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dpa - Deutsche Presseagentur GmbH

Die Schöpferin des Pumuckl − Ellis Kaut ist tot

Im Alter von 94 Jahren ist die Erfinderin des kleinen Quälgeistes am frühen Donnerstagmorgen nach langer Krankheit in einem Pflegeheim bei München gestorben.

 

Der Kobold Pumuckl hat Generationen von Kindern begeistert. Nun ist

die Schöpferin des rothaarigen Klabautermannes, Ellis Kaut,

gestorben.

München (dpa) − Ein kleiner Kobold hat sie berühmt gemacht. Die

Autorin Ellis Kaut schuf vor mehr als 50 Jahren den rothaarigen

Klabautermann Pumuckl, der seitdem in Hörspielen, Fernsehsendungen

und Büchern seine Streiche treibt. Im Alter von 94 Jahren ist die

Erfinderin des kleinen Quälgeistes am frühen Donnerstagmorgen nach

langer Krankheit in einem Pflegeheim bei München gestorben.

Bis zuletzt hatte Kaut verfolgt, wie es um „ihren“ Kobold stand − und

seine Abmagerungskur hatte ihr gar nicht gefallen. „Scheußlich“ habe

sie den schlanken Kobold gefunden, sagte ihre Tochter Uschi Bagnall.

Der Stuttgarter Kosmos Verlag hatte den Helden für eine neue Ausgabe

moderner zeichnen lassen, ohne konkrete Vorgaben zu machen. Der

Illustrator hatte ihn daraufhin sportlicher und schlanker gestaltet -

und damit empörte Reaktionen der Fans ausgelöst. Schnell war klar,

dass Pumuckl seinen Bauch zurückbekommt.

Zum 90. Geburtstag hatte sich Kaut gewünscht: „Gesundheit − und dass

alle so lange leben wie ich, damit ich niemand sterben seh‘.“ Dabei

war die in Stuttgart geborene Kinderbuchautorin bis ins hohe Alter

aktiv.

So war es für sie keine Frage, dass sie ein Gutteil der Fanpost

elektronisch per Email beantwortete. Und bei ihrem Hobby Fotografie

war sie längst auf Digitaltechnik umgestiegen. Regelmäßig traf sie

sich mit anderen Fotografen in der „Sezession Münchner Lichtbildner“.

Und immer noch standen gelegentlich Kinder plötzlich vor ihrer

Haustür im Münchner Stadtteil Obermenzing und wollten ein Autogramm.

„Ich weiß nicht, was die vielen Menschen mit all den Unterschriften

anfangen“, wunderte sich Kaut. Oft werde sie auch von Menschen auf

der Straße erkannt. „Dann sind Leute fröhlich. Sie fangen an, mir

Geschichten vom Pumuckl zu erzählen.“

Generationen sind in Deutschland mit „Meister Eder und sein Pumuckl“

groß geworden. Der freche Kobold eroberte aber auch Kinderherzen in

europäischen Ländern wie Spanien und Frankreich − und sogar in China.

Pumuckl war nicht das einzige Werk der vielseitigen Künstlerin. Für

den Bayerischen Rundfunk (BR) schrieb die gelernte Schauspielerin und

Bildhauerin Hunderte von Beiträgen für Schulfunk und für

Frauenmagazin. Eine Erfolgsstory wurden neben Pumuckl die 120

Geschichten vom „Kater Musch“. Außerdem trieb „Uli der Fehlerteufel“

- mit vollem Namen Ulimantulus Irrichmich − in den 70er und 80er

Jahren sein „Unwesen“ in Rechtschreibfibeln westdeutscher Schüler. Er

verdrehte Buchstaben, stahl Satzzeichen oder ganze Wörter − die

Kinder mussten die Fehler berichtigen.

Damit Kinder auch in der Zukunft „Pumuckl“, „Kater Musch“ und viele

andere Geschichten lesen können und zugleich möglichst wenig Fehler

machen, rief Kaut schon vor Jahren eine Stiftung zur Förderung des

Lesens und der Kinderliteratur ins Leben, die sie später an die

Internationale Jugendbibliothek in München übergab. Durch Lesen könne

man unglaublich viel lernen, argumentierte sie.

Zeitweise arbeitete Kaut 16 Stunden am Tag. Erst 2009 mit der

Veröffentlichung ihrer Autobiografie „Nur ich sag ich zu mir“ legte

sie den Stift endgültig hin. Sie habe dennoch genug zu tun, sagte sie

wenig später. Allerdings vertrödele sie auch viel Zeit. „Aber es ist

ganz nett, wenn man sich dann sagen kann: „Du darfst“ − der Spruch

der normalerweise auf irgendwelchen Leberwürsten steht.“ Das

Älterwerden sei „nicht ganz leicht“, sagte sie. Aber: „Ich bin

durchaus neugierig was kommt.“

Mit ihren Geschichten, mit Pumuckl und mit ihrer Stiftung, bleibt

Ellis Kaut unsterblich. „Meister Eder und sein Pumuckl“ wird immer

wieder im Fernsehen ausgestrahlt. Generationen von Kindern werden

wahrscheinlich auch im digitalen Zeitalter weiter die Geschichten von

dem rothaarigen Kobold lesen. Und sicher werden die Menschen weiter

von Kauts Fehlerteufel Ulimantulus Irrichmich heimgesucht, wenngleich

sein Name dann vielleicht in Vergessenheit geraten ist.

 

Von Sabine Dobel, dpa