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Funke Mediengruppe und Christian Nienhaus gehen getrennte Wege

Kein Rausschmiss, wie es das "Handelsblatt" zuerst gemeldet hat, sondern eine Trennung aufgrund unterschiedlicher Ansichten - Christian Nienhaus, seit 1. Juli 2008 Geschäftsführer der heutigen Funke Mediengruppe, verlässt das Unternehmen.

Essen - Offiziell wollen sich die Gesellschafter, die Nachfahren von "WAZ"-Gründer Jakob Funke, am Donnerstag erklären. Schon jetzt steht fest, dass Mehrheitseignerin Petra Grotkamp mit dem Abschied von Nienhaus den einzigen erfahrenen Zeitungsmann in ihrer aktuellen Führungsmannschaft verliert. Ein erfahrener Nachfolger soll zeitnah präsentiert werden.

Der Springer-Deal ist mit Nienhaus Weggang nicht gefährdet, heißt es in Essen.

 

Damals schien die Welt noch in Ordnung zu sein: Christian Nienhaus und Bodo Hombach, die 2008 gemeinsam die Geschicke der WAZ Mediengruppe (heute: Funke Mediengruppe) führten.

 

 

Offiziell läuft der mit jährlich über einer Million Euro dotierte Arbeitsvertrag von Christian Nienhaus 2014 aus. Seit Herbst 2013 hat Nienhaus mit den Gesellschaftern über eine Verlängerung verhandelt - ohne Erfolg.

Bei den drei Gesellschaftern wurde Christian Nienhaus zuletzt nur noch von Klaus Schubries gestützt.

Schubries, Ehemann von Funke-Gesellschafterin Renate Schubries, amtiert seit April 2010 und noch bis 2015 als Sprecher der Funke Familien-Gesellschaft (FFG). Er unterstützte Nienhaus aber wohl auch nur, weil dieser vom Ehepaar Grotkamp und von Stephan Holthoff-Pförtner immer skeptischer beurteilt wurde. Aus Trotz sozusagen.

Ob fachliche Gründe eine Rolle spielten (Nienhaus ist ein exzellenter Zeitungsmann, seine Kenntnisse werden in der Branche geschätzt) - kann sein: Der Springer-Deal bereitet trotz aller Jubelmeldungen in der Öffentlichkeit im Haus auch reichlich Kopfschmerzen. Funke trägt das komplette Kartellrisiko, und dies ist weiterhin recht groß - ganz abgesehen von der Finanzierung des Deals und der Strategie dahinter. Der Deal mit Springer sei aber nicht gefährdet, heißt es in Essen.

Aber auch persönliche Gründe spielen wohl eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Vor allem Stephan Holthoff-Pförtner und Christian Nienhaus wurden einander immer fremder - obwohl es Helmut Kohls Anwalt Stephan Holthoff-Pförtner war, der Nienhaus 2008 von Axel Springer ins Ruhrgebiet gelotst hatte.

Holthoff-Pförtner hatte sich zuletzt stets gegen eine Verlängerung des Nienhaus-Vertrags stark gemacht. Nach dem aktuellen Gesellschaftervertrag war aber Einstimmigkeit bei der Vertragsverlängerung erforderlich.

Ganz bestimmt stand Christian Nienhaus am Ende aber auch sich selbst im Weg.

Funke-Kenner Klaus Boldt, der im Frühjahr zu Axel Springer wechselt, hatte den Diplom-Ökonomen Nienhaus im Frühjahr 2012 im "Manager Magazin" so charakterisiert: "Ein Mann von scharfer Sinnesart, aber schwacher Strahlkraft."

Und Klaus Boldt schrieb auch: "Der sei zwar alles andere als eine Idealbesetzung, weise Feinfühligkeitsdefizite auf, sei reizbar und neige zum Kollern. Aber er gilt doch als Autorität in seinem Fach. Es gibt nur wenige im Land, die mehr vom Zeitungsgeschäft verstehen als er. Vertrauten hatte der frühere "Bild"-Geschäftsführer bereits angekündigt, dass er sich irgendeinem dahergelaufenen CEO niemals unterordnen, sondern in dem Falle die WAZ verlassen würde."

Bei der Funke Mediengruppe steht ein Nachfolger mit tiefreichenden Kenntnissen aus der Zeitungsbranche bereits parat.

Bülend Ürük

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Handelsblatt (Kai-Hinrich Renner): Funke schmeißt Nienhaus raus

 

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