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Theodor-Wolff-Preis für vier Journalisten und ein Digital-Team

Das Thema des Jahres bei der Verleihung des Theodor-Wolff-Preises war Corona. Aber es ging auch um eine Kommunalwahl und Alkohol in der Schwangerschaft.

Berlin (dpa) − Zeitungsverleger und Digitalpublisher haben vier Journalistinnen und Journalisten sowie ein Digital-Team einer Tageszeitung mit dem Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet. Die Gewinner sind Hatice Akyün vom „Tagesspiegel“, Wolfgang Bauer vom „Zeit Magazin“, Anna Petersen von der „Landeszeitung für die Lüneburger Heide“, Elisa Schwarz von der „Süddeutschen Zeitung“ und das Digital-Team Jeanne Jacobs, Sophie Anfang, Emily Engels, Felix Müller, Paul Nöllke und Lukas Schauer von der „Abendzeitung“. Sie wurden am Mittwochabend mit dem Preis in Berlin im Beisein von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier geehrt.

 

Steinmeier betonte in seiner Rede, das Wichtigste, das der kritische Qualitätsjournalismus erhalten und stärken müsse, sei das Vertrauen der Leserinnen und Leser. „Das Vertrauen in die Wahrheit des Geschriebenen, das Vertrauen in die Integrität und Unbestechlichkeit der Schreibenden, das Vertrauen in die unparteiische Vollständigkeit des Berichteten und das Vertrauen in die gewissenhafte, kritische Prüfung der Sachverhalte.“

 

Der Bundespräsident sagte auch: „Guter Journalismus gibt Orientierung.“ Oder richtiger: Er schaffe Voraussetzungen dafür, dass der einzelne und die Gesellschaft sich orientieren können. Steinmeier betonte: „Dazu braucht es nicht in erster Linie entschiedene Meinungen. Meinungen bilden sich die Menschen gerne selber − auch wenn sie gelegentlich gerne wissen möchten, wie erfahrene Beobachter dieses oder jenes einschätzen und bewerten.“ Die besondere Verantwortung, die mit solchen Meinungsstücken verbunden sei, verstehe sich von selbst.

 

Der mit 30 000 Euro dotierte Theodor-Wolff-Preis wird vom Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) getragen. Er gehört zu den renommiertesten Auszeichnungen in der Medienbranche in Deutschland. Er erinnert an den langjährigen Chefredakteur des „Berliner Tageblatts“, Theodor Wolff (1868-1943). Der Preis wird jährlich verliehen.

 

In der Kategorie Meinung ehrte die Jury Hatice Akyün für ihren Text „Raus aus der Manege“ im „Tagesspiegel“. Darin beschreibt sie als „gut integrierte Vorzeigetürkin“ das Problem einer solchen Rolle in der Gesellschaft. Wolfgang Bauer vom „Zeit Magazin“ setzte sich in der Kategorie Reportage mit seinem Stück „Unter Taliban“ in Afghanistan durch. Bei der Preisverleihung ließ er sich vertreten, weil er erneut in Afghanistan recherchiere.

 

In der Kategorie Bestes lokales Stück gewann Anna Petersen mit ihrem Text „Chaos im Kopf“ in der „Landeszeitung für die Lüneburger Heide“. Darin geht es um eine junge Frau, deren Mutter in der Schwangerschaft zuviel Alkohol getrunken hatte. Das Kind erlitt dadurch Folgen − Fetales Alkoholsyndrom in der Fachsprache.

 

Als Bestes lokales Digitalprojekt ehrte die Jury das Digitalteam der „Abendzeitung“ mit Jeanne Jacobs, Sophie Anfang, Emily Engels, Felix Müller, Paul Nöllke und Lukas Schauer. Vor der Kommunalwahl in München setzten sie ein Newsletter-Projekt „München hat die Wahl“ auf.

 

Das Thema des Jahres war dieses Mal „Corona − Leben im Ausnahmezustand“. In dieser Kategorie gewann Elisa Schwarz für ihren Text „Der Riss“ in der „Süddeutschen Zeitung“, in dem es um das Auseinanderbrechen einer Freundschaft geht.

 

Der Bundespräsident ging in seiner Rede auch auf die Debatte um #allesdichtmachen ein. Unter diesem Motto hatten Dutzende Film- und Fernsehschauspieler mit ironisch-satirischen Clips im April die Corona-Politik der Bundesregierung kommentiert. Nach heftiger Kritik und teils Zustimmung aus dem rechten Lager hatten sich mehrere Teilnehmer von ihren Beiträgen distanziert. Das Ganze löste eine große Debatte aus. Steinmeier verwies darauf, dass er den Eindruck gehabt habe, dass die Wellen der Empörung und Gegenempörung lautstarker durch die Republik geschwappt seien, als dass eine Antwort auf die Frage gesucht wurde, wer etwas genau und warum gesagt habe.


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