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Fritz Vorholz: "Im Technikjournalismus ist Vereinfachung notwendig"

"Technik allein reicht meines Erachtens nicht. Wirklich interessant wird es erst, wenn die Ökonomie dazu kommt", empfiehlt "Zeit"-Urgestein Fritz Vorholz jüngeren Journalisten, die sich für Technikjournalismus interessieren.

Berlin - Ingenieure sind aus Sicht von Fritz Vorholz nicht die besseren Technikjournalisten.

Zur Person: Fritz Vorholz, Jahrgang 1953, promovierter Volkswirt, seit 1988 bei der Wochenzeitung "Die Zeit".

 

Seit 1988 ist Fritz Vorholz bei der Wochenzeitung "Die Zeit". Foto: Nicole Sturz

 

Nach über zehn Jahren im Wirtschaftsressort von "Die Zeit" wechselte er 2000 ins Hauptstadtbüro nach Berlin. Vor seiner Tätigkeit bei der "Zeit" arbeitete er beim Deutschen Industrie- und Handelstag sowie bei der Zeitschrift "Impulse". Schwerpunkte der Berichterstattung von Fritz Vorholz sind Umwelt, Energie, Klimaschutz, nachhaltige Entwicklung.

Was macht für Sie guten Technikjournalismus aus?

Fritz Vorholz: Er muss technische Sachverhalte verständlich darstellen, aber keine „Bastelanleitungen“ liefern. Wer beispielsweise über Hochspannungs-Gleichstromübertragung berichtet muss dem Leser mitteilen, dass sich mit dieser Technik große Strommengen verlustarm über große Entfernungen transportieren lassen.

Technik ist heute überall. Ab wann sagen Sie, dass Sie ein Thema aufgreifen müssen?

Fritz Vorholz: Wenn eine Technik gesellschaftlich relevant wird.

Wenn Sie Zeitungen, Zeitschriften lesen, Radio hören oder Fernsehen schauen - glauben Sie, dass alle Journalisten, die über Technik berichten, auch die Technik verstehen?

Fritz Vorholz: Nein.

Was war für Sie das eindrucksvollste Erlebnis bei einer Technik-Recherche?

Fritz Vorholz: Der Besuch einer Fischer-Tropsch-Anlage zur Herstellung von synthetischem Bio-Kraftstoff.

Wie reagieren eigentlich Ihre Leser auf Ihre Beiträge? Gibt es viele, die schimpfen, dass man nicht akkurat genug berichtet hat? Und - wie genau muss man eigentlich berichten, damit man alle Nutzer zufriedenstellt?

 

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Fritz Vorholz: Es gibt immer mal wieder Beschwerden. Aber sie halten sich in Grenzen.

Bei welchem Thema würden Sie gerne intensiver recherchieren können?

Fritz Vorholz: Warum sich die Industrie mit der Herstellung sparsamer Autos so schwer tut. Mir ist bewusst, dass das allerdings nicht nur eine Frage technischen Vermögens ist.

Warum sollten sich jüngere Kollegen aus Ihrer Sicht heute für den Technikjournalismus entscheiden? Oder sollen Sie lieber in einem anderen journalistischen Feld arbeiten?

Fritz Vorholz: Technik allein reicht meines Erachtens nicht. Wirklich interessant wird es erst, wenn die Ökonomie dazu kommt.

Sind Ingenieure die besseren Technikjournalisten?

Fritz Vorholz: Nein. Ich habe den Eindruck, dass sie dazu neigen, vor den Vereinfachungen zurückzuschrecken, die journalistisch nötig sind.

Die Fragen an Fritz Vorholz, Redakteur der Wochenzeitung "Die Zeit", stellte Newsroom.de-Chefredakteur Bülend Ürük.