Karriere

"Der schlechteste Rat: eine möglichst gradlinige Karriere anzustreben"

"Der schlechteste Rat: eine möglichst gradlinige Karriere anzustreben" Anja Wassertheurer (Foto: Porsche)

Was war Ihr lehrreichster Fehler? Welcher Satz von Bewerberinnen und/oder Mitarbeitern nervt am meisten? Wo hat der Nachwuchs Defizite? Anja Wassertheurer, Leiterin Unternehmens- und Produktkommunikation der Porsche AG, antwortet in unserem Karriere-Fragebogen.

Verändert die Corona-Krise den Arbeitsmarkt in PR und Kommunikation?

Ich glaube nicht – zumindest nicht grundlegend. Was sich durch die Krise sicherlich verändert hat, sind die Kommunikationskanäle. Das Digitale ist wichtiger geworden.

Sind Berufs-Einsteigerinnen und -Einsteiger sowie Young Professionals in der Kommunikation die Verlierer der Corona-Krise?

Warum sollten sie? Kommunikation ist in Zeiten, in denen man sich nicht ständig sieht und trifft, wichtiger denn je. In Zeiten der Transformation gilt das erst recht.

Welche Fähigkeiten/Qualifikationen sind wegen oder in Folge von Corona in der Kommunikation besonders gefragt?

Die Fähigkeit zu priorisieren und auf den Punkt zu kommen. Nach Monaten endloser Teams Meetings weiß man das zu schätzen.

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Tipp: Anja Wassertheurer ist zu Gast beim PR Report Camp 2021. Auch in diesem Jahr findet die wichtigste Groß-Veranstaltung für den Nachwuchs und für Young Professionals komplett digital statt: vom 2. bis 5. November. Mit dabei sind viele renommierte Top-Profis aus Agenturen und Unternehmen, die in Ask-me-Anything-Sessions gelöchert werden können. Auch Anja Wassertheurer. Jetzt kostenlos anmelden!

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Mit Blick auf den Nachwuchs/Young Professionals: Wo sehen Sie die größten Defizite?

Mir als gelernter Journalistin fällt auf, dass immer weniger junge Nachwuchskräfte aus Redaktionen kommen, die das Sprachliche in den Vordergrund stellen. Kommunikation wird heute eher studiert als handwerklich gelernt. Das finde ich mit Blick auf gute PR-Texte bedenklich.

Eine Fähigkeit, die ein moderner Kommunikationsprofi unbedingt braucht, aber an der Universität nicht lernt, ist ...
die Fähigkeit zum Networking. Nur wer gut vernetzt und in der Branche als Profi anerkannt ist, kann schwierige Themen gut managen.

Ihre wichtigste Lehre aus der bisherigen Corona-Zeit ist,
dass man nicht alles persönlich besprechen muss, es aber ausgesprochen gut tut, sich hin und wieder auch Face-to-Face auszutauschen. Das fördert die Kreativität.

Unabhängig von Corona: Der schlechteste Rat, den Sie je bekommen haben, war,
eine möglichst gradlinige Karriere anzustreben.

Ihr lehrreichster Fehler in Ihrer bisherigen Laufbahn war, der Ausfüllautomatik meines Outlook-Systems nicht nachhaltig zu misstrauen.

Die wichtigste Mentorin/der wichtigste Förderer in Ihrer Laufbahn:
Es gab viele Menschen, die mich im Laufe meines Berufsleben weitergebracht haben. Einer davon war sicher der damalige Ressortleiter Magazin bei "auto motor und sport", der mir ein Gefühl für textliche Spannungsbögen vermittelt hat. Ein anderer der frühere Chefredakteur von "sport auto", der fest daran geglaubt hat, dass auch Frauen etwas von Technik verstehen und schnell Autofahren können.


Die wichtigste Frage, die Sie in jedem Bewerbungsgespräch stellen, lautet:
Was denken Sie, was Sie für die ausgeschriebene Stelle qualifiziert und von anderen Bewerbern abhebt.

Dieser Satz von Bewerberinnen/Bewerbern und/oder Mitarbeiterinnen/Mitarbeitern nervt Sie am meisten:
"Ich wollte schon immer bei Porsche arbeiten." Wobei es weniger der Satz an sich ist, als vielmehr die Haltung, die dahinter steht. Dann frage ich mich: Was ist die Motivation für die Bewerbung? Geht es hier um die Stelle, die Aufgaben, oder ist primär die Strahlkraft des Unternehmens ausschlaggebend? Mich interessiert der innere Antrieb eines Bewerbers, seine Einstellung zur Aufgabe.

Einen miesen Chef/eine miese Chefin erkennt man an ... vielen verschiedenen Dingen. Unter anderem daran, dass er/sie nicht zuhören mag oder kann. Auch mangelnde Präsenz und Greifbarkeit ist ein Thema.

Welches Buch sollten Kommunikationsprofis unbedingt gelesen haben und warum?

Eine dezidierte Empfehlung habe ich hier nicht. Wichtig ist mir allerdings, dass Kommunikationsprofis auch regelmäßig lesen. Das schärft den Sinn fürs Sprachliche.

Welchen Film sollten Kommunikationsprofis unbedingt gesehen haben und warum?

"Die Unbestechlichen" – der Film schlechthin, was Aufrichtigkeit und Integrität im Journalismus betrifft.

 

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