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Erinnerungen an die "Westfälische Rundschau": Jürgen Sauermann über die "Fünferbande"

"Wie gern habe ich dann nach dem Volontariat auch während der Studienzeit Urlaubsvertretungen gemacht", sagt Jürgen Sauermann, der sich für NEWSROOM an seine Zeit bei der "Westfälischen Rundschau" erinnert, die seit dem 1. Februar 2013 ohne eigene Redaktion erscheint.

Dortmund - Wie lange ist das her! 1959 nach dem Abitur am Zeppelin-Gymnasium Lüdenscheid war ich Volontär in der Lokalredaktion der Westfälischen Rundschau in Altena. Wie viele Lokalredaktionen es damals im Ruhrgebiet, Sauer- und Siegerland gab, weiß ich natürlich nicht mehr; "die Rundschau" war eigentlich überall - und überall geschätzt, zumal in der Arbeiterschaft der für die Region typischen vielen kleinen und mittleren Industrie- und Handwerksbetriebe. Wir waren nun mal das "SPD-Blatt" - im Wettstreit (auch ideologischem) mit der "Westfalenpost" sowie den eingesessenen Lokalzeitungen.

Lokalredakteur! Allround-Journalist zwischen Lokalpolitik und Polizeibericht,  zwischen Kaninchenzüchterverein und Konzertsaal - "irgendwie" war man ja auch wer!

Wie gern habe ich dann nach dem Volontariat auch während der Studienzeit Urlaubsvertretungen gemacht - in Lüdenscheid, Ennepetal oder Hagen. Und als ich gefragt wurde, den Feuilleton-Teil der Lokalredaktion in der Dortmunder Zentrale (die Bremer Straße werde ich nie vergessen) zu übernehmen, hatte die Theater- und Musikwissenschaft an der Kölner Uni einen Studenten weniger.

Dafür gab es in der Bremer Straße (und nach Redaktionsschluss zwischen 22 und 23 Uhr bei "Juppi Jakob" - Vereinslokal damals der Ringer von Heros Dortmund) eine "Fünferbande": Brigitte Lebens, Jürgen Cieslik, Thorsten Scharnhorst und Wolfgang Clement.

Und ebenso wenig wie Anfang der 60er Jahre daran zu denken war, dass aus diesem Kollegen-Quintett mal ein leibhaftiger Ministerpräsident und Superminister hervorgehen würde, haben wir uns vorstellen können, dass es die "Westfälische Rundschau" mit ihren Lokalausgaben einmal nicht mehr geben könnte.

Denn auch wenn der Titel erhalten bleibt und bei allem Verständnis für eine radikal umgepflügte Medien- und Kommunikationslandschaft: Eine Zeitung ohne eigene Redaktion und deren Identifikation mit ihrer Kundschaft?

Aus meiner  - zugegeben verklärten Sicht - nicht wirklich vorstellbar.

Der "Geist der WR" damals? Ich wage, ihn Solidarität zu heißen. Aber woran es lag bzw. liegt, dass es zu diesem Ende kommt - kommen musste? - kann ich aus  so weitem Abstand verständlicherweise nicht beurteilen.

Ich war zufällig in Lüdenscheid, als ich die Meldung auf diesem iPad las und anschließend bei der WR-Geschäftsstelle und WR-Redaktion im hässlichsten, fast leerstehenden Gebäude der Stadt (Sauerland-Center) vorbeiging. Symptomatisch? Immerhin logierte die WR "zu meiner Zeit" im jugendstilhaften Gewerkschaftshaus (erbaut 1914) im Herzen der Stadt.

Jürgen Sauermann hat bei der WR in Altena volontiert und später auch als Redakteur für die "Westfälische Rundschau" gearbeitet. Er war Redakteur beim Fernsehsender "RTL", Chefredakteur vom Fachblatt "Der Musikmarkt" und hat als Producer für die Neue Deutsche Filmgesellschaft München gearbeitet. Jürgen Sauermann lebt in der Samtgemeinde Jesteburg im nördlichen Niedersachsen.

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