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Helmut Schmidt durfte bei der "Zeit" sein Gehalt selbst bestimmen

Auf die Frage, warum anders als früher bei Redaktionskonferenzen der Alkohol verbannt worden ist, sagt Schmidt: "Kann ich nicht erklären, und ich halte es nicht für eine positive Veränderung."

Hamburg - Als der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt vor

25 Jahren als "Zeit"-Herausgeber angeworben wurde, gewährte ihm der damalige Verleger Gerd Bucerius ein großes Privileg: "Er meinte: 'Das Gehalt bestimmen Sie selbst.' Ich habe gesagt, ich wüsste nicht, was die Herausgeberin Marion Dönhoff bekommt, aber er müsste mir dasselbe zahlen. Wenn man gleiche Gehälter bekommt, ist man auf gleicher Ebene, darauf habe ich Wert gelegt. Mit der ersten Gehaltsabrechnung habe ich gemerkt, dass Marion Dönhoff nicht übermäßig bezahlt wurde", sagt Schmidt dem "ZEITmagazin LEBEN".

Schmidt ist der Ansicht, der 1995 verstorbene Bucerius habe ihn mit einem konkreten Ziel angestellt: "Ich vermute, dass er gedacht haben könnte, der Schmidt ist wahrscheinlich ein auf Realismus bedachtes Gegengewicht zu den Idealisten in der Redaktion." Mit der Aufgabe sei ihm ein "großer Glücksfall widerfahren", urteilt Schmidt.

Die "Zeit" hat sich in den 25 Jahren nach Beobachtung von Schmidt

verändert: "Aber sie ist natürlich, der allgemeinen Entwicklung folgend, heute stärker auf Unterhaltung orientiert, während sie früher mehr auf politische Unterrichtung ausgerichtet war. Das ist sie heute auch noch, aber das Entertainment spielt eine größere Rolle

- muss es wahrscheinlich auch, denn die Leute wollen nicht immer bloß Politik lesen."

Auf die Frage, warum anders als früher bei Redaktionskonferenzen der Alkohol verbannt worden ist, sagt Schmidt: "Kann ich nicht erklären, und ich halte es nicht für eine positive Veränderung."