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So geht’s nicht mehr weiter! Wie Medienprofis ihrem Leben eine neue Richtung geben

So geht’s nicht mehr weiter! Wie Medienprofis ihrem Leben eine neue Richtung geben Attila Albert

Jeder kommt immer wieder einmal in eine Lage, in der ihm klar wird: Es muss sich dringend etwas ändern, so kann es nicht länger weitergehen. Aber einfach ist echte Veränderung nie. Mediencoach Attila Albert über Wege, dem Berufs- und Privatleben trotzdem eine neue Richtung zu geben.

Berlin – Die leitende Redakteurin eines Newsportals hatte nun mehrere Jahre jeden Stellenabbau aufgefangen. Eigentlich arbeitete und schlief sie nur noch. Sie hatte nach Feierabend keine Kraft mehr, sich nach einem Partner umzusehen, ihre Freundinnen zu treffen oder, wie früher, regelmäßig zum Sport zu gehen. Ihre einzige Freude waren ihre Reisen, deren Kosten sie allerdings immer wieder an den Job banden. Sie wusste, dass sie damit insgesamt auf ein Burnout zusteuerte. Aber wie sollte sie da rauskommen?

 

Jeder gerät im Leben immer wieder einmal in eine Lage, in der ihm klar wird: So kann es nicht weitergehen. In jedem Lebensbereich kann es vorkommen, dass Sie sich zu lange verausgabt oder zu viel hingenommen haben. Oft aus ehrenwerten Motiven heraus, weil Sie beispielsweise eine gute Sache unterstützen oder anderen helfen wollten:

  • Sie verausgaben sich im Job, weil zwar ständig mehr Aufgaben hinzugekommen und Stellen gestrichen wurden, Sie sich aber weiter verantwortlich fühlen.
  • Die Unterstützung des Partners oder eines Angehörigen, anfangs gern übernommen, ist zum Dauerzustand geworden, der Sie inzwischen überfordert.
  • Sie sind finanziell dauernd in einer heiklen Lage, weil Ihre Einnahmen zu niedrig sind, Sie aber Angst davor haben, von anderen mehr zu fordern.
  • Ihre intensive Beschäftigung mit der Weltlage hat dazu geführt, dass Sie sich inzwischen ständig sorgen oder völlig hoffnungslos fühlen.


All das sind keine seltenen Lebenslagen, aber es ist nicht einfach, sich daraus wieder zu lösen. Es ist jedoch ein Gebot der Selbstbewahrung und -fürsorge, wieder mehr an sich und die eigenen Bedürfnisse zu denken und stärker Grenzen zu setzen. Die nachfolgenden Empfehlungen unterstützen Sie dabei, das Machbare anzugehen.

 

Einsicht, dass sich etwas ändern muss
Der erste Schritt ist der Abschied von der Lebenslüge, dass es sich nur um einen vorübergehenden Zustand handele, der wahrscheinlich von selbst wieder enden werde, weswegen Sie auch erst einmal wie bisher weitermachen könnten. Wer sagt, dass es „im Moment schwierig” wäre, redet sich damit oft eine monate- oder sogar jahrelange Überlastung schön, um nicht handeln zu müssen. Warten Sie nicht ab, bis Sie gar nicht mehr können. Setzen Sie sich feste Fristen, werden Sie danach wirklich aktiv.

 

Wer ständig überlastet ist, hält das – zumindest für eine gewisse Zeit – durch mehr oder weniger gesunden Ausgleich durch (z. B. ständige Urlaube, Zeit für Freunde und Sport streichen, exzessives Internet, Alkohol). Erkennen Sie, welche „Trostpflaster” Sie bisher nutzen – und verzichten Sie bewusst darauf. Beispiel: Nicht schon wieder die nächste Reise buchen, weil der Job so stresst. Das ist zwar nicht angenehm, führt Ihnen aber vor Augen, wie dringend Sie die Ursachen Ihrer Überlastung endlich angehen sollten. Gleichzeitig setzen Sie damit zeitliche und finanzielle Ressourcen frei.

