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Bloomberg-Chefredakteur will für China-Berichterstattung vom Journalismus im Drittem Reich lernen

Als langjähriger Chefredakteur und Mit-Gründer der Nachrichtenagentur Bloomberg verantwortet Matthew Winkler den Finanzdienst mit mehr als 2400 Redakteuren und Reportern in aller Welt.

Berlin - Laut der "New York Times" hat der erfahrene Journalist jetzt die Arbeit von ausländischen Journalisten in China mit der von Reportern in Nazi-Deutschland verglichen. Von der Zeit wolle er lernen.

Über die Arbeit von ausländischen Journalisten im Dritten Reich habe Bloomberg-Chefredakteur Winkler viel gelesen und wolle nun eine Strategie herausarbeiten, damit Bloomberg möglichst lange von China aus berichten könne, schreibt die "New York Times".

 

Matthew Winkler, Chefredakteur und Mit-Gründer der Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg. Foto: Archiv

 

"Er sagte, er schaue auf die Beispiele, wie Nachrichten-Organisationen in Nazi-Deutschland gearbeitet hätten, wie es für sie möglich war, in Deutschland zu bleiben, wie es für sie möglich war, in dieser Umgebung zu arbeiten", wird ein Bloomberg-Mitarbeiter zitiert.

Laut der "New York Times" hat Matthew Winkler persönlich kritische Berichterstattung aus China unterbunden und die Veröffentlichung auch von Recherchen, die mehrere Monate gedauert hätten, verhindert. Winkler widerspricht den Recherchen der "New York Times": "Das ist nicht wahr." Die Arbeiten an den Geschichten seien nicht eingestellt worden.

In kaum einem anderen Land werden die Medien so stark zensiert wie in China. Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht China auf Platz 173 von 179. "Das Land ist das größte Gefängnis für Journalisten weltweit, 30 Journalisten und fast 70 Blogger sitzen dort zurzeit in Haft", meldet Reporter ohne Grenzen.

Die Sorge von Matthew Winkler scheint laut der Berichterstattung der "New York Times" auch finanzielle Gründe zu haben. Während Bloomberg auch Medien mit seinen Angeboten beliefert, verdient der Finanzdienstleister das große Geld schon lange mit seinen Computerterminals. Damit können Entscheider aus der Finanzbranche direkt auf Echtzeit-Finanzdmarktdaten zugreifen und die aktuellsten Entwicklungen beobachten, analysieren und Nachrichten austauschen.

Da könnte zu kritische Berichterstattung natürlich hinderlich sein, um auch in China die eigenen Terminals anzubieten.

Marktführer im Bereich Finanz-Terminals sind weltweit Bloomberg und Thomson Reuters (Eigentümerin der Nachrichtenagentur Reuters), sie haben jeweils gut 30 Prozent Marktanteil.

Zudem gibt es zahlreiche Wettbewerber, unter anderem Dow Jones (gehört zu Rupert Murdochs NewsCorp.), SIX Financial Information, Morningstar Direct, Markit oder Zacks Investment Research.

In Deutschland arbeiten für die Nachrichtenagentur Bloomberg 30 Redakteure, Firmensitz ist der Finanzstandort Frankfurt am Main, die redaktionelle Verantwortung trägt die irische Journalistin Angela Cullen.

Bülend Ürük

Bloomberg News Is Said to Curb Articles That Might Anger China