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Ex-Springer-Vorstandschef Tamm gestorben

Nach dem Tod von Peter Tamm wird sein Lebenswerk an ihn erinnern: das Internationale Maritime Museum in Hamburg. Bevor Tamm sich seinem Lebenstraum widmete, brachte er beruflich den Verlag Axel Springer auf Kurs.

Hamburg (dpa) − Der frühere Vorstandschef von Axel Springer, Peter Tamm, ist tot. Er starb am Donnerstagabend im Alter von 88 Jahren im Kreise seiner Familie. Das teilten die Angehörigen am Freitag in der Hansestadt mit. Tamm hinterlässt seiner Heimatstadt Hamburg ein einzigartiges Maritimes Museum, das seine über Jahrzehnte gesammelten Exponate zur weltweiten Seefahrts- und Schifffahrtsgeschichte zeigt. Beim Springer-Verlag hatte der Hamburger von 1948 bis 1991 gearbeitet und war vom Journalisten bis zum Vorstandschef aufgestiegen. Er hinterlässt seine Ehefrau, fünf Kinder und acht Enkel.

 

Tamm stammte aus einer der ältesten Seefahrerfamilien Hamburgs, die Leidenschaft für Schifffahrt und Maritimes entwuchs seiner Kinderstube. Seinen kurzen Wehrdienst im Zweiten Weltkrieg leistete er bei der Marine auf dem Segelschulschiff „Gorch Fock“ ab.

Um Geld für ein Studium zu verdienen, heuerte er 1948 beim neu erscheinenden „Hamburger Abendblatt“ von Axel Springer an. Als Schiffsredakteur legte er mit einer Serie über das Schicksal Hamburger Passagierschiffe los. „Ich dachte, die neue Zeitung, keine Parteizeitung, unabhängig und überparteilich, müsste das doch interessieren“, sagte er einst in einem Interview des Blatts.

Nach zehn Jahren in der Wirtschaftsredaktion wechselte Tamm ins Verlagsgeschäft, brachte für Springer zunächst die damaligen Blätter des neu erworbenen Ullstein Verlags («Berliner Morgenpost“, „BZ») in Schwung. Von 1962 bis 1964 war er Verlagsleiter der „Bild“-Zeitung. Es schlossen sich führende Positionen bis zum Vorstandschef 1970 an.

Unter Tamms Ägide bis 1991 wurde ein Expansionskurs gefahren, der den Konzern mit Sitzen in Berlin und Hamburg zum führenden Zeitungsimperium in Deutschland machte. Nach Machtkämpfen im Verlag und Konflikten mit dem Filmhändler Leo Kirch musste Tamm 1991 vorzeitig ausscheiden. „Die Gewissheit, das Haus gut bestellt zu haben, gibt Ihnen das Recht, Ihr Lebensschiff nun in ruhigeres Fahrwasser zu lenken“, schrieb ihm der damalige Hamburger Bürgermeister Henning Voscherau (SPD).

Doch zur Ruhe setzte sich der Ex-Manager nicht, vielmehr arbeitete er für seinen Lebenstraum: 2008 eröffnete das Internationale Maritime Museum in Hamburg. Die Stadt überließ der „Peter Tamm sen. Stiftung“ das Grundstück mit dem historischen Speichergebäude unentgeltlich und investierte 30 Millionen Euro in die Stiftung. Im Gegenzug brachte Tamm seine einzigartige Sammlung mit tausenden Schiffsmodellen, Gemälden, Schiffstagebüchern, Navigationsinstrumenten, Uniformen und Waffen ein.

Die Ausstellungsstätte entwickelte sich zum Publikumsmagneten, 2015 kamen 110 000 Besucher. „Ein Museum, dass die Menschen auch von der Seefahrt träumen lässt, eines, das die maritime Seele Hamburgs widerspiegelt“, schwärmte Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) 2016 bei der Verleihung des Admiralsportugaleser in Gold an Tamm − eine Auszeichnung für besonderes Engagement in der Hansestadt. Tamm hinterlässt hier auch eine mittelständische Verlagsgruppe.