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Frank-B. Werner: Wie es ist, Roland Tichys Verleger zu sein

Frank-B. Werner: Wie es ist, Roland Tichys Verleger zu sein Frank-B. Werner, Geschäftsführer des Finanzen Verlags.

Frank-Bernhard Werner, Geschäftsführer des Finanzen Verlags, sagt im Interview mit „kress pro“ und „Wirtschaftsjournalist“, wie er mit der Kritik an „Tichys Einblick“ umgeht – „dem Magazin für alle, die die Nase voll haben vom bevormundenden Mainstream-Journalismus“, wie Herausgeber Roland Tichy zu sagen pflegt.

Herr Werner, „Tichys Einblick“, das in Ihrem Verlag erscheint, geht als Printmagazin in sein fünftes Jahr. Es polarisiert stark, zuletzt durch sehr verunglimpfende Worte über die SPD-Politikerin Sawsan Chebli. Laut „Süddeutscher Zeitung“ sorgen sich Mitarbeiter um die Reputation ihres Arbeitgebers, der Betriebsrat hat Ihnen dazu einen Brief geschrieben. Wie ist Ihre Position dazu?

Frank-Bernhard Werner: Die beabsichtigte Satire, um die es im Fall von Frau Chebli ging, ist komplett danebengegangen. Dafür hat sich Herausgeber Roland Tichy entschuldigt, und für mich als Verleger steht fest, dass Geschmacklosigkeiten in keines unserer Produkte gehören. Davon abgesehen, wird sich „Tichys Einblick“ treu bleiben und weiter gegen den Strich bürsten, kritisieren, attackieren – ohne Schaum vorm Mund, sondern mit scharfer Analyse und kühl formuliert. Für den Gesamtverlag sehe ich keine negativen Folgen, darüber sind wir uns auch intern einig.

 

Nehmen Sie den Ärger auch deshalb in Kauf, weil die Zeitschrift wirtschaftlich gut läuft?

Ach, wissen Sie, so viel Ärger verursacht „Tichys Einblick“ gar nicht. Das ist vor allem ein mediengemachtes Thema. Von Anzeigenkunden oder Lesern gab es bislang überhaupt keine Reaktionen. Als Verleger interessiere ich mich für spannende Medien, die wirtschaftlichen Erfolg versprechen. Ich würde zum Beispiel auch Augsteins „Freitag“ verlegen, wenn mir die Zeitung angeboten und Potenzial bieten würde.

 

Politische Richtungen spielen für Sie keine Rolle?

So ist es. Publikationen unseres Verlags stehen eindeutig auf dem Boden der demokratisch-freiheitlichen Grundordnung, da gibt es kein Vertun. Aber Etepetete-Fragen stelle ich mir nicht. Wenn es danach ginge, hätte Axel Springer niemals „Bild“ starten dürfen.

 

Noch mal zu „Tichys Einblick“: Mit 21.563 verkauften Exemplaren im vierten Quartal 2020 wurde die Vorjahresauflage um fast 14 Prozent übertroffen, die Zahl der Abonnenten ist sogar um gut 36 Prozent auf 12.070 gestiegen …

… und das komplett ohne Aboprämien sowie kaum Vertriebswerbung. In diesem Jahr ist Bundestagswahl, da wird das Interesse an politischen Themen und Magazinen nochmals steigen. Ich glaube, dass die Auflage von „Tichys Einblick“ weiterwachsen wird und bald bei 25.000 landen kann.

 

Wie Frank-B. Werner mit seinen Magazinen beim Digitalkiosk Readly Geld verdient und warum Finanzmedien gerade erfolgreich sind. Zum kompletten Interview.

 

„kress pro“ - das Magazin für Führungskräfte in Medien - erscheint wie newsroom.de im Medienfachverlag Oberauer. Chefredakteur ist Markus Wiegand.