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Fritz Pleitgen: War in DDR bekannter als in der Bundesrepublik

Fritz Pleitgen: War in DDR bekannter als in der Bundesrepublik Fritz Pleitgen

Der frühere ARD-Korrespondent in der DDR hat die damalige Rolle der westdeutschen Berichterstattung für DDR-Bürger hervorgehoben.

Berlin (dpa) − Der frühere ARD-Korrespondent in der DDR, Fritz Pleitgen, hat die damalige Rolle der westdeutschen Berichterstattung für DDR-Bürger hervorgehoben. „Das haben uns die Leute auch immer wieder gesagt, wie wichtig für sie das Westfernsehen, das Westradio ist“, sagte der 83-Jährige am Dienstag bei der Vorstellung seines neuen Buches über sein Berufsleben im Kontext der Wende. Er war von 1977 bis 1982 ARD-Korrespondent in der DDR.

 

Pleitgen, der später auch über mehrere Jahre Intendant des Westdeutschen Rundfunks (WDR) war, ergänzte: „Die DDR-Führung hatte den Fehler begangen, indem sie ihre eigenen Medien völlig entmündigt hat. Und die hatten uns damit gewissermaßen das Feld freigelassen und in das sind wir gegangen.“ Menschen in der DDR seien abends gewissermaßen in Scharen ins Westfernsehen „desertiert“. „Ich war damals in der DDR bekannter als bei uns in Westdeutschland.“

 

Bei der Online-Buchvorstellung war auch Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) per Video zugeschaltet. Er plädierte mit Blick auf die Wende und die Erfahrungen der vergangenen rund 30 Jahre auf europäischer Ebene für mehr Respekt und gleiche Augenhöhe zwischen West- und Osteuropa. Es gelte, einen neuen Graben zwischen Ost und West zu verhindern. „In Deutschland befürchte ich das nicht mehr, aber in Europa ist die Frage überhaupt nicht entschieden“, betonte Schäuble.

 

Aus den Erfahrungen der vergangenen 30 Jahre in Deutschland könne man sagen: „Lasst uns verstehen, dass die anderen andere Erfahrungen haben und lasst uns begreifen, dass das genauso europäische Geschichte ist wie unsere.“ So wie Deutschland zu lange nur mit Westdeutschland identifiziert worden sei − „so ist doch Europa ja eben nicht nur Westeuropa“.