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Zertifizierungen: Von der Industrie in die Medienbranche

Zertifizierungen gibt es in anderen Branchen schon lange, etwa Öko-Audits in Industrieunternehmen.

Hamburg - Von dort wanderte die Idee in den Bildungsmarkt weiter, zunächst an die Hochschulen. Ursache war der Boom der Bachelor- und Masterstudiengänge – wie es sie heute auch berufsbegleitend für Medienberufe gibt.

Hier soll der Kunde, der viel Geld für sein Studium zahlt, mehr Sicherheit bekommen. Der unübersichtliche Markt mit seinen Kooperationen zwischen Weiterbildungsträgern und Hochschulen ruft geradezu nach Zertifizierungen und Gütesiegeln. Die machen sich gut auf den Werbeunterlagen, und die Prüf- und Kontrollverfahren können tatsächlich manches rasch gestrickte Curriculum zurechtzurren, Unterfinanzierung offenlegen, Standards einfordern.

Meist geht das über so genannte Visitationen: Fachkommissionen erhalten Einsicht in die Curricula und Planungen, durchleuchten die Konzepte, prüfen die Budgets, die Räume, zuweilen sogar die Eignung der Dozenten.

Verständlich, dass etwa ein Studiengang, der sich am Markt etablieren will, diesen schwierigen und kostspieligen Weg geht, um Interessenten zu zeigen: „Bei uns ist Dein Geld sinnvoll angelegt.“ Gleichwohl ist das Verfahren auch innerhalb der Hochschulszene umstritten.

Wie gehaltvoll sind zum Beispiel die Abschlussberichte, wie bindend die Änderungsappelle? Und wer sitzt in der Fachkommission, wie sind die Mitglieder legitimiert? Oft dokumentieren sich hier langjährige Arbeitsbeziehungen zwischen Anbietern und Prüfern.

Keine Frage: Wenn es eine gute Zertifizierung war, dann hat sie beratenden Charakter, dringt unter die Oberfläche der abzufragenden Begriffe und Kennziffern. In diesem Fall trägt die Prüfung wirklich zur Weiterentwicklung des Studiengangs bei.

Wenn nicht, dann haben zwar die künftigen Studierenden nicht viel davon, aber alle anderen: Der Anbieter bekommt, wenn auch mit Einschränkungen und Auflagen, sein Gütesiegel; die Kommissionsmitglieder haben interessante Einblicke gewonnen und ein paar Tagessätze verdient; das Zertifizierungsunternehmen macht Umsatz und generiert Wissen, das es in neue Beratungsaufträge umsetzt.

Christian Sauer

 

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