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Alicia Theisen: Weil ich Menschen berühren möchte

Der Grund, warum ich Journalistin werden möchte, ist, dass ich Menschen mit dem was ich schreibe, berühren möchte. Von Alicia Theisen.

Gelsenkirchen - Möglichst nah am Geschehen sein, Menschen, Länder und andere Sichtweisen kennenlernen und genau diese Themen dann so übermitteln, dass ich die Leser erreiche.

Ich möchte aufklären und unterhalten, möchte appellieren und Menschen animieren, sich selbst eine Meinung zu bilden. Mein Ziel? Einen Weg in den Qualitätsjournalismus finden!

 


Alicia Theisen möchte gerne Auslandskorrespondentin werden. Sie studiert im ersten Semester am Institut für Journalismus und PR an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen.

 

Wir leben in einer Welt, in der jeder jedem etwas verkaufen möchte. Wird man freundlich in der Fußgängerzone angesprochen, muss man direkt vermuten, dass etwas hinter der offenen, netten Art des Gegenübers steckt. Warum einem Fremden vertrauen?

Bei einigen Dingen muss und möchte ich anderen Menschen jedoch vertrauen.

Wenn ich morgens die Zeitung aufschlage, glaube ich, was ich lese.

Ich vertraue meiner Tageszeitung, weil ich an guten Journalismus glaube.

Genau dies möchte ich erreichen: Dass Menschen, die mich nicht einmal kennen, mir vertrauen. Ich möchte mich nicht verstellen. Ich möchte guten Gewissens die Wahrheit berichten und zwar in der Form, dass Menschen sie als die solche anerkennen, jedoch noch genug Raum haben, zu hinterfragen und zu kritisieren. Sich ihre eigene Meinung bilden.

Meine unersättliche Neugier, die Lust auf spannende Themen, mein Mitteilungsdrang und der Spaß am Schreiben bilden schon einmal das Grundgerüst, um genau dieses Ziel zu erreichen.

Natürlich bin ich mir darüber bewusst, dass dies alles noch ein wenig naiv klingt: Die Welt bereisen, Abenteuer erleben, daraus dann einen Artikel zaubern, der die Leser ergreift und somit meine Kasse füllt. Wären da nicht unzählige andere Journalisten, die sich eben diesen Traum erfüllen wollen und ein Publikum, das im Idealfall zwar die Artikel liest, jedoch keinen Cent dafür bezahlt.

Finanzierung Kern der Journalismus-Krise

Genau dies ist der Kern der Journalismus-Krise, die das Image von Abenteuer und Freiheit bröckeln lässt: Die Finanzierung.

Das monatliche Abo der Tageszeitung wird abbestellt, da man die Inhalte auch kostenlos im Internet abrufen kann. Hinzu kommt der Qualitätsverlust. Sorgfältig recherchierte, in die Tiefe gehende Artikel kosten viel Zeit und somit Geld.

Der durchschnittliche Leser hat nur eine sehr begrenzte Aufmerksamkeitsspanne – warum also in Qualität investieren? Wie die Branche ihre innere Finanzkrise überwinden kann, weiß wohl niemand. Doch ich persönlich glaube daran, dass ein Modell entwickelt werden wird, welches das Problem der Finanzierung löst. Die Öffentlichkeit mag zwar keine Printmedien mehr brauchen, der Journalismus jedoch wird so lange weiterleben, wie es Menschen gibt, die wissen wollen, was um sie herum geschieht.

Niemand weiß, wo wir, die zukünftigen Journalisten, einmal stehen werden. Es ist ein freier Beruf, in dem man seine Karriere nicht planen kann. Gewiss gibt es Berufe, die mehr Sicherheit und vielleicht auch ein höheres Gehalt garantieren können. Jedoch bin ich der Meinung, dass gerade in dieser Branche die Mischung aus Durchhaltevermögen, Ehrgeiz, Talent, Beziehungen und einer Portion Glück trotz Krise erfolgreiche Journalisten hervorbringen kann.

