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Debütautorin Sabine Heinrich: "Ein Buch ist wie ein Langstreckenlauf"

Nach Sarah Kuttner und Charlotte Roche hat nun auch Moderatorin Sabine Heinrich ihren ersten Roman veröffentlicht. Beim Schreiben hat sie viel gelernt - über die Liebe. Katharina Hölter hat mit Sabine Heinrich gesprochen.

Köln (dpa) - "Sehnsucht ist ein Notfall" heißt der Debütroman von Sabine Heinrich (37), der WDR-Moderatorin mit der markanten Zahnlücke.

Sabine Heinrich ist seit 2001 Moderatorin beim WDR. Bei der Jugendwelle 1Live moderiert sie die Sendung "1Live mit Frau Heinrich". 2010 präsentierte sie den Vorentscheid für den Eurovision Song Contest in der ARD. Heinrich erhielt den Deutschen Radiopreis. "Sehnsucht ist ein Notfall" ist ihr erster Roman.

Im Buch erfährt Heldin Eva, dass ihre Oma nach 60 Jahren Ehe Opa verlässt. Und auch bei Eva kriselt es in der Beziehung. Da beschließen Oma und Eva, gemeinsam nach Italien zu reisen. Im dpa-Interview erzählt die Autorin von ihren Startschwierigkeiten als Schriftstellerin und der Liebe mit 30 und im Alter.

Frau Heinrich, war es mutig, neben ihrer Moderationstätigkeit auch Buchautorin zu werden?

Sabine Heinrich: Ich habe zu Beginn meinem Lektor alle zwei, drei Wochen Texte geschickt. Am Anfang fühlte es sich an, wie vor der Klasse laut vorzulesen. Ich hatte Schiss, obwohl ich im Radio täglich Menschen meine Texte und meine Gedanken präsentiere. Das Geschriebene hatte jetzt noch mal eine andere Qualität.

Wie haben Sie recherchiert?

Sabine Heinrich: Ich habe die Reise der beiden Heldinnen, Oma und Eva, auch gemacht. Ich bin im Januar von Köln mit dem Auto bis nach Elba gefahren - über Luzern und Mailand. Ich wollte keinen Quatsch schreiben, habe sehr genau beobachtet. Als Journalistin bin ich eigentlich darauf geeicht, alles zu belegen. Das war auch am Anfang des Schreibens mein Problem, dass ich alles belegen wollte. Irgendwann platzte dann der Knoten.

Was ist das zentrale Motiv in Ihrem Roman?

Sabine Heinrich: Es geht mir um diese Entscheidungssituation mit Anfang 30: Wo geht es eigentlich hin, wenn man zum Beispiel in einer längeren Beziehung steckt, die schon schleppend läuft. Eva ist mit Johannes in einer Beziehung, die man als "ok" beschreiben kann. Nimmt man es in Kauf, dass es ein bisschen langweilig geworden ist oder sucht man nach dem neuen Knall? Gleichzeitig habe ich mich damit beschäftigt, was Liebe im Alter bedeutet.

Warum war es Ihnen wichtig, darüber zu schreiben?

Sabine Heinrich: Es war so, dass der Verlag mich gefragt hat, ob ich ein Buch schreiben möchte. 2009 hat sich meine Oma tatsächlich entschieden, meinen Opa zu verlassen - nach über 60 Jahren Ehe. Ich wollte aber nicht allein die Geschichte einer alten Frau aufschreiben. Egal ob nach sechs oder 60 Jahren: Ich habe festgestellt, dass die Unterschiede im Empfinden nicht so groß sind, wenn etwas zu Ende geht.

Wie viel ist denn autobiografisch?

Sabine Heinrich: Nur die erste Seite. Die Nachricht, das meine Oma meinen Opa verlässt kam auch an Silvester und ich stand gerade unter der Dusche.

Wenn Sie sich mit Liebe im Alter beschäftigt haben, sind Sie dem Rezept für eine lange Beziehung näher gekommen?

Sabine Heinrich: Das wäre der Knaller, wenn ich das wüsste. Ich hab Gespräche mit älteren Leuten über Liebe geführt. Es war total schön, was sie mir erzählt haben.

Gab es ein einschneidendes Erlebnis während ihrer Recherchen?

Sabine Heinrich: Ein Gespräch mit einem 73-jährigen Mann ist mir in Erinnerung geblieben. Wir haben beim Wandern am Mont Blanc einen ganzen Tag über die Definition von Liebe gesprochen. Und dann hat dieser Mann mich Liebe definieren lassen. Ich war relativ schnell am Ende der Fahnenstange. Am nächsten Tag hatte ich dann eine Frage für ihn: Was bedeutet eigentlich Verlässlichkeit in einer Beziehung?

Was hat er geantwortet?

Sabine Heinrich: Wir sind zusammen zu einer Antwort gekommen. Verlässlichkeit bedeutet halt nicht, dass der Partner zuverlässig eine Wasserkiste holt oder pünktlich zu einer Verabredung erscheint. Verlässlichkeit bedeutet, dass man trotzdem zueinandersteht, wenn es auch mal schwierig wird.

Ist es Ihnen abschließend leicht oder schwer gefallen, Schriftstellerin zu sein?

Sabine Heinrich: Das möchte ich nicht mit Ja oder Nein beantworten. Das Schreiben würde ich jetzt nicht mit Arbeit vergleichen, aber ein Buch ist wie ein Langstreckenlauf. Nach dem Schreiben folgt die Überarbeitung und noch eine Überarbeitung. Das durchzuhalten, war eine Prüfung für mich.

Mit Sabine Heinrich sprach Katharina Hölter.

Newsroom.de-Service: Sabine Heinrich: Sehnsucht ist ein Notfall. Verlag Kiepenheuer und Witsch, Köln, 285 Seiten, Euro 14,99, ISBN: 978-3-462-04621-2 - Die Lesereise von Sabine Heinrich beginnt am 13. März in Köln auf der lit.Cologne. Stationen sind unter anderem Unna, Düsseldorf, Stuttgart, Berlin, Kiel und Bonn.