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Selbsttest: Ist es Zeit für Sie, den Job zu wechseln?

Selbsttest: Ist es Zeit für Sie, den Job zu wechseln? Attila Albert

Wer beruflich unzufrieden ist, überlegt meist lange, ob er noch abwarten oder wechseln sollte. Aber so geht viel Zeit verloren, die für eine solide Vorbereitung genutzt werden könnte. Karrierecoach Attila Albert nennt 15 Fragen für die Entscheidung, ob ein Jobwechsel empfehlenswert wäre.

Berlin – Gehen oder bleiben, abwarten oder aktiv werden? Wer beruflich unzufrieden ist, stellt sich diese Fragen immer wieder, manchmal jahrelang ohne Ergebnis. Nur die wenigsten Jobs sind gar nicht auszuhalten, zudem braucht es auch immer erst eine Alternative. Dieses Zögern ist verständlich, kostet aber Chancen. Gerade im mittleren Lebensalter macht es einen enormen Unterschied, ob man eine Veränderung mit Anfang 40 angeht oder wartet, bis man 50 und damit für viele andere Arbeitgeber deutlich weniger attraktiv ist.

 

Daher ist es sinnvoll, die Entscheidung systematisch anzugehen und nicht unnötig Zeit zu verlieren, die Sie besser für eine solide Vorbereitung nutzen können: Das eigene Profil schärfen, die aktuelle Stelle gezielt nutzen, um sich eine gute Position in der Branche zu verschaffen und das Netzwerk auszubauen, eventuell noch eine Weiterbildung angehen. Damit sorgen Sie dafür, dass Sie rechtzeitig und überlegt aktiv werden, anstatt erst ewig „durchzuhalten” und dann, wenn Sie genug haben, in Aktionismus zu verfallen.

 

Berufliche Gesamtsituation bewerten
Mit einem Selbsttest möchte ich Sie dazu anregen, Ihre Gesamtzufriedenheit statt nur einzelner Aspekte (z. B. Gehalt, Position) zu bewerten. Sehen Sie ihn als spielerische Möglichkeit der Selbstreflektion, Ihre individuelle Situation muss natürlich im Detail betrachtet werden. Beantworten Sie die folgenden 15 Fragen mit Ja oder Nein. Zählen Sie die Ja-Stimmen zusammen. Die Auflösung finden Sie anschließend.

 

1. Haben Sie schon seit Jahren keine Gehaltserhöhung mehr erhalten?

2. Denken Sie, dass Sie für Ihre Arbeit deutlich mehr verdienen müssten?
3. Leisten Sie regelmäßig unbezahlte Überstunden, weil es anders gar nicht geht?
4. Langweilt Sie Ihre Arbeit inhaltlich, auch wenn sie stressig und anstrengend ist?
5. Sind Sie froh, wenn Sie Chef und Team gar nicht sehen (z. B. wegen Homeoffice)?
6. Ist Ihr Arbeitsweg eigentlich zu lang oder müssen Sie gar pendeln?
7. Kreisen Ihre Gedanken oft darum, was bei Ihrem Arbeitgeber falsch läuft?
8. Schimpfen und klagen Sie vor anderen oft über den Chef oder die Firma?
9. Haben Sie manchmal Angst, zur Arbeit zu gehen (z. B. vor wichtigen Meetings)?
10. Fühlen Sie sich von Ihrem Chef regelmäßig komplett falsch verstanden?
11. Müssen Sie im Job ständig Ihre Meinung verbergen und sich verstellen?
12. Wirkt es auf Sie so, dass Ihre Ideen oft schon aus Prinzip abgelehnt werden?
13. Vertrauen Sie Ihrem Chef nicht, notieren Sie z. B. seine Äußerungen?
14. Haben Sie die Erfahrung machen müssen, dass Aussprachen nicht helfen?
15. Stellen Sie fest, dass sich in Ihnen Wut gegen Ihren Arbeitgeber aufbaut?


AUFLÖSUNG
Bis 5 Mal „Ja“: Trotz einiger Unzufriedenheiten passt Ihr aktueller Job zu Ihnen. Denken Sie in Frust-Momenten daran, dass es nirgendwo perfekt läuft. Gehen Sie aber ein, zwei konkrete Punkte an, die Ihre Gesamtbewertung heben würden (z. B. eigenes Projekt vorschlagen, Nebenjob als Extra-Einkommen, eigene Geschäftsidee ausprobieren). Tipp: Möglichst wenig schimpfen und klagen, setzen Sie Ihre Energie lieber konstruktiv ein.

 

6 bis 10 Mal „Ja“: Sie können wahrscheinlich noch ein bis zwei Jahre bleiben, ohne dass es Sie zu sehr belasten würde. Prüfen Sie aber, ob ein interner Wechsel bereits eine erste Verbesserung und möglich wäre. Empfehlenswert ist es, fortlaufend die eigenen Ansichten zu klären und die Lage nach sechs Monaten neu zu bewerten. Tipp: Eigene Ausgaben möglichst reduzieren, statt eines Urlaubes z. B. in eine Weiterbildung investieren.

 

11 Mal oder mehr „Ja“: Es ist Zeit für einen Wechsel innerhalb der nächsten sechs bis neun Monate. Ständig gegen die eigenen Überzeugungen und Werte zu arbeiten, ist enorm erschöpfend. Jeder Arbeitsauftrag wird zum inneren Konflikt und führt zu Disputen. Tipp: Feste Zeiten im Kalender einplanen (z. B. 3x 30 Minuten pro Woche), um sich aktiver zu bewerben, Ihr Netzwerk zu stärken oder eine Geschäftsidee zu konkretisieren.

 

Sehen Sie die Empfehlungen als allgemeine Orientierung an, die mit Ihrer persönlichen Situation (z. B. Karrierephase, familiäre Bedürfnisse) abgeglichen werden muss. Aber Sie zeigen, wie dringlich ein Wechsel wäre und was empfehlenswerte erste Schritte sind.

 

Interne Möglichkeiten prüfen
Nur die wenigsten Medienprofis sind an einem schnellen, abrupten Wechsel interessiert, wegen verschiedener Verpflichtungen (z. B. Familie) dazu häufig auch nicht in der Lage. Das sollte jedoch nicht dazu führen, untätig zu bleiben, höchstens gelegentlich eine halbherzige Bewerbung zu verschicken. Insbesondere Wertekonflikte am Arbeitsplatz können auf Dauer sehr zermürbend sein, sich beispielsweise unterbezahlt und damit nicht geschätzt zu fühlen oder den Eindruck zu haben, seine Meinung nicht sagen zu dürfen.

 

Nicht immer müssen Sie beim aktuellen Arbeitgeber kündigen. Eine interne Veränderung ist die erste Alternative, die Sie prüfen sollten: Der Wechsel in ein anderes Ressort oder in ein anderes Tätigkeitsfeld (z. B. von der Redaktion ins Produktmanagement). Ist das nicht möglich, lohnt der Blick zu anderen Unternehmen. Ein empfehlenswerter Weg in die Selbstständigkeit ist die einvernehmliche Trennung gegen Abfindung. Ein Zwischenschritt dafür ist der Wechsel auf Teilzeit, um die eigene Geschäftsidee vorab auszuprobieren.

 

Zur vergangenen Job-Kolumne: Wie Medienprofis lernen, sich besser zu verkaufen

 

Zum Autor: Karriere-Coach Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der „Freien Presse“, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA. www.media-dynamics.org.