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Himmler, Schausten, Hager, Leopold: Wer wird Nachfolgerin oder Nachfolger von ZDF-Intendant Bellut?

Himmler, Schausten, Hager, Leopold: Wer wird Nachfolgerin oder Nachfolger von ZDF-Intendant Bellut? Bettina Schausten (Foto: Markus Hinzten/ZDF)

Thomas Bellut hat am Dienstag seinen Abschied als ZDF-Intendant angekündigt. Wer kommt nun an die Spitze des Senders? Diese Namen werden von „Spiegel“, „FAZ“ und „Tagesspiegel“ gehandelt.

Mainz – Michael Hanfeld, verantwortlicher Redakteur für Feuilleton Online und Medien bei der „FAZ“, schreibt zur Eröffnung des Berwerreigens für die Nachfolge von Thomas Bellut: „Leonhard Dobusch, der an der Universität Innsbruck Betriebswirtschaft lehrt, im ZDF-Fernsehrat den Bereich Internet vertritt und gern den inoffiziellen Sprecher des Aufsichts- und Wahlgremiums gibt, hat gleich mal zwei aus seiner Sicht naheliegende Kandidaten genannt: die Digital-Chefredakteurin von ARD-aktuell, Juliane Leopold, und den stellvertretenden ARD-Programmdirektor Florian Hager, der das von ARD und ZDF gemeinsam betriebene Online-Portal funk mit aufgebaut hat. Sähe man sich beim ZDF selbst um, könnte man auf die stellvertretende Chefredakteurin Bettina Schausten, die Kulturchefin Anne Reidt oder den erwähnten Programmdirektor Norbert Himmler kommen.“

 

Die „Spiegel“-Redakteure Christian Buß, Alexander Kühn und Anton Rainer sehen einen „natürlichen“ Nachfolger schon in den Startlöchern stehen: Norbert Himmler. Dessen Vertrag als Programmdirektor ende günstigerweise im März 2022. Also, genau dann, wenn Thomas Bellut das Ruder abgibt. Himmler müsste für den neuen Job vielleicht nicht einmal sein Büro wechseln, so Buß, Kühn und Rainer in ihrem Spiegel-Artikel.

 

Der 50-jährige Himmler sei ein ZDF-Hausgewächs und gelte als pragmatischer Inhalte-Manager und behutsamer Erneuerer.

 

Himmler baute die ZDF-Tochter ZDFneo mit auf und etablierte den Sender dank Formaten wie „Neo Magazin Royale“ mit Jan Böhmermann als junge Marke. Inzwischen hat Himmler den konfliktfreudigen Unterhalter und Satiriker ins Hauptprogramm geholt. So was gelte bei den sehr, sehr langsam mahlenden Mühlen des ZDF als mutig, heißt es im „Spiegel“. Außerdem habe Himmler zusammen mit Bellut die Produktion von fiktionalen Formaten angetrieben.

 

„Himmler könnte der Mann sein, der einerseits über genug Innovationskraft verfügt, um im ZDF den digitalen Umbau und eine moderne inhaltliche Aufstellung voranzutreiben – und andererseits über genug Stallgeruch, um die 3.500 Festangestellten auf dem Lerchenberg mit auf den schwierigen Weg in die Zukunft zu nehmen. Das ZDF wird ja allgemein in Anspielung auf die amtsstubenartige Stimmung, die dort herrscht, nur ,die Anstalt‘ genannt.“ Himmler wäre auf jeden Fall der Kandidat von Gnaden Belluts – der hat den 15 Jahre jüngeren Kollegen ja mit aufgebaut", schreiben Buß, Kühn und Rainer.

 

Nach „Spiegel“-Informationen ist auch Bettina Schausten (55) im Gespräch. Sie ist stellvertretende Chefredakteurin des ZDF sowie Leiterin der Hauptredaktion Aktuelles und einem größeren Publikum vor allem durch ihre Moderationen beim „heute-journal“ bekannt. Übergreifende Programmbereiche habe Schausten zwar noch nicht verantwortet, dafür gelte sie als durchsetzungsfähige und meinungsstarke Politjournalistin. „Bei Schausten könnten zwei ganz unterschiedliche Faktoren in Bezug auf die ZDF-Intendanz positiv zusammenwirken: Dass mit ihr erstmalig eine Frau die graue Anstalt managen würde, spräche progressive Geister an. Und dass mit ihr eine ausgewiesen konservative Journalistin an den Start gehen würde, würde jener immer größeren Zahl an Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk als geschlossenen linksliberalen Block verdammen.“

 

Joachim Huber, Ressortleiter Medien beim „Tagesspiegel“, weiß: „Zur ZDF-Tradition gehört, dass der an die Senderspitze rückt, der sich als Programm-Mensch bewährt hat. Das ist Norbert Himmler gelungen – und deswegen gilt er als Favorit für die Nachfolge. Thomas Bellut wird viel daran setzen, dass es so und nicht anders kommt.“

 

Hintergrund: Der ZDF-Intendant wird vom Fernsehrat auf die Dauer von fünf Jahren gewählt. Das Gremium setzt sich aus 60 Mitgliedern zusammen, die verschiedene Bereiche der Gesellschaft repräsentieren. Ein Termin für die Intendantenwahl steht noch nicht fest. Nach Angaben der Geschäftsstelle des Fernsehrates wird das Präsidium voraussichtlich am 19. März 2021 einen Vorschlag unterbreiten, wie das weitere Verfahren bis hin zur Wahl ablaufen könnte.