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Wie Sie sich bei Redaktionskonferenzen und im Job durchsetzen

Wie Sie sich bei Redaktionskonferenzen und im Job durchsetzen Mediencoach Attila Albert

Treten Sie eher zögerlich auf – oder sind Sie so entschieden und schnell, dass andere nicht mitkommen? Ein angemessenes Durchsetzungsvermögen ist entscheidend für den beruflichen und persönlichen Erfolg, sagt Mediencoach Attila Albert. Hier 3 Strategien.

Berlin – Wenn man in einer Redaktionskonferenz sitzt, kann man das unterschiedlichste Verhalten beobachten. Da gibt es jemanden, der grundsätzlich immer etwas sagt. Nicht selten schaut der Chefredakteur schon automatisch zuerst zu ihm, damit die Diskussion anläuft. Andere wagen sich immer erst vor, wenn jemand vor ihnen gesprochen hat. Das fühlt sich sicherer an. Dann gibt es welche, die ein zaghaftes Sätzchen einwerfen, aber schon in der Mitte von selbst abbrechen. Oder gar nichts sagen und sich anschließend über sich selbst ärgern.

 

Ein angemessenes Durchsetzungsvermögen ist entscheidend für den beruflichen und persönlichen Erfolg: Beziehungen kraftvoll gestalten und sich einbringen. Bewusst und klar mit anderen interagieren, etwa mit Vorgesetzten, Kollegen, Kunden, Partnern, Verwandten oder Freunden. Das Wörtchen „angemessen“ deutet darauf hin, dass es dabei nicht um Aggressivität oder übergroße Direktheit geht. Kaum jemand ist freiwillig für längere Zeit mit einem aggressiven Menschen zusammen. Mit jemandem, der verunsichert oder Angst macht.

 

Ziel ist eine Balance aus Geben und Nehmen

Aber auch ein schwaches Gegenüber ist einem emotional gesunden Menschen nicht angenehm. Es fällt schwer, so Respekt zu entwickeln und auf Augenhöhe miteinander zu reden. Vieles muss man dann mit sich allein ausmachen und selbst erledigen, was im Berufs- wie Privatleben problematisch ist. Das Ziel ist Ausgewogenheit: Eigene Spielräume nutzen und der anderen Person ihre zugestehen. Eine Balance aus Geben und Nehmen. Sie ist nicht in jedem Moment möglich und notwendig, aber in der Summe auf jeden Fall.

 

Hier sehen Sie die drei Möglichkeiten, das eigene Durchsetzungsvermögen zu nutzen – mit den entsprechenden Folgen für sich selbst. Wo erkennen Sie sich wieder? Falls Sie Ihr Herangehen ändern wollen, finden Sie dafür auch jeweils einen Strategie-Tipp.

 

Zögerlich: Abwarten, bis der andere entschieden hat

Sie lassen mehrheitlich den anderen entscheiden. Manchmal sind Sie ganz froh darüber, dass Sie sich nicht mit der Verantwortung belasten müssen. Gleichzeitig ärgert und frustriert es Sie, dass Sie gar nicht oder nur pro forma gefragt werden. Die Entscheidung steht schon fest oder fällt ohne Rücksicht auf Ihre Meinung. Typische Sätze, die Sie sagen, klingen passiv und resigniert: „Na, wenn du meinst“, „Mach nur, wie du denkst“, „Mich fragt ja sowieso keiner“. Häufig bleiben Sie ganz stumm, weil es ja „sowieso egal“ ist.

 

Der Effekt auf Sie: Anfangs fühlt es sich gut an, „geführt“ zu werden – vor allem, wenn Sie tatsächlich noch unsicher oder in bestimmten Bereichen unerfahren sind. Langfristig fühlen Sie sich entmündigt. Sie trauen sich sogar weniger zu, weil Ihnen fortlaufend Übung und Bestätigung fehlen. Beste Strategie: Stellen Sie fest, wo Sie dazulernen müssen, und informieren Sie sich. Nutzen Sie ansonsten jede Chance, für sich selbst zu sprechen (z. B. in Meetings melden) und zu entscheiden. Keine Angst, jeder Versuch übt und stärkt Sie!

