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dpa

„Spiegel“ rechnet mit 20 Millionen Euro Umsatzausfall wegen Corona

Nach und nach werden in Medienhäusern die absehbaren Folgen der Corona-Krise etwas deutlicher − vor allem der schwächelnde Werbemarkt bringt Einbrüche. Die „Spiegel“-Gruppe rechnet hoch, was an Umsatz wohl ausbleiben wird.

Hamburg (dpa) - Die „Spiegel“-Gruppe rechnet wegen der Corona-Krise derzeit mit einem Umsatzeinbruch von mehr als 20 Millionen Euro bis Jahresende. „Wir liegen derzeit, insbesondere durch die Einbrüche im Werbemarkt, mehr als 20 Prozent unter den für dieses Jahr etatisierten Erlösen“, teilte das Hamburger Medienhaus am Mittwoch auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. „Nach allem, was wir bisher wissen, müssen wir davon ausgehen, dass uns bis zum Jahresende etwa 20 Millionen Euro fehlen werden.»

 

Zugleich verfügt die „Spiegel“-Gruppe nach eigenen Angaben über eine „gute wirtschaftliche Basis“, um der Krise zu begegnen. „In Sachen Eigenkapital, Rücklagen, Liquidität stehen wir sehr gut da, wir müssen auch keine Kreditlinien bedienen.“ Unlängst hatte das Verlagshaus bereits bekanntgemacht, wegen der Krise in einem ersten Schritt 10 Millionen Euro einsparen zu wollen. Dabei geht es zum Beispiel um Kürzung von Marketing- und Beratungsbudgets oder den Stopp von Umbauten und Umzügen im Haus.

 

Am Mittwoch teilte das Medienhaus zudem mit, darüber hinaus in einem zweiten Schritt in den kommenden Jahren zusätzlich dauerhaft 10 Millionen Euro an Kosten zu senken. „Wir werden nun zügig einen Prozess aufsetzen, in dem wir gemeinsam mit den Führungskräften aus Redaktion, Dokumentation und Verlag die möglichen Maßnahmen sorgfältig erarbeiten und mit den Betriebsräten ausführlich beraten werden.“ Die Gruppe geht davon aus, dass ein Teil der nun jetzt wegbrechenden Umsätze langfristig nicht wiederkehren werden. Vom Unternehmen hieß es: „Denn auch wenn wir erwarten können, dass ein Teil der Erlöse zurückkommt, wird sich das Niveau, auf dem sich unsere Umsätze bisher bewegt haben, in Zukunft mit Sicherheit deutlich absenken.»

 

In der Medienbranche sind derzeit zwei Effekte in der Corona-Krise mit Kontaktbeschränkungen zu beobachten: Werbeerlöse bleiben aus, weil Anzeigen storniert oder Projekte nach hinten verschoben werden. Zugleich steigt die Nachfrage nach Journalismus, vor allem im Digitalen.

 

Im vergangenen Jahr schmälerten Investitionen in Digitalisierung und Modernisierung den Gewinn der „Spiegel“-Gruppe. Der Jahresüberschuss lag 2019 bei 20,8 Millionen Euro und damit um rund 10 Millionen Euro unter dem Wert von 2018 (30,7 Millionen Euro), wie die Mediengruppe der dpa mitteilte. Als Grund für den Rückgang wurden auch erhöhte Rückstellungen genannt.

 

Der Gesamtumsatz des Medienhauses mit rund 1100 Beschäftigten stieg zugleich um rund 6 Millionen auf 267,3 Millionen Euro. Zu den wachsenden Erlösen trug demnach eine gute Entwicklung beim digitalen Abo „SPIEGEL+“ bei, das es seit Mai 2018 gibt. Fast 30 Prozent der Umsätze generiert die „Spiegel“-Gruppe inzwischen im Digitalen mit Vermarktung und Vertrieb.

 

Der Auflagenrückgang beim gedruckten „Spiegel“ im Abo und Einzelverkauf liegt den Angaben zufolge seit 2010 durchschnittlich bei minus 6 Prozent im Jahr. Ein wachsender Digitalanteil habe die Auflage im Jahr 2019 „stabil“ gehalten. Im Abo konnte demnach die „Spiegel“-Auflage sogar leicht wachsen.

 

Der Rückgang der verkauften Auflage fiel geringer als sonst aus. Nach Zahlen der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) lag die verkaufte Auflage im vierten Quartal 2019 bei 691 451, die Abos bei 362 341. Im vierten Quartal 2018 waren es noch 712 268 verkaufte Exemplare mit 361 819 Abos gewesen.