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Serie Deutschsprachige Medien im Ausland (Teil 2): "Der Farang": Familienzeitung für Thailand-Fans

Mit den "Großen" mithalten, ihnen manchmal die Schau stehlen - das ist das I-Tüpfelchen im Geschäft kleiner Zeitungen. Das schafft auch das deutschsprachige Blatt "Der Farang" in Thailand mitunter.

Pattaya (dpa) - Als im Frühjahr 2014 in Südostasien Flug MH370 verschwand, war die Zeitung "Der Farang" in Thailand eine der allerersten, die auf Deutsch auf einem News-Portal darüber berichteten. Die Redaktion schlug manche Online-Redaktion in Deutschland, die zu nachtschlafender Zeit langsamer in die Puschen kam, berichtet Geschäftsführer Martin Rüegsegger (52) mit unverhohlenem Stolz.

"Wir sind ein kleines Team, aber immer mit Herzblut dabei", sagt der Schweizer. In seinem Redaktionshaus in Pattaya rund 140 Kilometer südöstlich von Bangkok produziert er das Heft mit 52 bis 84 Seiten alle 14 Tage, dazu einen täglichen Newsletter mit dem Wichtigsten zu Thailand und der Region und das News-Portal, das von früh bis spät in die Nacht aktualisiert wird.

Zielgruppe sind Auswanderer, Langzeiturlauber, Touristen auf Besuch und Thai-Fans, die auch in der Heimat den Anschluss an das Land nicht verlieren wollen. "Der Farang" (Bezeichnung für weiße Ausländer) hat auch fast 200 Abonnenten in Europa, wie Rüegsegger sagt.

"Lust auf eine Rutschpartie?" So beginnt etwa ein Artikel von Redakteur Björn Jahner über neue Wasserparks in Thailand. Der 34-Jährige stellt das Blatt mit sechs Freien Mitarbeitern und Kolumnisten zusammen. Ein anderer Artikel stellt die Touristenregion Khao Lak ein bisschen abseits der bekannten Touristenpfade vor.

Es gibt Interviews mit deutschsprachigen Größen in Thailand, Gartentipps ("Samen, fast so hart wie Stahl") und eine Rätselseite mit Pfiff. Das Kreuzworträtsel hat deutlich lokales Flair: thailändische Chilipaste, sieben Buchstaben, gilt es zu erraten, oder den Namen des Rotlichtviertels in Bangkok, vier Buchstaben.

Die Zeitung gibt es seit gut 22 Jahren, Rüegsegger übernahm sie 2006. Der frühere EDV-Manager in einem Zeitungsverlag, seit 30 Jahren mit einer Thailänderin verheiratet, kehrte der Schweiz den Rücken, um seinen "Traum Thailand" zu verwirklichen.

Die Zeitung reizte ihn, doch machte er sich sofort ans Umkrempeln: Weg vom Image einer Lektüre, die vor allem Rentner in Pattaya anspricht, die mit jungen Thailänderinnen den Lebensabend verbringen.

"Es war schon eine Zeitung für Männer, mit Berichten über Bars und Clubs. Wir sind aber eine Zeitung für Paare und Familien, in ganz Thailand", betont er. "Auch die europäische Frau soll unsere Zeitung wohlfühlend lesen können." Was für Ausflüge bieten sich mit Kindern im Millionenmoloch Bangkok an? Welche Fahrradtouren sind cool in Hua Hin? Was macht die Touristenregion Krabi gegen Wucherpreise - alles Themen des "Farang". Es gibt mehrere deutschsprachige Blätter und Online-Portale, teils mit Nachrichten-, teils mit Reise- oder Lifestyle-Fokus. "Konkurrenz belebt das Geschäft", sagt Rüegsegger.

Sein Konzept sei aufgegangen, sagt er. Er habe die Auflage verdoppelt, auf 7000 Exemplare in der Hauptsaison von Oktober bis April. Das Blatt werde aber sicher von 15 000 Leuten gelesen. Die Leser des gedruckten Blatt seien "ab 40 aufwärts". Das Problem vieler Zeitungen, dass langjährige Abonnenten sterben und nicht im gleichen Maße neue geworben werden, kennt der "Farang" auch. Deshalb das News-Portal mit 3500 Online-Abos. Die Leser, ebenso wie die Facebook-Freunde und Twitter-Anhänger, seien deutlich jünger. Mehr als eine Million "page views" habe das bis spät abends aktualisierte Newsportal inzwischen, mehr als doppelt so viel wie vor zwei Jahren.

Das Geld kommt vor allem durch Anzeigen rein. Zwischen Reisebüro- und Versicherungsanzeigen, Reklame für Gesundheitsmassage, Taxidienste, deutsche Hausmannskost und Fassbier ist sind etwa ein Drittel des Inhalts Nachrichten, Reportagen und Kolumnen.

Launiges gibt es auch. Etwa über die Rolex-Armbanduhr für umgerechnet 130 Euro, die nicht so richtig echt aussieht ("Det sieht doch keener, Hilde, koof ick!"). Oder über das maßgeschneiderte Hemd, bei dem nach zweimaligem Tragen zu Hause die Nähte platzen. Oder zum Thema Sex: "Spaß haben, aber richtig." Wie, ist im Online-Abo nachzulesen.

 

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