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Bodo Hombach verabschiedet sich vom operativen Geschäft

Bisheriger WAZ-Geschäftsführer konzentriert sich auf sein akademisches Amt.

Essen (dapd-nrw). Er war Kanzleramtsminister und gilt als Wegbereiter der Agenda 2010 der rot-grünen Bundesregierung, arbeitete als EU-Beauftragter im Kosovo und übernahm vor zehn Jahren die Geschäftsführung beim WAZ-Medienkonzern in Essen. Der stetige Wandel gehört offenbar zum Lebenslauf von Bodo Hombach: Nun kann sich der gebürtige Mülheimer auf seinen Posten als Präsident der Bonner Akademie für Forschung und Lehre praktischer Politik (BAPP), einem An-Institut der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, konzentrieren. Mit dem Verkauf der bisherigen WAZ-Anteile des Verlagsgründers Erich Brost an Mitgesellschafterin Petra Grotkamp verabschiedet sich der 59-jährige Hombach als Geschäftsführer des WAZ-Konzerns.

Als "Wanderer aus innerer Nötigung" bezeichnete ihn die "Süddeutsche Zeitung" kürzlich. Da Hombach von den Brost-Erben als Geschäftsführer bestellt wurde, beendet er nach der Übernahme durch die Grotkamp-Familie seine Tätigkeit. In seinem Statement zu dem Anteile-Verkauf begrüßt er den Schritt: "In der jetzigen Neuordnung der Gesellschafterverhältnisse sehe ich eine große Chance für eine neue Ära in einer im Umbruch befindlichen Medienlandschaft." Zugleich bleibe er der WAZ-Gruppe verbunden und vertrete den Konzern im Initiativkreis Ruhr, einer Vereinigung von rund 70 Unternehmen aus der Region. Zudem werde er dem Konzern weiterhin beratend "zur Verfügung" stehen.

In seiner Zeit als WAZ-Geschäftsführer scheute Hombach nicht vor ungewöhnlichen Maßnahmen zurück. So lockte er 2004 Ulrich Reitz als Chefredakteur von der "Rheinischen Post" zur "WAZ", baute die Aktivitäten des Konzern in Südosteuropa aus oder leistete sich Grabenkämpfe mit dem Gründer, Herausgeber und Miteigentümer der österreichischen "Kronen-Zeitung". Zudem leitete er einen Sparkurs beim WAZ-Konzern ein, mit dem rund 30 Millionen Euro an Personal und Sachkosten eingespart werden sollten. Auch die Digitalisierung trieb Hombach voran - im Oktober 2007 startete das Internetportal "DerWesten.de", das die Angebote der WAZ-Zeitungen bündelt.

Akademie versteht sich als neuartige Lehreinrichtung

Nun zieht es den früheren NRW-Wirtschaftsminister und gelernten Diplom-Sozialwissenschaftler in die Wissenschaft. Seit Februar 2011 hat Hombach bereits einen Lehrauftrag der Uni Bonn inne. Im November übernahm er das Amt des Präsidenten der neu gegründeten BAPP. Die Einrichtung verstehe sich als neuartige Lehr- und Forschungseinrichtung, die Themen "im Spannungsverhältnis von Wirtschaft, Medien und Politik analysiert, diskutiert und Lösungsansätze anbietet", heißt es auf der Internetseite der Einrichtung.

Hombach mit seiner breiten Erfahrung scheint da der richtige Mann für den Posten. In den 1980er Jahren managte er die Wahlkämpfe von SPD-Ministerpräsident Johannes Rau. Damals soll er den erfolgreichen Kampagnenspruch "Wir in NRW" erfunden haben. Aber auch mit dem früheren CDU-Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers verstand er sich gut. 2009 nahm er in Düsseldorf als Mitglied einer NRW-Zukunftskommission sogar an einer schwarz-gelben Kabinettssitzung teil.

Zur Dokumentation seiner eigenen wissenschaftlichen Leistung wurde erst in diesem Monat ein Band mit "Bonner Vorträgen und Diskursen" als Herausgeber und Mitautor von Hombach veröffentlicht. Erschienen ist das Buch im WAZ-eigenen Klartext-Verlag.

Ob Hombach in dem neuen Amt wissenschaftliche Meriten erwerben kann, wird sich zeigen. An Auszeichnungen mangelt es dem Manager bislang jedenfalls nicht: So erhielt er 2002 vom Europäischen Steuerzahlerbund die Auszeichnung als "Europäischer Stier", weil er weniger Geld ausgegeben hatte, als ihm laut Etatansatz zustand. Im Dezember 2006 bekam er den Verdienstorden des Landes NRW, knapp drei Jahre später wurde ihm vom damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreicht.

 

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