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Newsroom – Marc Bartl

Wer Paul Ronzheimer beschimpft und bedroht hat

Wer Paul Ronzheimer beschimpft und bedroht hat Paul Ronzheimer (Foto: Sat.1)

Am kommenden Montag startet seine Sendung „Ronzheimer – Wie geht's, Deutschland?“ bei Sat.1. Im Vorfeld hat der „Bild“-Journalist darüber gesprochen, was er bei seinen Recherchen erlebt hat: Wie er den aktuellen Zustand des Landes einschätzt, warum der Rechtsruck für ihn kein rein ostdeutsches Phänomen ist und was ihn bei seinen Recherchen schockiert hat.

Berlin – „Ich habe ein anderes Deutschland erlebt, als ich es kannte“, sagt Paul Ronzheimer im PR-Interview von Sat1, wo er einen Einblick in seine Recherchen gibt. Der stellvertretende „Bild“-Chefredakteur glaubt, dass das Land vor allem daran krankt, dass gewisse Teile der Gesellschaft nicht mehr miteinander ins Gespräch kommen. „Dass die einen die anderen pauschal als Rechtsradikale oder als ,links-grün-versifft‘ abstempeln. Und, dass es – geprägt durch die sozialen Medien – eine wahnsinnige Aufgeladenheit und Emotionalität in den Debatten gibt. Das macht mir wirklich Sorgen.“

 

Die erste Ausgabe von „RONZHEIMER“ dreht sich um das Thema Rechtsruck. Für seine Recherchen ist der Journalist u.a. nach Greiz gefahren, in den Wahlkreis von AfD-Spitzenkandidat und Wahlgewinner Björn Höcke. Ronzheimer schildert, was er dort erlebt hat: „Mir war es bei dieser Reise wichtig, Leute zu treffen, die mir erklären, warum sie die AfD wählen. Viele, die ich getroffen habe, waren keine Rechtsradikale, sondern Leute, mit denen ich mich vernünftig unterhalten konnte und die mir erklärt haben, dass sie die Nase voll haben von der bestehenden Politik. Ich habe bei der Recherche aber auch Menschen getroffen, die gar nicht mehr bereit waren, zu diskutieren. Von denen wurde ich beschimpft und mir wurde mehr oder weniger verholen Gewalt angedroht.“ Diese Aggressivität habe ihn überrascht und sei in Teilen auch eine schockierende Erfahrung gewesen.

 

Nach seiner Einschätzung ist der Rechtsruck kein rein ostdeutsches Phänomen. Er sei bei seinen Recherchen auch in seiner Heimat Ostfriesland unterwegs gewesen, „eine Gegend, die früher sehr geprägt war von der SPD“. Der Rechtsruck zeige sich auch hier in den Gemeinden. Sein Eindruck ist, dass der Protest gegen das, was gerade in Deutschland passiere, in Teilen so groß sei, dass auch dort die AfD gewählt werde. „Was von der AfD gesagt wird, welche Akteure in dieser Partei eine Rolle spielen und auch, wie die Einschätzung des Verfassungsschutzes ist, damit beschäftigen sich viele gar nicht mehr.“

 

Auch zum Thema Migration äußert sich Ronzheimer. Er kann es „total verstehen“, dass viele Politiker, aber auch viele ganz normale Bürger eine Verschärfung der Migrationspolitik forderten. Die aktuelle Migrationspolitik sei den Menschen nicht mehr zu erklären, so die Axel-Springer-Führungskraft. „Interessanterweise verstehen übrigens auch viele ehemalige Flüchtlinge, die ich getroffen habe, nicht, warum straffällige Afghanen oder Syrer im Land bleiben dürfen.“

 

Paul Ronzheimer wünscht sich für die Gesellschaft, dass die Menschen sich wieder mehr zuhören, auch wenn sie völlig anderer Meinung seien. "Ich wünsche mir, dass wir wieder viel mehr miteinander diskutieren und ins Gespräch kommen. Ich wünsche mir, dass Politik wieder besser erklärt wird. Und ich wünsche mir, dass diese Schreiereien, die Aggression, die Wut auf Menschen, die man gar nicht kennt, ein Ende finden.“