Journalistenpreise
DAPD

Nannen-Eklat: Leyendecker bekräftigt Ablehnung

Vorschlag zur Pulitzer-Lösung bei Preisvergabe "nicht schlecht".

Leichlingen (dapd) - Hans Leyendecker hat die Forderung des Netzwerks Recherche nach einer Änderung der Vergabepraxis beim Henri-Nannen-Preis begrüßt und zugleich seine Ablehnung der Auszeichnung bekräftigt. "Der Ratschlag des Netzwerk-Vorstandes, die Pulitzer-Lösung zu prüfen, ist nicht schlecht", sagte der Journalist, der selbst Mitglied dieses Journalistenvereins ist, am Montag in seinem Heimatort Leichlingen auf dapd-Anfrage.

Er habe es "schon irritierend" gefunden, am selben Abend sowohl den Journalisten Nick Davies, der den Skandal um die Murdoch-Blätter aufgedeckt hatte, als auch "Bild" auszuzeichnen, sagte Leyendecker. "Davies sagte in seiner Dankesrede, den Murdoch-Blättern gehe es nur um Rendite und Macht. Um was geht es dann 'Bild'?", fügte er hinzu.

Drei Journalisten der "Süddeutschen Zeitung", darunter Leyendecker, hatten am Freitag den Henri-Nannen-Preis in der Kategorie "Investigative Recherche" abgelehnt, da dieser gleichzeitig auch an Redakteure der "Bild"-Zeitung für ihre Berichte über die Hintergründe eines Privatkredits an Christian Wulff ging. Die Vorsitzenden des von Leyendecker mitgegründeten Journalistenvereins Netzwerks Recherche schlugen vor, künftig wie beim US-amerikanischen Pulitzer-Preis Fachleute, wie erfahrene Investigativ-Journalisten, statt wie bislang Chefredakteure über die Preisvergabe entscheiden zu lassen.

Kritik an der Ablehnung des Preises, die am Freitagabend bei der Festveranstaltung für einen Eklat gesorgt hatte, wies der Journalist zurück. "Es gilt hoffentlich nicht als elitär, die Methoden der 'Bild'-Zeitung zu kritisieren, wie sie beispielsweise im Fall Otti Fischer angewendet wurden", konterte Leyendecker eine Äußerung von Christian Lindner, Chefredakteur der "Rhein-Zeitung", der hier auf NEWSROOM die Haltung der "SZ"-Journalisten als "elitär und überheblich" bezeichnet hatte.

"Dass ich 'Bild' für ein Drecksblatt und Lügenblatt halte, ist nicht neu. Ich sage das immer wieder", bekräftigte Leyendecker seine gegenüber dem "Tagesspiegel"  geäußerte Meinung. Dennoch würde er kein Medium von der Vergabe des Nannen-Preises ausschließen. "Auch nicht 'Bild'", sagte Leyendecker.