Bei meinem ersten Praktikum in einer Redaktion einer Tageszeitung war das Erste, das die Mitarbeiter mir rieten, mich in eine andere Richtung zu orientieren. Die Zeitung würde sterben und im Journalismus sei es generell schwierig, einen sicheren Job zu bekommen. Tatsächlich hat mich dieser Rat eher motiviert, als abgeschreckt. Ich sehe es als Herausforderung an, trotz Krise in der Branche Fuß zu fassen. Denn Unsicherheit heißt oft nicht nur Unsicherheit, sondern auch Freiheit - und genau die will ich eines Tages erreicht haben.

Dass meine Zukunft von der Krise beeinflusst wird, will ich gar nicht bezweifeln. Ich denke allerdings, dass Veränderung nicht immer schlecht sein muss.

Onlinejournalismus wird wachsen

Der Onlinejournalismus wird, wie ich vermute, wachsen und somit die Printmedien, bis auf Ausnahmen, vom Markt verdrängen. Das ist mehr als bedauerlich, da ich zu der Sorte Mensch gehöre, der am liebsten in den Händen hält, was er liest. Doch der Wechsel des Mediums muss nicht unbedingt einen Nachteil bedeuten. Im Gegenteil: Es ist uns durch die globale Vernetzung möglich, deutlich schneller zu agieren und Neuigkeiten zu verbreiten.

Die Annahme, dass bei diesem schnellen Prozess die Artikel selbst an Qualität verlieren, teile ich nicht. Der Leser, der Hintergründe und tiefgründigere Analysen lesen möchte, wird bereit sein, für diese Leistung zu zahlen.

Information ist eine gute Investition

Ziel ist es, genau dann wahre Qualitätsinhalte zu bieten, die den Leser dazu motivieren, in guten Journalismus zu investieren. Leere Standardinhalte, die sich im Endeffekt nicht für den Leser, und somit auch nicht für den Journalisten rentieren, dürfen sich nicht durchsetzen. Damit dieses Modell, gleichzeitig Qualitätsverlust einzudämmen und die Finanzierung voran zu treiben, funktioniert, muss  der Öffentlichkeit begreifbar gemacht werden, dass Information eine gute Investition ist. Erreicht man diesen Stand, so sollte es kein Problem darstellen, für immer mehr Inhalte eine kleine Gebühr zu erheben. Der Journalismus wird sich verändern, doch eine Tatsache bleibt bestehen: Er wird immer gebraucht und dadurch präsent sein.

Ich kann mir für mich keinen besseren Beruf vorstellen. Etwas tun, etwas verändern. Der Umgang mit Sprache und Menschen. Am liebsten reisen, nah am Geschehen sein und so einem tristen Büroalltag entfliehen. Dann ist da noch die Möglichkeit, sich zu verbessern. Jeden Tag und überall. Wer hart arbeitet, wird seine Ziele erreichen. Ich glaube an den Journalismus und bin dankbar für jede Chance, die sich mir bietet. Eine Krise geht vorüber. Wenn ich dann eines Tages den Stress verfluche oder vielleicht verzweifelt versuche, mich als freie Mitarbeiterin über Wasser zu halten, werde ich mich mit diesem Gedanken immer wieder motivieren können. Denn ich weiß, was ich bin und was ich sein will.

Keine Angst vor der Zukunft

Angst vor der Zukunft würde den ohnehin steinigen Weg wohl nur noch zusätzlich erschweren. Warum also dieses Thema zu nah an sich heran lassen?

Vielmehr konzentriere ich mich auf das Hier und Jetzt: Mein Studium, für jede sich mir bietende Möglichkeit offen zu sein und motiviert zu bleiben. Ich studiere erst seit ein paar Wochen, habe jedoch bereits einen Satz gehört, der mich jeden Tag neu inspiriert und mir das Gefühl gibt, mit meinem Journalismus und PR Studium genau da zu sein, wo ich einmal hin möchte: „Schreiben ist Glück.“ Am Ende will jeder in seinem Beruf das Gleiche: Glücklich sein.

Der Journalismus und das Schreiben sind mein Glück und ich freue mich darauf, es zu finden.

Alicia Theisen

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