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dpa

Serbien: Mord an Zeitungsherausgeber im Jahr 1999 neu verhandelt

Ein Gericht hat die Gefängnisstrafen für die mutmaßlichen Mörder des Zeitungsherausgebers Slavko Curuvija im Jahr 1999 in einem neuen Verfahren bekräftigt.

Belgrad (dpa) − Ein Gericht in Belgrad hat am Donnerstag die Gefängnisstrafen für die mutmaßlichen Mörder des Zeitungsherausgebers Slavko Curuvija im Jahr 1999 in einem neuen Verfahren bekräftigt. Der ehemalige serbische Geheimdienstchef Rade Markovic und sein für die Hauptstadt Belgrad zuständiger Untergebener erhielten als Anstifter je 30 Jahre, die zwei Ausführenden − von denen einer flüchtig ist − je 20 Jahre. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.

 

Das Gericht verhängte somit genau die gleichen Strafen, die es bereits in einem ersten Verfahren gegen die vier Angeklagten im April 2019 ausgesprochen hatte. Das Berufungsgericht hatte jedoch die Urteile im September 2020 aufgehoben und ein neues Verfahren angeordnet.

 

Curuvija hatte in den 1990er Jahren die erste private Tageszeitung in Serbien seit der kommunistischen Zeit gegründet. Lange Zeit hatte er als Vertrauter der Führung um den damaligen Präsidenten und Kriegsherrn Slobodan Milosevic gegolten. Mit diesem zerstritt er sich aber wegen des aggressiven Vorgehens der von Milosevic kontrollierten Sicherheitskräfte im mehrheitlich albanisch bevölkerten Kosovo.

 

Die Ermordung des Medienunternehmers ereignete sich am 11. April 1999 mitten im Bombenkrieg, den die Nato drei Wochen zuvor gegen das damalige Jugoslawien begonnen hatte, um die serbischen Sicherheitskräfte im Kosovo zu stoppen. In ihrer Anklage hielt die Staatsanwaltschaft fest: „Curuvija musste sterben, damit das (Milosevic-)Regime weiter bestehen konnte“.

 

Milosevic wurde im Jahr nach der Nato-Intervention im Zuge eines Volksaufstands gestürzt. Er starb 2006 als Untersuchungshäftling des internationalen Jugoslawien-Tribunals in Den Haag.