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Ex-„Bild“-Chefredakteur Günter Prinz gestorben

Er war Chefredakteur der größten Boulevardzeitung in Deutschland in einer Zeit, in der Auflagen nach oben schossen. Weggefährten und Verlag trauern um ihn.

Hamburg/Berlin (dpa) − Der frühere „Bild“-Chefredakteur und Verlagsmanager Günter Prinz ist tot. Er starb in der Nacht zu Samstag im Alter von 91 Jahren zuhause in Hamburg an Herzversagen, wie die Familie am Samstag der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. „Günter Prinz hatte in seinem geliebten Garten noch die kühle Abendluft genossen und brach dann zu Füßen einer großen Zaubernuss zusammen, die er gerade erst noch hatte pflanzen lassen.“ 

 

Seine große Leidenschaft seien seine Familie, sein Garten und sein Beruf gewesen. Die Trauerfeier finde im engsten Familienkreis statt, so wie es sein letzter Wille gewesen sei. „«Huschi“, wie die Familie ihn liebevoll nannte, hinterlässt seine Frau Carlotta, drei Kinder, zehn Enkel und einen Urenkel“, hieß es in der Erklärung weiter.

 

Ex-„Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann twitterte: „Eine Legende! R.I.P., lieber Günter Prinz (1929-2020)!“ Prinz übernahm 1971 den Posten als „Bild“-Chefredakteur und blieb es bis 1981. In dieser Zeit kletterte die verkaufte Auflage von rund 3,3 Millionen auf rund 5 Millionen. Im Springer-Verlag hatte Prinz danach weitere wichtige Funktionen: Unter anderem war er Redaktionsdirektor der „Bild“-Gruppe. Er war ein wesentlicher Treiber des Ausbaus der stärksten Marke im Verlag.

 

Der Vorstandsvorsitzende des Medienkonzerns Axel Springer, Mathias Döpfner, sagte: „Günter Prinz war der Inbegriff des leidenschaftlichen Boulevardjournalisten.“ Er habe den Verlag vor allem als „Bild“-Chefredakteur geprägt und vor seinem Ausscheiden für kurze Zeit auch als Vorstandsvorsitzender. „Wir trauern mit seiner Familie.»

 

Mitte der 1980er war Prinz in den Vorstand der Axel Springer Verlag AG aufgestiegen, kurz vor dem Tod des Verlagsgründers Axel Springer (1912-1985). Im späteren beruflichen Verlauf − Prinz kündigte und war einige Jahre beim Burda-Verlag unter anderem als „Bunte“-Herausgeber tätig − kehrte er Anfang der 1990er Jahre überraschend wieder an die Springer-Spitze zurück und wurde zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden berufen. Für einige Monate war er sogar Vorstandschef, bis er 1994 dann kurz vor Erreichen des 65. Lebensjahres aus dem Verlag ausschied.

 

Geboren wurde Prinz am 30. Juli 1929 in Ober Weistritz, das heute in Polen liegt. In Berlin machte er sein Abitur. Dort startete er auch seine journalistische Karriere als Reporter für „Tagesspiegel“, „Berliner Morgenpost“ und „B.Z.“. Er war auch Autor für die Münchner Illustrierte „Quick“ und dort auch zeitweise stellvertretender Chefredakteur.

 

„Bild“-Kolumnist Franz Josef Wagner beschrieb den ehemaligen Chefredakteur in seinem Nachruf als seinen „Journalisten-Vater“. Die „Welt“ schrieb über Prinz, sein Credo sei gewesen, dass die Sprache sinnlich sein müsse. „Die „Bild“ war die Königin des Boulevard − und Prinz ihr König.»