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Neuanfang statt Stillstand: Wie Sie Probleme endlich lösen

Neuanfang statt Stillstand: Wie Sie Probleme endlich lösen Attila Albert

Viele Medienprofis erkennen ihre Schwierigkeiten – ob stagnierendes Gehalt, fehlende Wertschätzung oder ausbleibende Aufträge –, aber ändern nichts. Karrierecoach Attila Albert erklärt, warum wir feststecken und wie ein Neustart in sechs Schritten gelingt.

Berlin – Vor einiger Zeit hatte ich ein Gespräch mit einer Gruppe freier Journalisten, die – bis auf wenige Ausnahmen – unzufrieden mit ihrer Arbeitssituation waren. Das Zeilenhonorar, vom größten Verlag und damit Auftraggeber ihrer Region wieder einmal gekürzt, empörte sie. Ebenso ärgerten sich die meisten darüber, dass Redakteure nicht auf Themenangebote reagierten oder Texte bestellten, die sie dann aber doch nicht verwenden und bezahlen wollten. Das Erstaunliche war, dass all diese Einzelunternehmer – und darum handelt es sich bei freien Journalisten – ihr Problem klar erkannt hatten und ausführlich beschreiben konnten, aber nicht die Lösung angehen wollten (z. B. sich um bessere Kunden bemühen).

 

Ebenso ist es bei vielen angestellten Medienprofis zu beobachten: Sie haben ein klar erkennbares Problem – ihr Gehalt stagniert, sie werden trotz vieler Anstrengungen nicht befördert, ihr Vertrag läuft aus, ohne dass sie etwas Neues hätten –, gehen es aber nicht an. Zwar beklagen und beschweren sie sich über ihre Situation, können auch „die Schuldigen“ benennen, beschäftigen sich aber kaum mit der Lösung, sondern lieber mit allerlei anderem, und wenn es die Planung der nächsten Urlaubsreise ist. Solch ein Mangel an Fokus und Entschlusskraft hat jedoch mittel- und langfristig Konsequenzen: Ungelöste, verschleppte Probleme verschärfen sich mit der Zeit, zudem verpasst man unzählige Chancen.

 

1. Eingeständnis, dass es überhaupt ein Problem gibt
Dabei beginnt jede Veränderung mit dem Eingeständnis, dass sie nötig ist. Damit endet manchmal jahrelanges Verleugnen und Verdrängen, Schönreden und Ablenken. Nun endlich gibt man zu: „Ich habe ein Problem, so geht es nicht mehr weiter.“
Solch ein Eingeständnis – zuerst sich selbst, dann anderen gegenüber – kann beschämend oder befreiend sein, beängstigend oder einen ermutigen, weil sich die Dinge nun ändern können. In jedem Fall ist es ein erster Durchbruch, weil es den Blick auf die Realitäten der aktuellen Situation richtet und danach darauf, wie man sich daraus befreien könnte.
Tipp: Helfen Sie sich hier nicht mit unproduktiven Schuldvorwürfen auf; sie können später thematisiert werden.


2. Präzisierung: Das Problem genau beschreiben
Das erste Eingeständnis ist oft noch sehr allgemein, möglicherweise emotional und recht umfassend, aber im Detail nicht präzise: Was genau ist eigentlich das Problem? Diese Überlegung ist wichtig, um es eingrenzen und angehen zu können: Was funktioniert nicht, woran fehlt es, was ist schiefgegangen?
Beispiel: Wer zu wenig verdient, hat häufig durchaus viel zu tun, verlangt aber zu wenig oder bemüht sich um einen finanzschwachen Arbeit- bzw. Auftraggeber.
Tipp: Notieren Sie sich mit objektiven Zahlen und Fakten, was das Problem ist und wie es entstand. Eine kompetente, neutrale Zweitmeinung (je nach Thema z. B. von einem Mentor, Karriere- oder Gründungsberater) ist dabei hilfreich.


3. Kurzfristige Maßnahmen: Das Problem eingrenzen
Das Eingeständnis, ein Problem zu haben, kommt meist nicht ganz freiwillig, sondern weil es wie bisher nicht mehr weitergeht, man „mit seinem Latein am Ende ist“. Manchmal sind an dieser Stelle kurzfristige Maßnahmen erforderlich, um eine Verschlimmerung der Lage abzuwenden.
Beispiel: Wer bald seinen Job verlieren wird, aber mit dem Arbeitslosengeld absehbar nicht auskommen wird, muss sich schnell ein zweites Standbein aufbauen (z. B. nebenbei für andere schreiben, Vorträge oder Workshops anbieten). Das hilft, das Problem und seine Konsequenzen zu begrenzen.
Tipp: Hier nicht mehr lange überlegen und nach perfekten Lösungen suchen, sondern schnell und pragmatisch handeln.


4. Ursachenforschung: Das Problem analysieren
Häufig verleitet eine erfolgreiche Rettungsaktion zu dem Fehlschluss, dass man wohl nichts Grundlegendes ändern müsse, weil man ja noch einmal davongekommen sei. Davor sollte man sich hüten und stattdessen auf Ursachenforschung gehen, wenn sich die Lage etwas stabilisiert hat: Wie konnte es so weit kommen – welche äußeren Umstände und inneren Beweggründe haben einen in die Lage gebracht, vielleicht nicht das erste Mal? Das verhindert, dass man bald wieder vor dem gleichen Problem steht.
Beispiel: Konflikte mit dem Chef an jedem Arbeitsplatz, weil man sich schwer unterordnen kann.
Tipp: Ein psychologisches Assessment hilft dabei, geführt und strukturiert über sich nachzudenken.


5. Langfristige Korrektur: Problem beseitigen
Ein echter Kurswechsel geht über die kurzfristige Rettungsaktion hinaus und hat das Ziel, „die Gefahrenzone dauerhaft zu verlassen“, um nicht bald wieder vor demselben Problem zu stehen. Das setzt voraus, gewisse Entscheidungen nun anders zu treffen – und das tut man erst, wenn man seine bisherige Einstellung überdacht und geändert hat.
Beispiel: Nicht wieder aus Angst, sonst gar nichts zu bekommen, eine Stelle anzunehmen, obwohl man schon im Bewerbungsgespräch ein schlechtes Gefühl hatte. Ein Therapeut oder Coach kann hier gut begleiten.
Tipp: Setzen Sie sich konkrete Zwischenziele, anhand derer Sie überprüfen können, ob Sie „noch auf Kurs sind“, sich also wie angestrebt verändern.


6. Prävention: Risiken für Probleme reduzieren
Die Ursachenforschung enthüllt immer auch Gründe für das Problem, auf die man wenig oder gar keinen Einfluss hat oder die sich nicht so einfach beseitigen lassen. Es hilft aber schon sehr, diese Risiken zu erkennen und Gegenstrategien zu entwickeln. Damit treten wiederkehrende Probleme künftig weniger häufig oder gar nicht mehr auf.
Beispiel: Wer sich aus einer biografischen Prägung heraus ständig beruflich überfordert, um sich „Zuneigung zu verdienen“, kann sich andere Möglichkeiten der Bestätigung (z. B. mehr Freunde, Ehrenamt) suchen.
Tipp: Tauschen Sie sich mit anderen in einem geschützten, vertraulichen Rahmen aus. Das Wissen, nicht allein zu sein, ermutigt und stärkt.

 

Zur vergangenen Kolumne: Wenn der Journalismus dich auffrisst

 

Zum Autor: Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der Freien Presse, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA.

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