 

Übergriffig: Immer gleich für zwei entscheiden

Sie entscheiden häufig ungefragt für andere mit. Meist sind Sie sicher, es sowieso besser zu wissen, weil Sie z. B. tatsächlich erfahrener sind. Zudem drängen Termine oder andere Aufgaben. Sie wollen sich deshalb nicht mit ewigen Diskussionen aufhalten und noch mehr Zeit verlieren. Oft ertappen Sie sich dabei, dass Sie schon beim Zuhören ungeduldig werden. Typische Sätze, die Sie sagen, klingen drängend und leicht genervt: „Ich weiß schon“, „Lass mal, ich mach das“, „Ich habe jetzt keine Zeit, wir reden später“.

 

Der Effekt auf Sie: Zunächst fühlt es sich schneller und einfacher an, möglichst viel gleich selbst zu entscheiden und zu erledigen. Langfristig erziehen Sie damit alle anderen dazu, immer mehr Ihnen zu überlassen, weil Sie es ja „sowieso besser wissen“. Bald sind Sie völlig unter Kleinkram begraben. Beste Strategie: Delegieren Sie Entscheidungen und Aufgaben. Lassen Sie gleichzeitig zu, dass etwas anders umgesetzt wird, als Sie es selbst getan hätten. Das ermutigt und stärkt die anderen und entlastet mittelfristig Sie.

 

Ausgeglichen: Gemeinsam an einer Sache

Sie entscheiden nicht alles und jedes Detail gemeinsam. Das wäre viel zu umständlich und zeitraubend. Sie sind sich aber in den grundsätzlichen Fragen einig und können sich die Details deshalb wechselseitig überlassen. Nicht selten werden Sie dabei davon überrascht, dass der andere eine Lösung gefunden hat, auf die Sie selbst gar nicht gekommen wären. Typische Sätze, die Sie sagen, klingen interessiert und ermutigend: „Wie würdest du es finden, wenn“, „Ich habe eine Idee. Was meinst du dazu“, „Wollen wir nicht mal …?“

 

Der Effekt auf Sie: Sie haben das angenehme Gefühl, gemeinsam an einer Sache zu arbeiten. Da Sie sich in den Grundsatzfragen einig sind, gibt es wenig Anlass zu Streit oder Mikromanagement. Sie empfinden Ihre Diskussionen als anregend und kreativ. Vieles gehen Sie zwar unterschiedlich an, respektieren sich aber gerade dafür. Beste Strategie: Nehmen Sie sich die Zeit, regelmäßig Ihre Überzeugungen und langfristigen Ziele zu vergleichen. Prüfen Sie dabei auch, ob die Balance (z. B. Arbeitsbelastung) für beide weiterhin stimmt.

 

Ausgeglichene Beziehungen sind eine Lernerfahrung. Mancher ist damit aufgewachsen, dass er besser erst einmal nur zuhört und abwartet, ehe er selbst aktiv ist. Er muss lernen, mehr Eigenverantwortung zu übernehmen und selbstsicherer zu werden. Wer sich bisher als bestimmender Macher gesehen hat, muss lernen, die Souveränität seines Gegenübers zu akzeptieren. Dieser kann sich z. B. auch dafür entscheiden, nicht mitzumachen. Er ist dann jemand, von dem man sich respektvoll trennen muss, weil das gemeinsame Ziel fehlt. Jede Beziehung entwickelt sich, und beide Seiten haben ihre eigene Verantwortung dafür.

 

Zum Autor: Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis aus Journalismus, PR und Unternehmenskommunikation als Coach. Schwerpunkt: Berufliche und persönliche Neuorientierung. Im April 2020 erschien sein Buch: „Ich mach da nicht mehr mit“ (Gräfe und Unzer). Mehr als 20 Jahre hat er selbst als Journalist gearbeitet, u.a. bei der „Freien Presse“ in Chemnitz, „Bild“ und „Blick“. Für einen Schweizer Industriekonzern baute er die globale Marketingkommunikation mit auf. Er hat Betriebswirtschaft und Webentwicklung studiert.