die Privatwirtschaft als Maßstab, sind in der Unternehmensgröße des WDR durchaus siebenstellige Gehälter üblich. Springer-Chef Mathias Döpfner etwa, dessen Blätter das öffentlich-rechtliche Gehaltsgefüge gerne kritisieren, muss für Buhrows Jahresgehalt nur wenige Wochen arbeiten. Das eigentliche Problem liegt woanders. Die Öffentlich-Rechtlichen haben bei vielen Finanzthemen weiter einen eklatanten Mangel an Transparenz. Beispiel Intendantenbezahlung: In der Regel fehlen die Angaben über die üppige Altersversorgung.

 

So wurden 2018 laut WDR-Geschäftsbericht rund 500.000 Euro für die Altersversorgung von Tom Buhrow zurückgestellt. Der Barwert seiner Pensionsverpflichtung betrug Ende 2018 rund 4,1 Millionen Euro. Damit dürfte sich sein Pensionsanspruch schon heute auf geschätzt rund 15.000 Euro monatlich belaufen. „kress pro“ orientiert sich dabei an den Angaben eines Sachverständigen, die Anstalten nennen keine monatlichen Summen. Wohl auch, weil Gebührenzahlern solche Versorgungszusagen nur schwer vermittelbar sind. Zumal der Anspruch nicht nur den Intendanten betrifft: Für die vier Mitglieder der Geschäftsleitung hatte der WDR bereits bis zum Jahr 2018 rund 10,9 Millionen Euro zurückgestellt.

 

Den höchsten Pensionsanspruch bei den Öffentlich-Rechtlichen hat aber ZDF-Intendant Thomas Bellut. 5,2 Millionen Euro hat die Anstalt dafür zurückgestellt. Daraus errechnet sich für Bellut eine monatliche Pension von geschätzt mindestens 20.000 Euro. Insgesamt weist das ZDF für seine sechsköpfige Führungsspitze 17,3 Millionen Euro an Rückstellungen aus. 

 

Auch bei einem anderen Thema mit Symbolwert lassen die öffentlich-rechtlichen Anstalten weiter jede Transparenz vermissen. Bereits während der Europameisterschaft 2016 gab es eine breite Debatte über die Bezahlung der Fußballexperten Mehmet Scholl (ARD) und Oliver Kahn (ZDF). Auch in den Gremien wurde die Frage eifrig diskutiert. Bis heute wurde allerdings nicht offengelegt, in welcher Höhe die ehemaligen Fußballprofis durch Gebührengeld entlohnt wurden. „kress pro“ hatte ebenfalls 2016 aufgedeckt, dass die ARD das Duo Günter Netzer und Gerhard Delling zwischen 2007 und 2010 mit insgesamt 6,22 Millionen Euro entlohnte. So steht es in einem Bericht des Landesrechnungshofes Rheinland-Pfalz, der seit Jahren geheim gehalten wird. 

 

Als Konsequenz nennt die ARD immerhin seit einigen Jahren die Gesamtsumme, die sie für die Sportexperten ausgibt. Jedenfalls theoretisch. Obwohl die Summe für die Saison 2018/19 bereits Anfang des Jahres vorliegen sollte, konnte die ARD-Sportkoordination die Zahl erst im Juli auf Nachfrage nennen. Die 16 Sportmoderatoren im Ersten erhielten demnach in der Saison 2018/19 Vergütungen von insgesamt rund 2,36 Millionen Euro. Für die 13 Experten, die für die Sportsendungen im Ersten in der Saison 2018/2019 eingesetzt wurden, beliefen sich die Ausgaben auf eine Gesamtsumme von 0,62 Millionen Euro. Offenbar wurden die Kosten seit den Netzer/Delling-Jahren deutlich gesenkt. Das ZDF nennt bis heute dazu gar keine Zahlen.

 

Der Artikel „Die Vernebler vom Dienst“ ist in der aktuellen Ausgabe von „kress pro“ erschienen, dem Magazin für Führungskräfte in Medien.