„Die 500“: Lisa Geiger nutzt Dynamiken des Netzes für den Journalismus

Berlin - "Am Anfang jeder Geschichte steht der Leser. Mit Social Media-Strategien und cleveren Analytics kann dieser direkter denn je online erreicht werden, dafür braucht es Redakteure mit Gespür", sagt Lisa Geiger.

Zur Person: Lisa Geiger, 25, Redakteurin & Social Media-Managerin bei KircherBurkhardt.

Ausbildungsweg und berufliche Stationen:

B.A. der Kulturwissenschaften, Europa-Universität Viadrina (Frankfurt an der Oder) und Literatur an der  Université Paris 8, studentische Mitarbeiterin bei „Der Tagesspiegel“ und „zitty Berlin“, freiberufliche Autorin, Volontariat bei KircherBurkhardt.

Welche Erwartungen standen am Auftakt Ihrer beruflichen Laufbahn?

Lisa Geiger: Die Welt zu verändern! Ich verschlang Bücher von Günter Wallraff und Ratgeber von Wolf Schneider. Nebenbei konnte ich durch den Job meine Leidenschaft für Musik und Kultur mit dem Schreiben verbinden. Zuerst im Print, für die Badische Zeitung bald auch für digitale Medien wie das Online-Stadtmagazin fudder.de. Nach dem Abitur lockte Berlin mit spannenden Studien- und Karrieremöglichkeiten. Beim Stadtmagazin zitty Berlin fand ich genau die richtige Mischung aus Kultur und kritischem Denken, die mich prägten.

Was bewegt und motiviert Sie heute in Ihrem Beruf?

Lisa Geiger: Inzwischen fasziniert es mich sehr, die Möglichkeiten des Internets für den Journalismus zu nutzen. Mit Social Media-Strategien, cleveren Analytics und mobilgerätefreundlichem Design können und müssen Leser in einem neuen Ausmaß mitgedacht werden. Dafür braucht es Redakteure, die mit viel Gefühl für die Dynamiken des Netzes flexibel auf die Nutzungsgewohnheiten ihrer User reagieren können. Oft heißt es, eine der wichtigsten Tugenden eines Journalisten sei die Neugierde. Leider scheint diese im Bezug auf die digitale Welt bei vielen Entscheidern und (Print-)Redakteuren abhanden gekommen zu sein. Deshalb möchte ich Zweifler für die neuen Chancen im Journalismus begeistern.

Wer wäre Ihre Wunschverabredung für ein Geschäftsessen? Was stünde ganz oben auf der Gesprächsagenda?

Lisa Geiger: Mich reizt eher ein Geschäfts-Schnapstrinken mit den Jungs von der Werbeagentur DOJO, die mit Muschi Kreuzberg und in ihren Kampagnen (unter anderem für zitty Berlin) großartige Texte vom Stapel lassen. Das ist Irrsinn in Worten, ein Fest für Sprachverliebte. Außerdem begeistert mich die Arbeit von VICE, die auf diversen Ebenen alles richtig machen. Nicht nur das Magazin, das die wirklich wichtigen Themen des Lebens in Reportagen gnadenlos ausleuchtet, sondern auch das Content-Universum mit der verlagseigenen Agentur ADVICE zeigt, wie man investigativen Journalismus heute mit Content Marketing refinanzieren kann.

Ein Meilenstein meines bisherigen Lebens war...

Lisa Geiger: … Mein erster Florida-Aufenthalt mit 16 Jahren und drei Jahre später der Umzug von Freiburg nach Berlin. Beides hat mich geprägt. Nach Florida reise ich immer wieder, um längere Zeit mit meinen amerikanischen Freunden zu verbringen, in Berlin-Kreuzberg bin ich inzwischen fest verwurzelt und ich verdanke der Stadt einmalige berufliche wie private Erfahrungen.

Man sagt mir nach, ich sei...

Lisa Geiger: … zielstrebig, kreativ, ein Querkopf.

Die Fragen an Lisa Geiger stellte Newsroom.de-Chefredakteur Bülend Ürük.