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Champions League: Lob für Ruhr Nachrichten, Kritik für Berliner Zeitung

Das Finale der Champions League war auch für Zeitungsjournalisten der Sport-Höhepunkt des Jahres. Aber wie haben sie sich geschlagen?

Berlin - Wer hat es gut gemacht? Und wer hätte es besser wissen müssen? Wir haben mit Deutschlands Zeitungsdesign-Papst Norbert Küpper gesprochen.

Drei Beispiele

 

Die Titelseite der "Ruhr Nachrichten", Dortmund.

 

"Natürlich muss man über das Finale der Champions League berichten, aber die Leser wissen ja eigentlich, dass das Spiel stattgefunden hat. Darum sollte man das Thema weiter drehen oder es interpretieren", so Norbert Küpper.

"Die Ruhr-Nachrichten machen es sehr gut, weil sie es auch visuell darstellen: Bayern triumphiert, Borussia frustriert."

Kein gutes Haar lässt Norbert Küpper dagegen an der "Berliner Zeitung". "Die Berliner Zeitung macht es völlig falsch, und zwar völlig, völlig völlig falsch. Da wird in einen Politik-Artikel das Bild der Gewinner einfach hineingepappt. Das hat man in den USA 1956 gemacht. Das muss man heute nicht mehr machen", sagt Norbert Küpper.

 

Die Titelseite der "Berliner Zeitung".

 

Lob für die "Kleine Zeitung" aus Graz

Norbert Küpper: "Ziemlich gut macht es die Kleine Zeitung aus Graz, weil sie die glücklichen Gewinner zeigt. Die Zeitung hat sich für ein einziges Thema entschieden. Bei uns in Deutschland fehlt oft die Entscheidung. Alles ist wichtig, darum gibt es keine Gewichtung. Es ist von allem etwas auf der Titelseite."

Norbert Küppers Einschätzung

"In Deutschland ist die Titelseite ein Problem, weil es eigentlich die erste Politik-Seite ist.

Die Politik-Redaktion weint um jede Zeile, weil sie im Innern nicht genug Platz hat.

 

Titelseite von "Kleine Zeitung", Graz.

 

Daher ist für viele deutsche Zeitungen die Titelseite nach so einem Sport-Ereignis irgendwie unbefriedigend, weil politisch Alltag ist, also nichts los und in Wirklichkeit freut sich halb Deutschland über ein gewonnenes Match.

Viele Zeitungen verhalten sich neutral. Sie machen zwar ein tolles Bild, geben aber keinen Zentimeter mehr Platz für das Ereignis als sonst auch üblich.

Alltag ist immer. Darum sollte man die Chance nutzen, ein tolles Ereignis auf der Titelseite zu platzieren", so Norbert Küpper im Newsroom.de-Gespräch.

Bülend Ürük

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