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dpa

Werberat zieht Bilanz: Deutlich mehr Kritik an sexistischen Inhalten

Die Zahl der Beschwerden an den Deutschen Werberat hat noch einmal etwas zugelegt. Einen Schwerpunkt bildet noch mehr als in den Vorjahren die Kritik an Geschlechterdiskriminierung und Sexismus.

Berlin (dpa) − Den Deutschen Werberat haben 2017 vor allem Beschwerden zu Geschlechterdiskriminierung und Sexismus beschäftigt. Insgesamt erreichten ihn Jahr 1389 Beschwerden zu 787 Fällen. Das war ein Plus von 12 Prozent im Vergleich zu 2016, wie die Organisation am Mittwoch in Berlin miteilte. Sie wird von den Mitgliedern des Zentralverbands der deutschen Werbewirtschaft ZAW getragen. 

 

Mit einem Plus von 18 Prozent überdurchschnittlich zugenommen haben Beschwerden über geschlechterdiskriminierende Werbung (321 Fälle). In rund einem Drittel dieser Fälle schloss sich der Werberat der Kritik an.

Einen besonders deutlichen Zuwachs von 27 auf 73 Beschwerdefälle gab es bei der Kritik an der stereotypen Darstellung von Frauen. Ein Grund für diesen Trend ist nach Einschätzung des Werberats nicht zuletzt die intensive gesellschaftliche Debatte über Sexismus und Geschlechterrollen in Deutschland. Ein Schwerpunkt der Beschwerden war geschlechterdiskriminierende Werbung allerdings auch schon in den Vorjahren.

In 257 kritisierten Fällen sah sich der Werberat als nicht zuständig an, weil es nicht um Wirtschaftswerbung, sondern etwa um Werbung von Behörden oder Parteien gegangen sei. In drei Viertel der übrigen 530 Fälle schloss sich die Organisation den Beschwerden nicht an. Die Beanstandungsquote blieb den Angaben zufolge annähernd konstant.

Beschwerden gab es zu bundesweiten Plakatkampagnen genau wie zu Fernsehspots, zu Schaufensterwerbung oder solcher in sozialen Medien. Kritisiert wurde etwa, die betreffende Werbung beeinträchtige Kinder in ihrer Entwicklung, verletze die Moral oder sei gewaltverherrlichend. In 135 Fällen teilte der Deutsche Werberat die Kritik. In diesen Fällen wurden die Unternehmen über den Verstoß gegen den Werbekodex informiert. In 121 Fällen sei die Werbung dadurch gestoppt oder geändert worden. Nur wenige Unternehmen seien nicht auf die Beanstandung eingegangen und hätten deshalb eine Öffentliche Rüge erhalten.

Manche Unternehmen gefielen sich darin, mit primitiver Werbung aufzufallen und so öffentliche Kritik geradezu herauszufordern, so die Geschäftsführerin des Deutschen Werberats, Julia Busse. Dass unter den Millionen von Werbeaktivitäten in jedem Jahr auch Grenzüberschreitungen vorkämen, sei zwar kritikwürdig, aber noch kein Missstand.