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Harald Schmidt wird 50: Die ARD feiert den Geburtstag ohne ihn

Am 24. August sendet die ARD den 90-Minuten-Film «Herr Schmidt wird 50, will aber nicht feiern».

Hamburg (dpa) - Herbert Feuerstein bringt es auf den Punkt. «Als ich Harald Schmidt kennen lernte, betrug der Altersunterschied zwischen ihm und mir 20 Jahre», rechnete der heute 70-jährige Komiker jüngst seinem alten Stammsender, dem Westdeutschen Rundfunk (WDR), vor. «Damals war ich 50 und er 30, wirkte aber wie 70. Jetzt bin ich 70, und er wirkt wie 60. Damit hat sich der Unterschied auf zehn Jahre verkürzt. Wenn das so weiter geht, würden wir, wenn ich 90 bin, gleich alt sein.» Das sei ihm aber egal, denn wenn einer von beiden sterbe, so Feuerstein, würde er eben allein weiter machen.

Feuerstein gehörte lange zu Schmidts treuen Weggefährten. Als Schmidt jedoch im Jahr 1995 zu Sat.1 wechselte, um mit seiner «Late Night Show» zum mehrfachen Millionär zu werden, blieb Feuerstein auf der Strecke. Schmidt wurde zum Star, er war am Puls der Zeit. Wer auf der Höhe sein wollte, musste abends Schmidt gesehen haben. Das hat sich nach seinem Wechsel zur ARD geändert. Nun, da Schmidt am nächsten Samstag (18. August) seinen 50. Geburtstag begeht, hat er seinen Rückzug auf Raten bereits angetreten. Manche sagen, er sei müde geworden. Sein Vertrag läuft noch bis 2008 - der Rest ist offen.

Das Publikum wird von Schmidts Geburtstag nichts mitbekommen. Der Jubilar selbst zieht sich zurück und feiert nur im engsten Kreis. Schmidt hat vier Kinder, einen Sohn und zwei Töchter von seiner jetzigen Partnerin Ellen Hantzsch und einen Sohn aus einer früheren Beziehung. Demnächst wird er zum fünften Mal Vater. Am 24. August sendet die ARD den 90-Minuten-Film «Herr Schmidt wird 50, will aber nicht feiern», eine Collage von Klaus Michael Heinz vom WDR, dem Sender, der den Kabarettisten und Entertainer einst groß gemacht hat. Diesen ARD-Film werde sich Schmidt aber nicht ansehen, sagt seine Managerin Sigrid Korbmacher, denn er habe nicht aktiv darin mitgewirkt.

Der ausgebildete Schauspieler Schmidt, als Sohn einer Kindergärtnerin und eines Verwaltungsangestellten im schwäbischen Nürtingen aufgewachsen und sozialisiert, wird sich auch nach seinem Geburtstag längere Zeit rar machen. Denn seine «Late Night Show» beginnt erst wieder im Oktober - und dann in Begleitung von Jungkomiker Oliver Pocher, der voraussichtlich Redaktionsleiter Manuel Andrack als Comoderator verdrängt. Statt zwei Mal wird Schmidt künftig auch nur noch einmal pro Woche auftreten, denn die ARD musste für den Polittalk von Frank Plasberg am Mittwochabend Platz schaffen.

Seine besten Auftritte, sagen seine Kritiker, hatte der ehemalige Messdiener, Pfadfinder, ausgebildete Schauspieler und Kabarettist vom Düsseldorfer «Kom(m)ödchen», als «Pssst...»-Moderator, im Duell mit dem zwei Köpfe kleineren Feuerstein in der Kultshow «Schmidteinander» im WDR und in den ersten Jahren bei Sat.1. Da nahm er unter anderem in einer unvergessenen Galavorstellung wenige Tage vor dem «Literarischen Quartett» im ZDF die Themen der Sendung mit eigenem Ensemble vorweg. Schmidt selbst imitierte den Starkritiker Marcel Reich-Ranicki. Eine Late-Night-Ausgabe moderierte er sogar auf Französisch. Sie wurde auch in Frankreich ausgestrahlt.

Schmidts Vorzüge: Im Gegensatz zu manchen Berufskollegen verfügt der mehrfach Ausgezeichnete (unter anderem Deutscher Fernsehpreis, Grimme-Preis, Goldene Kamera und Preis der beleidigten Zuschauer) über ein profundes Wissen und über einen Witz, mit dem er bis an die Grenzen geht, sie aber nicht überschreitet. So wagte er es, die Anschläge vom 11. September 2001 und die damit verbundenen Folgen vor allem in Deutschland im Fernsehen zu thematisieren, ohne ernsthaft Gefühle zu verletzen. Bemängelt wurde Schmidt gelegentlich vielfach wegen seiner Polenwitze und verdiente sich damit das Prädikat «Dirty Harry». An vielen Menschen ging jedoch vorbei, dass Schmidt in der Form, wie er sich lustig machte, mehr etwas über die Denkweise der Deutschen zum Ausdruck brachte als über die Wirklichkeit in Polen.

Zu den Tiefpunkten seiner Karriere gehörte zweifelsohne die Moderation des ARD-Klassikers «Verstehen Sie Spaß?», den er ab 1992 ein paar Mal präsentierte. Mit der Begrüßung «Liebe Insassen von Ludwigsburg» verscherzte er sich manche Sympathien des konservativen Publikums.

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