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Die Stimme der Maus: Armin Maiwald wird 80

Wenn Armin Maiwald „Ich hätt‘ gern ein Bier“ sagt, erkennen ihn die Leute an der Stimme. Denn schon mehrere Generationen sind damit aufgewachsen.

Köln (dpa) − Einmal saß Armin Maiwald im Zug von Potsdam nach Berlin, und plötzlich stieg eine große Gruppe Punks zu. Ihm wurde etwas mulmig. „Aber die waren unglaublich nett. Haben mich erkannt, mir die Hand geschüttelt, und jeder hat fünf Geschichten erzählt. So in der Art „Ich hab das und das gesehen“ und „Ich hab den und den Film immer besonders geliebt“.“ Armin Maiwald, Miterfinder der „Sendung mit der Maus“ (WDR), erzählt das in seinem Haus in Köln. Und er schmunzelt dabei. Am Donnerstag (23.1.) wird Maiwald 80 Jahre alt.

 

Generationen von Fernsehzuschauern kennen sein Gesicht, aber mehr noch seine Stimme. Die sonore Erzählstimme von den „Lach- und Sachgeschichten“. In unaufgeregtem Plauderton erklärt sie so knifflige Fragen wie „Warum kräuselt sich eine Geschenkschleife, wenn man sie an einer Schere entlangzieht?“ Oder: „Woher weiß die Kopfschmerztablette, dass sie in den Kopf soll, wenn ich sie doch in den Magen schlucke?“ Oder: „Wie kommen die Löcher in den Käse?“

 

Einmal, an einem sehr heißen Tag in Berlin, ist Maiwald zu einem Getränkestand gegangen und hat gesagt: „Ich hätt gern ein Bier“. Daraufhin fragte ihn der Mann hinter der Theke: „Sind Sie nicht der von der Maus?“

 

Es ist einmal Maiwalds Stimme, an der man ihn erkennt, und dann seine ruhige, natürliche Sprechweise. Sie kommt in den Kurzfilmen dadurch zustande, dass Maiwald keine vorformulierten Texte vorliest, sondern bei der Aufnahme frei erzählt. Das ergab sich schon vor Jahrzehnten durch einen Zufall: Er hatte dem zuständigen WDR-Redakteur Gert Müntefering einen schon geschnittenen Film vorgespielt und dabei sinngemäß erzählt, was später noch von einem professionellen Sprecher aufgenommen werden sollte. Müntefering gefiel Maiwalds improvisierte Version aber viel besser. „Das machst du ab jetzt immer so.“

Neugierig war Armin Maiwald schon als Kind. „Ich habe meiner Mutter immer Löcher in den Bauch gefragt“, erinnert er sich, „und sie hat versucht, mir alles zu erklären. Sie hat nie gesagt „Dafür bist du noch zu klein“. Ich hatte eine tolle Mutter, die leider viel zu früh verstorben ist.“ Hat sie ihm das Erklärtalent vererbt? „Möglicherweise“, sagt er. „Von meinem Vater kann ich's nicht haben, den habe ich nur zweimal in meinem Leben gesehen, weil er zum Kriegsdienst eingezogen war.“ Am 18. April 1945, wenige Tage vor der deutschen Kapitulation, kam er bei einem Luftangriff um.

 

Maiwalds Kindheit fiel in den Krieg und in die Nachkriegsjahre. Hatte er überhaupt eine Kindheit? „Wir fanden das ja damals normal, weil alle so lebten“, ist seine Antwort. „Deshalb würde ich sagen: Ja, trotz großer Not und Armut hatte ich eine glückliche Kindheit.“ Spielzeug war kaum vorhanden, aber das machte nichts. „Wir haben aus Ästchen Schiffe gebastelt und mit Steinen gespielt. Das heißt, der Blick auf die alltäglichen Dinge des Lebens, die einen so umgeben, den habe ich von frühester Kindheit an gehabt.“

Maiwald hat im Laufe seines langen Berufslebens nicht nur für die Maus gearbeitet. Er machte zum Beispiel auch den „Spatz vom Wallrafplatz“, eine Kinderserie, die in den 70er Jahren so beliebt war, dass sie irgendwann an ihrem eigenen Erfolg zugrunde ging: Sobald das Team auf dem Wallrafplatz in der Kölner Innenstadt filmen wollte, bildete sich eine solche Menschentraube, dass die Arbeiten unmöglich wurden. „So ist es kaputt gegangen.“

 

Zahllose Male wiederholt wurde die aufwendige Puppenserie „Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“, für die viele Filmtricks eigens erfunden wurden. „Das war eine technische Pionierleistung.“

 

Die Maus aber ist es, die vor allem mit Maiwalds Namen verbunden bleibt. Noch immer ist er für die Sendung aktiv. „Ich kann mir nicht vorstellen, irgendwann komplett aufzuhören“, sagt er. Die Maus steht sogar als Marmorfigur in seinem Büro im Kölner Eigelsteinviertel hinter dem Hauptbahnhof. Eine Gegend voller Individualisten, nicht besonders hübsch oder sauber, aber dafür sehr lebendig.

 

Hier wird er auch seinen 80. Geburtstag in einer Kölschkneipe feiern. „Ich hätte eigentlich nicht unbedingt feiern wollen, aber meine Frau hat das so beschlossen.“ Das sagt er mit leicht ironischer Maus-Erzählstimme. Und fügt hinzu, dass er zwei Vorgaben gemacht habe: „Keine Geschenke! Und keine Reden! Es wird nie mehr gelogen als bei runden Geburtstagen und Beerdigungen.“