 

Nächste Lebensphase ganzheitlich planen
Selten gelingt es, einen isolierten Lebensbereich (z. B. Arbeit) ohne weitere Veränderungen zu verbessern. Wer das versucht, landet meist bald wieder in einer ähnlichen Lage, nur woanders (z. B. neuer Arbeitgeber, gleiche Probleme). Erlauben Sie sich, Ihr Leben einmal weitergehend zu überdenken: Wo wollen Sie wirklich hin, was wünschen Sie sich? Das erlaubt Ihnen einen ganzheitlichen, mutigeren Entwurf. Beispiel: Sie wünschen Sie sich eine erfüllendere Aufgabe, wollen zukünftig aber auch örtlich flexibel arbeiten. Dann gestalten Sie Ihren nächsten Job, angestellt oder freiberuflich, gleich entsprechend.

 

Die meisten Menschen haben, per Definition, einen konventionellen Lebensstil. Fragen Sie diese daher nicht nach Rat, wenn Sie nicht nur hören wollen, dass Sie lieber nichts riskieren sollten. Holen Sie sich praktische Empfehlungen und Ermutigung stattdessen von Menschen, die bereits geschafft haben, was Ihnen vorschwebt. Beispiel: Erwägen Sie eine Selbstständigkeit, fragen Sie niemanden, der immer angestellt war, oder Blender von YouTube oder Instagram, sondern erfolgreiche, reale Existenzgründer. Wollen Sie endlich eine Beziehung, fragen Sie keine Dauer-Singles nach Rat, sondern Verheiratete.

 

Eigene Erholung immer mit einplanen
„Aber wann soll ich denn das alles machen”, ist eine häufige Ausflucht, „und das kostet ja auch.” Das sind berechtigte Einwände, die aber keine Ausrede dafür sein sollten, gar nichts zu tun. Überlegen Sie stattdessen: Was könnten Sie streichen, was Ihnen sowieso nicht viel bringt oder Sie sogar belastet? Netflix-Serien, politische Talkshows, Streitereien auf Social Media, belanglose Gespräche, teure Reisen und Restaurantbesuche könnten dazugehören. Kleinigkeiten – hier eine Stunde sinnvoller genutzt, dort eine finanzielle Ausgabe umgelenkt – addieren sich, ohne dass Sie dafür wirklich viel opfern müssten.

 

Jede bedeutsame Veränderung ist dabei aufregend und herausfordernd. Ziehen Sie sich nicht selbst runter, indem Sie immer wieder darauf hinweisen („So einfach ist das nicht”, „Da kann auch vieles schiefgehen”). Erwarten Sie gar nichts anderes, sondern gehen Sie Ihren Neuanfang zuversichtlich an: Es wird nicht einfach, aber Sie identifizieren mögliche Risiken vorab und sorgen dafür, dass sie bewältigbar bleiben. Damit stagnieren Sie weder aus Angst noch werden Sie übermütig und bringen sich in existenzielle Gefahr.

 

Neue Einstellung, praktisch ausgedrückt
Eine Wende im beruflichen oder privaten Leben ist manchmal auch beängstigend, voller Sorgen und Unsicherheiten: Mache ich hier nicht einen Riesenfehler, werde ich diese oder jene Entscheidung (z. B. dem Abfindungsprogramm des Arbeitgebers zugestimmt zu haben) nicht bald bereuen? Dann wieder sind Sie voller Freude und Hoffnung, weil Sie endlich angehen, was Sie sich so lange gewünscht haben. Sorgen Sie hier gezielt für innere Ruhe und emotionale Stabilität, z. B. mit kurzer täglicher Meditation und einem wöchentlichen Unterstützerkreis für den tiefergehenden Austausch.

Eine veränderte Einstellung („Mindset”) und praktische Erledigungen ergänzen und verstärken sich, während sie für sich allein zu wenig wären. Beides braucht Kraft und Zeit, auch wenn sie Ihnen hoffentlich Freude machen und neue Stärke schenken. Planen Sie daher immer wöchentlich Zeiten ein, die ganz Ihnen gehören und Ihre Erholung fördern (z. B. je ein fester Abend für Freunde und Sport). Dann wird der berufliche oder private Richtungswechsel nicht zur nächsten Stressquelle, sondern trägt Sie für sich weiter.

 

Zur vergangenen Job-Kolumne: Realistisches Selbstbild

 

Zum Autor: Karriere-Coach Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der „Freien Presse“, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA. www.media-dynamics.org.

 

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