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„Fünf typische Job-Fallen – und wie Sie sie umgehen“

„Fünf typische Job-Fallen – und wie Sie sie umgehen“ Attila Albert

Karrierecoach Attila Albert zeigt, welche Entscheidungen oder Unterlassungen im Berufsleben besonders häufig zu Sackgassen führen – und wie Sie rechtzeitig gegensteuern, um Ihre Karriere nicht zu gefährden.

Berlin – Es gibt bewusste berufliche Entscheidungen, die sich im Rückblick als Fehler herausstellen. Ein typisches Beispiel dafür ist die Annahme einer neuen Stelle, obwohl man bereits beim Vorstellungsgespräch seine Zweifel und ein schlechtes Gefühl hatte, die sich dann auch tatsächlich auf ungute Weise bestätigten. Häufiger aber sind Fehlentscheidungen durch Unterlassen: Man erledigt seine Arbeit, erkennt dabei gewisse Probleme (z. B. mangelnde Perspektive, zu niedriges Gehalt), kümmert sich aber nur halbherzig oder gar nicht darum. Jahre später stellt sich das als Fehler heraus: Man hätte beizeiten handeln müssen.

 

Gewisse Korrekturen sind immer noch möglich, doch die verlorenen Jahre und ihre Chancen sind nicht wieder aufzuholen. Wer beispielsweise mit Anfang 40 noch Karrierepläne hat, muss sie angehen, denn mit Anfang 50 ist es dafür häufig zu spät. Selbst traut man es sich vielleicht noch immer zu, nur die Arbeitgeber oft nicht mehr. Fünf Szenarien sind dabei besonders häufige „Job-Fallen“: Unbemerkt führen sie einen aufs Abstellgleis bzw. in Sackgassen, und es braucht große Anstrengungen, um die eigene Karriere wieder in Fahrt zu bringen. Wer sie früh identifiziert und entsprechend reagiert, erspart sich das.

 

1. Mehr als fünf Jahre dieselbe Stelle

Es ist auch heute nichts dagegen zu sagen und hat seine Vor- und Nachteile, lange Zeit beim selben Arbeitgeber zu verbringen. Problematisch ist es allerdings, mehr als fünf Jahre in derselben Position zu arbeiten. Aus Routine wird bald Stagnation, schließlich wird man davon ausgehen, dass Sie nicht ambitioniert sind und Ihnen anspruchsvollere Aufgaben gar nicht mehr zutrauen, sondern Jüngere oder Externe vorziehen. Besonders gefährdet: Medienprofis, die sich ihr Leben eingerichtet haben (Wohnung, Familie), risikoscheu werden und perfekte Alternativen erwarten.
Ausweg: Etwa alle drei Jahre verändern, zumindest intern ein neues Aufgabengebiet oder eine andere Rolle übernehmen. Das hält beweglich.

 

2. Dauerhaft zu niedriges Gehalt

Kaum jemand entscheidet sich aus freien Stücken für ein niedriges Gehalt, sondern akzeptiert es in bestimmten Situationen (z. B. Berufseinstieg, erste Führungsrolle). Auf Dauer frustriert das allerdings, nagt am Selbstbewusstsein – und ist auch praktisch ein Problem, wenn man kaum seine Lebenshaltungskosten decken oder sich nie ein Extra leisten kann. Besonders gefährdet: Junge und idealistische Medienprofis, die nicht betriebswirtschaftlich denken, sondern erwarten, aus moralischen Gründen („Fairness“, „Gerechtigkeit“) angemessen bezahlt zu werden.
Ausweg: Das Gehalt zur Top-Priorität machen und die Stellensuche danach ausrichten, wo angemessen bezahlt wird.

 

3. Freie Mitarbeit mit nur einem Auftraggeber

Insbesondere bei Regional- und Lokalzeitungen sowie beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk arbeiten freiberufliche Medienprofis oft jahrelang an der Seite angestellter Redakteure. Mit allerlei Tricks, etwa befristeten Verträgen und Vertragspausen, umgehen die Arbeitgeber den Status der Scheinselbständigkeit und ebenso die drohende Anstellungspflicht. Das Problem für diese Medienprofis: Das Risiko, einmal plötzlich ohne diesen Auftraggeber und damit ohne Einkommen dazustehen. Besonders gefährdet: Selbständige Medienprofis, die sich als Redaktionsmitglieder fühlen, obwohl sie klar externe Unternehmer sind.

Ausweg: Immer mehrere Auftraggeber haben, dafür fortlaufend Zeit für die Neuakquise einplanen.

 

4. Erwarten, dass solide Leistungen belohnt werden

Jede Tagesproduktion bringt ihre Herausforderungen mit sich, und es ist immer ein Erfolg, sie pünktlich und in angemessener Qualität abzuschließen. Das verleitet allerdings manche Medienprofis zu der Annahme, dass das bereits belohnt werden müsse. Enttäuscht müssen sie dann feststellen, dass das Lob und weitere Anerkennungen wie eine Gehaltserhöhung oder Beförderung ausbleiben. Besonders gefährdet: Klassische Angestellte, denen nicht klar ist, dass solide Leistung erwartet und deswegen nicht extra honoriert wird. Sie sind bereits durch das Gehalt abgedeckt.
Ausweg: Nicht nur um das Tagesgeschäft kümmern! Suchen Sie sich regelmäßig Extra-Projekte, mit denen Sie herausstechen können.

 

5. Die Hoffnung, entdeckt zu werden

Eine Erwartungshaltung insbesondere von jüngeren Medienprofis ist, dass andere für ihre Weiterentwicklung zuständig wären. Tatsächlich fördern Vorgesetzte bestimmte Mitarbeiter, auch das HR hat seine Förder- und Entwicklungsprogramme. Allerdings stehen dabei die Interessen des Unternehmens im Vordergrund, und ab dem mittleren Lebensalter ist man gar nicht mehr im Fokus dieser Initiativen. Besonders gefährdet: Unsichere, introvertierte Menschen, die hoffen, dass andere sehen, was sie leisten und das belohnen, um es nicht selbst ansprechen zu müssen.
Ausweg: Am Selbstbewusstsein arbeiten (z. B. mit einem Coach) und mit dem Wissen agieren, dass Sie selbst für Ihre Karriere zuständig sind.

 

Zur vergangenen Kolumne: Kompletter Berufswechsel

 

Zum Autor: Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der Freien Presse, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA.

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