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„Da geht ein ganz Großer“: Reporterlegende Gerd Ruge ist tot

„Da geht ein ganz Großer“: Reporterlegende Gerd Ruge ist tot Gerd Ruge

Er interviewte mächtige Politiker, vor allem aber ist er Generationen bekannt durch seine einprägsamen TV-Auslandsreportagen. Gerd Ruge galt als Reporter-Legende. Jetzt ist er gestorben.

München/Köln (dpa) − Der langjährige ARD-Korrespondent und Auslandsreporter Gerd Ruge ist tot. Er starb am Freitag im Alter von 93 Jahren in München, wie der Westdeutsche Rundfunk (WDR) am Samstag mitteilte. Ruge berichtete viele Jahre als Korrespondent aus Ländern wie Russland und den USA. Er galt als Reporter-Legende, seine Berichte waren nah dran am Menschen.

 

Der ARD-Vorsitzende und WDR-Intendant Tom Buhrow sagte: „Gerd Ruge gehört zu den großen Reporterpersönlichkeiten der ersten Stunde. Profunde Analysen, präzise Interviews und die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge leicht verständlich zu erklären, das zeichnete ihn aus.“ Er sei ein wertvoller Zeitzeuge wichtiger politischer Ereignisse im In- und Ausland gewesen. „Unvergessen bleiben seine zahlreichen Auslandsreportagen und Reiseberichte. Das Publikum hat ihn dafür geliebt“, ergänzte Buhrow. Für viele nachfolgende Generationen von Journalistinnen und Journalisten sei er Vorbild und Orientierung gewesen.

 

Ruge wurde am 9. August 1928 in Hamburg geboren. Seine berufliche Laufbahn ist vor allem von seiner Tätigkeit für die ARD geprägt. Der WDR-Journalist war in unterschiedlichen Positionen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk tätig. Einige Stationen: In den 1950er Jahren ging er als ARD-Korrespondent nach Moskau, in den 1960er Jahren war er dann in den USA tätig. Einen seiner wohl schwersten Reporter-Momente erlebte er, als er Zeitzeuge der Ermordung des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Robert Kennedy wurde.

 

Anfang der 1970er Jahre übernahm der ARD-Chefkorrespondent die Leitung des Bonner WDR-Studios. Für einige Jahre war er in den 1970ern für die Tageszeitung „Die Welt“ in China tätig, danach arbeitete er wieder für die ARD, darunter wieder in Moskau. Das TV-Format „Weltspiegel“ sonntags im Ersten geht auch auf Ruge zurück.

 

Nach seinem Ruhestand Anfang der 1990er Jahre machte Ruge weiter, fuhr ins Ausland und produzierte einprägsame Reportagen. Zum Beispiel ging es um Menschen, die in Vororten von Moskau leben.

 

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Ruge als eine „große Journalistenlegende“. „Wir trauern um ein journalistisches Urgestein“, schrieb Steinmeier am Sonntag an Ruges Tochter Elisabeth, eine bekannte Lektorin und Verlegerin, gerichtet. „Ihr Vater setzte sich ein Leben lang für Meinungsfreiheit, für politische Freiheit und für die Freiheit von Angst und Verfolgung ein.“ Weiter hieß es in dem Schreiben des Bundespräsidenten: «Eine große Journalistenlegende ist von uns gegangen. Für viele nachfolgenden Generationen von Journalistinnen und Journalisten wird er immer Vorbild und Orientierung bleiben.»

 

Auf Twitter bekundeten Vertreter aus der Medienbranche ihre Anteilnahme. Die Leiterin des ARD-Hauptstadtstudios, Tina Hassel, schrieb über Ruge: „Was für ein Verlust! Ich habe viel gelernt von ihm und später durfte ich einige seiner Auslandsdokus betreuen. Da geht ein ganz Großer! Weltgewandt, mutig, unbestechlich und immer voller Humor und Wärme den Menschen um ihn herum zugewandt“. Der Chefredakteur des „Süddeutsche Zeitung Magazins“, Timm Klotzek, schrieb: „Gerd Ruge ist gestorben, er war immer einer meiner Lieblingsmenschen im Fernsehen“.

 

In einem Nachruf der „Welt“ hieß es: „Ruges Reportagen waren immer auch ein bisschen Bildungsfernsehen. Seine wie die Stirntolle zu ihm gehörende nuschelnde Sprechweise machte ihn unverwechselbar. Man sah ihn gerne an und hörte ihm gerne zu.»

 

Die ARD stellte am Wochenende mehrere Reportagen von Ruge in die Mediathek, der WDR änderte sein TV-Programm am Samstagabend und strahlte Sendungen mit Ruge aus.