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Nikolaus Brender: Fall Reloitus nicht als „Ist halt passiert“ abhaken

Nikolaus Brender: Fall Reloitus nicht als „Ist halt passiert“ abhaken Nikolaus Brender: „Ich saß auch in der Jury“.

„Ich saß auch in der Jury, die Relotius den Reporterpreis 2018 verliehen hat“, sagte Brender.

Berlin (dpa) − Der Journalist und frühere ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender kann manche kritische Äußerung zu den Journalistenpreisen an Claas Relotius nicht nachvollziehen. „Ja, im Nachhinein hätte es vielleicht stutzig machen können, dass Relotius reihenweise Themen aufgegriffen hat, die anderen vielleicht ein Mal im Jahr zugefallen sind. Aber die das jetzt kritisieren, haben seine Geschichten doch auch alle gelesen. Ich habe vorher von keinem gehört, da könne doch etwas nicht stimmen“, sagte Brender der Deutschen Presse-Agentur. Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ hatte Mitte Dezember öffentlich gemacht, dass der mehrfach ausgezeichnete Relotius in „großem Umfang seine eigenen Berichte gefälscht und Protagonisten erfunden“ habe. 

„Ich saß auch in der Jury, die Relotius den Reporterpreis 2018 verliehen hat“, sagte Brender. „Die Jury hat nicht ganz, aber ziemlich unisono das Stück „Ein Kinderspiel“ als brillant geschrieben bewertet, und die Quellen schienen uns belegt. Ich verrate kein Geheimnis, dass die Entscheidung nach der Entdeckung des Betrugs alle Beteiligten geschockt hat − und beschämt.“ 

Man könne den Fall wahrlich nicht unter „Ist halt passiert“ abhaken, sagte Brender, der am Donnerstag 70 Jahre alt wird. „Es wäre aber auch falsch, für die Charakterschwäche eines irregeleiteten Journalisten die Jurys verantwortlich zu machen. Im Übrigen schreiben Hunderte Journalisten exzellente Reportagen, ohne die Wirklichkeit verfälschen zu müssen.“

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